Ein Chef aus München für Fürths Polizei

20.4.2018, 21:00 Uhr
Ein Chef aus München für Fürths Polizei

© Foto: Pfrogner

Der Innenminister nennt ihn ein "Gewächs aus der Region" und das mit Recht: Michael Dibowski kam in Fürth zur Welt, wuchs in Langenzenn auf und lebt heute in Hagenbüchach, nur wenige Kilometer jenseits der Landkreis-Grenze.

Beruflich hat der neue Fürther Polizeichef die letzten 17 Jahre in München verbracht, im dortigen Präsidium, aber auch im bayerischen Innenministerium. Eine Zeit, die er nicht missen möchte, sagte Dibowski bei seiner offiziellen Amtseinführung.

Der heute 41-Jährige sammelte Einsatzerfahrung bei Fußballspielen, Festumzügen, dem Oktoberfest oder an Verbrechensschwerpunkten wie dem Münchner Hauptbahnhof. Geprägt hat ihn der schreckliche Amoklauf eines 18-Jährigen, der im Juli 2016 in der Landeshauptstadt neun Menschen tötete. "Das war ein Einsatz, auf den ich, so wie viele andere Kollegen, gerne verzichtet hätte, und den ich auch nicht mehr erleben möchte."

Jetzt also Fürth, seit 14 Jahren die sicherste Großstadt Bayerns. "Die Messlatte liegt hoch", räumte Dibowski ein und würdigte damit auch die Arbeit seines Vorgängers Peter Messing. Für ihn selbst erfülle sich mit dem Chefposten in einer Polizeiinspektion, noch dazu in seiner Geburtsstadt, ein "lange gehegter Wunsch".

Dass er seine fränkische Heimat näher am Herzen trägt als München, lässt Dibowski nicht unerwähnt. Die Fürther Kärwa sei sehr viel gemütlicher als das Oktoberfest, der Ronhof deutlich attraktiver als das Grünwalder Stadion der Münchner Löwen. Auf Einsätze beim Fußball freue er sich im Übrigen ganz besonders. Generell warten in Fürth "spannende und herausfordernde Aufgaben" auf ihn, die er in einem "breiten Netzwerk" aus Behörden, Justiz, Organisationen, Vereinen und Schulen anpacken möchte. Fest steht: Auch 2018 soll der Titel sicherste Großstadt Bayerns nach Fürth gehen.

Neonazis im Blick

Joachim Herrmann hat keine Zweifel, dass Dibowski das gelingen wird. Der bayerische Innenminister lobte nicht nur dessen Führungsqualitäten, sondern betonte auch, es habe sich schon früh abgezeichnet, dass der zielstrebige Hagenbüchacher zu Höherem bestimmt sei.

Fürths Oberbürgermeister nutzte die Gegenwart des Ministers, um einen Wunsch zu äußern: Nürnberg bekomme eine Reiterstaffel, die brauche Fürth zwar nicht, aber Polizisten auf Fahrrädern, "das wäre schön", so Thomas Jung. Dem neuen PI-Leiter schenkte er das Buch "Die Geschichte der Juden in Fürth" und erwähnte im selben Atemzug, dass die Stadt leider ein Problem mit "Nazi-Übergriffen" habe, beispielsweise an der Gedenkstätte für Rudolf Benario und Ernst Goldmann, die 1933 im KZ Dachau ermordet wurden. "Hier ist es wichtig, dass wir uns als demokratischer Rechtsstaat wehrhaft zeigen", gab Jung Dibowski mit auf den Weg.

Der neue Polizeichef setzt in den kommenden Jahren auch auf "das Vertrauen und die Mithilfe der Bürger". Passend dazu durfte er am Ende zwei neue Mitglieder in die jetzt 14-köpfige Sicherheitswacht aufnehmen. Dieter Weiland, Ausbildungsbeauftragter in einem Rechenzentrum, und der selbstständige Unternehmer Stefan Leikeim gehören nun zu den Ehrenamtlichen, die – parallel zum kommunalen Ordnungsdienst – an neuralgischen Punkte im Stadtgebiet nach dem Rechten schauen werden.

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