Ein bedeutender Mäzen

26.4.2004, 00:00 Uhr
Ein bedeutender Mäzen

© Archiv- Hans Winckler

Gundelfinger wurde 1921 in Fürth geboren und lebte mit seiner Familie zunächst in der Nürnberger Straße, dann am Bahnhofplatz. Er stammte aus einer Kaufmannsfamilie, die schon lange in Fürth ansässig war und 1875 die schweizerische Staatsbürgerschaft erhielt. Nach der Machtergreifung Hitlers übersiedelte die Familie nach Zürich. Zuvor jedoch erfuhr Werner Gundelfinger die Gewalt und Verfolgung durch die Nationalsozialisten am eigenen Leibe, ebenso wie sein Schulkamerad Henry Kissinger, ehemaliger amerikanischer Außenminister.

Gundelfinger gehörte zu den wenigen überlebenden Fürther Juden, die nach dem Ende des Nazi-Regimes in ihre Heimat zurückkehrten und dadurch die enge Verbundenheit zur Stadt und ihren Menschen trotz leidvoller Erinnerungen zeigten. Er baute das Familienunternehmen — eine Textilgroßhandlung — wieder auf und leitete sie bis Mitte der 60er Jahre.

Gleichzeitig setzte er sich dafür ein, dass auch in Fürth wieder jüdisches Leben neu entstehen konnte. Zusammen mit Jean Mandel und dem Stadtrat Leo Rosenthal war er Mitbegründer der Israelitischen Kultusgemeinde Fürth.

In den Nachkriegsjahren begann er jüdisches Kulturgut zu sammeln, das während der Pogromnacht 1938 aus den mittelfränkischen Synagogen geplündert worden war. Er kaufte die Stücke an, um sie vor dem Vergessen zu bewahren. So entstand eine kulturhistorisch bedeutende und für Franken exemplarische Judaica-Sammlung. Sie besteht aus synagogalen und häuslichen Ritualgegenständen sowie Fürther hebräischen Drucken aus dem 18. und frühen 19. Jahrhundert. Ein Teil der Sammlung stammt aus Ungarn, der Heimat von Werner Gundelfingers Ehefrau Suzanne.

Wertvolle Exponate

1991 vermachte die Familie ihre Sammlung dem Jüdischen Museum Franken. Werner Gundelfinger unterstützte die Idee, ein Jüdisches Museum in Fürth zu etablieren. 1999 wurde es eröffnet — mit vielen wertvollen Exponaten aus dem jüdischen Kulturleben, die das Paar Fürth schenkte.

Die Stadt Fürth verlieh ihm 1992 das Goldene Kleeblatt. Haim Rubinsztein, Vorsitzender der Israelitischen Kultusgemeinde, wird Werner Gundelfinger vermissen und als einen „guten, liebenswerten Mann und Gentleman der alten Schule in Erinnerung behalten“, wie er den Fürther Nachrichten sagte.