Ein Arzt, der Flüchtlingen entgegenkommt

29.9.2015, 11:00 Uhr
Ein Arzt, der Flüchtlingen entgegenkommt

© Foto: Tim Händel

Ghamin, der 1950 in Kabul zur Welt und in den 70er Jahren als Student nach Deutschland kam, erhielt den Preis für sein ärztliches Engagement in der Zentralen Erstaufnahmeeinrichtung für Asylbewerber (ZAE) in Zirndorf und in seiner Heimat Afghanistan. Bei einer Feierstunde überreichte Logenvorstand Frank Emmerich Ghamin die Urkunde sowie ein Vergissmeinnicht im Edelsteinkranz. Ghamin erfülle mit seiner humanitären Tätigkeit das, sagte Emmerich, wozu auch die Freimaurer aufgefordert seien: „Niemals der Not und dem Elend den Rücken zu kehren und sich gegen das Unrecht zur Wehr zu setzen.“

Der Muslim mit deutsch-afghanischer Staatsbürgerschaft ließ sich 1986 als Allgemeinarzt in Burgfarrnbach nieder. 1993 wurde sein Elternhaus in Kabul im Zuge des afghanischen Bürgerkriegs bombardiert. Ghamin reiste in seine Heimat und sah sich in Peshawar, wo er seine Mutter wiedertraf, hautnah mit der Flüchtlingsproblematik konfrontiert. Jahrelang leistete er von da an soziale und ärztliche Hilfe für Flüchtlinge aus Afghanistan in Pakistan. Unter anderem ließ er auf eigene Kosten Pflegekräfte und Arzthelferinnen ausbilden und förderte in Kabul die universitäre Ausbildung von Ärzten und Krankenschwestern.

Die Erlebnisse in seiner Heimat müssen Ghamin sensibilisiert haben für das Schicksal jener Flüchtlinge, die immer zahlreicher in Zirndorf eintreffen, folgerte der ehemalige Fürther Logenvorstand Dr. Roland Martin Hanke nun in seiner Laudatio. Wie berichtet, hat sich die medizinische Versorgung der Flüchtlinge in der ZAE, wo nach Angaben der Regierung von Mittelfranken aktuell jeden Tag 200 Flüchtlinge ankommen, zuletzt etwas verbessert. Auch wenn es das geplante medizinische Zentrum noch immer nicht gibt: Die Menschen, die hier auf engstem Raum unterkommen, müssen nicht mehr erst einen Krankenschein bei der Verwaltung beantragen, ehe sie den Doktor aufsuchen. Es gibt inzwischen tägliche Sprechstunden, und mehrere Ärzte unterschiedlicher Fachrichtungen nehmen an Ort und Stelle Untersuchungen vor. Jahrelang war Habib Ghamin der einzige niedergelassene Arzt, der regelmäßig in die ZAE fuhr.

Er nahm seinen oft schwer traumatisierten Patienten damit nicht nur beschwerliche Wege zu einer Praxis ab, er versorgte sie von Fall zu Fall auch auf eigene Rechnung mit nicht verschreibungspflichtigen Medikamenten. Ende 2014 spendeten Vertreter der Freimaurer-Logen von Fürth und Nürnberg sowie des Freimaurerischen Hilfswerks 10 000 Euro für die Anschaffung wichtiger medizinischer Hilfsmittel wie EKG-Gerät oder Sterilisator. In seiner Rede betonte Hanke, dass er und seine Kollegen auf einen „bescheidenen, stillen, beinahe schüchtern wirkenden“ Arzt trafen, der wohl deshalb zunächst so „zaghaft“ über die Versorgungsdefizite berichtete, weil er diese zuvor schon oft Entscheidungsträgern geschildert hatte, ohne dass sich je viel verbessert hätte. „Überall war die Verwaltung von Menschen, aber nicht deren Versorgung erkennbar“, so Hanke, der registrierte, dass es für die oft stundenlang wartenden Kranken „nicht einmal Stühle in dem Amtsflur“ gab.

Ghamin indes habe „aus erfahrenem Schicksal die Kraft gewonnen und genutzt, Heimatlosen und Verfolgten ohne Ansehen ihrer Religion, ihres Geschlechts oder ihrer ethnischen Herkunft Hilfe zukommen zu lassen“. Seine Lebenshaltung und Vorurteilsfreiheit zeichneten ihn als vorbildlichen Menschen aus, für den Mitmenschlichkeit Handlungsmaxime sei.

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