Ein Gläschen auf Schottland

18.9.2014, 16:00 Uhr
Ein Gläschen auf Schottland

Ihre Stimme haben James und Peter Wills längst abgegeben. Per Briefwahl haben sich die zwei Schotten an der Abstimmung beteiligt. Die Wahl ist ihnen leicht gefallen: „Wir sind dagegen“, sagt James Wills, und es klingt nicht so, als hätten die Brüder lange darüber nachdenken müssen. Ginge es nach ihnen, sollte Schottland weiterhin im Vereinigten Königreich verbleiben. „Die ökonomischen Folgen für das Land sind zu hoch, als dass sich eine Abspaltung rentieren würde“, schiebt James Wills nach – fast so, als müsse er sich für seine Entscheidung rechtfertigen.

Dabei müssen gerade Leute wie er und sein Bruder sehr genau abwägen, was auf sie als Unternehmer im Falle der Unabhängigkeit von Großbritannien und damit auch von Europa zukäme. Beide arbeiten im MarketingTeam der Whisky-Brennerei ihres Vaters Anthony. Er hat sie 2005 auf der Insel Islay gegründet. Das Eiland gehört zu den Inneren Hebriden, liegt vor der Westküste Schottlands — und lebt vom Whisky: Auf rund 3300 Bewohner kommen acht Brennereien.

Was ein unabhängiges Schottland für einen Betrieb wie den ihres Vaters bedeuten würde, können die zwei nur schwer abschätzen. „Es gibt natürlich Argumente für beide Seiten“, sagt James Wills, der betont, durchaus patriotische Gefühle für seine Heimatzu hegen. „Gerade deshalb möchte ich, dass Schottland im sicheren Hafen Großbritanniens verbleibt.“

Dass dies trotz letzter Umfrageergebnisse, die die Befürworter einer Abspaltung in der Überzahl sahen, noch passieren kann, davon ist er überzeugt. „Experten gehen von einer Wahlbeteiligung bis zu 80 Prozent aus“, sagt er. Dies erschwere es den Meinungsforschungsinstituten, eine gesicherte Prognose zu stellen. Grund: Normalerweise gehen bei Wahlen
viel weniger Menschen zur Abstimmung.

Auch Corinna Schwarz glaubt, dass der Ausgang noch ziemlich offen ist. Sie führt gemeinsam mit ihrem Mann einen Importhandel für Whisky und Spirituosen und vertreibt den edlen Stoff der Familie Wills. Sie war es auch, die die Verkostungs-Tour der Wills-Brüder durch Deutschland organisiert hat. Beruflich und privat ist Schwarz oft auch in Schottland unterwegs. „Die Schotten sind die Italiener des Nordens“, erklärt sie mit einem Schmunzeln. „Viele entscheiden sich erst ganz spontan, wo sie ihr Kreuzchen machen.“

James und Peter Wills jedenfalls sind heute Nacht in Wien. Bis 20 Uhr sind sie bei einer Verkostung, danach werden sie vor dem Fernseher oder Laptop sitzen und gespannt das Ergebnis abwarten.

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