Ein munterer Spuk

2.3.2016, 14:00 Uhr
Ein munterer Spuk

© Foto: Riemann

Seit der Krimiautor Jack Cameron und seine Frau Susie (Stephan Schmidt und Susanne Lauterbach als perfektes altes Ehepaar zwischen Kleinkrieg und tiefer Liebe) beim Baden in Italien ertrunken sind, geistern sie als Gespenster in ihrem einstigen Landhaus weiter. Sie haben dort gern ihre Ruhe und schaffen es auch, neue (noch lebende) Bewohner wieder zu vertreiben. Aber mitunter ist der Geister-Alltag auch ein bisschen fade – zumal wenn Er eigentlich gern ins Pub ginge und Sie von hübschen Kleidern träumt.

Seltsame Ereignisse

Da mietet sich zum Glück ein junges Paar im Cottage ein. Der Schriftsteller Simon Willis (Thomas Kiergassner hingebungsvoll als begeisterungsfähiger, aber talentloser Autor) freut sich mit seiner Frau Flic (resolut und sensibel: Anja Springalla) auf ein Kind. Das Leben am Land scheint für die beiden ideal. Wenn da nicht nur manchmal die Bilder an der Wand auf einmal schief hingen, Schlüssel verschwänden, Simons Schreibmaschine plötzlich wandern würde.

Ein bisschen Spuk muss schließlich sein. Und eigentlich wollen die Geister Jack und Susie die ungebetenen jungen Mitbewohner ja vertreiben. Aber die Aussicht auf ein Baby und das Mitleid mit dem glücklosen Jungautor erweichen das Herz des alten Paares. Und als auch noch Schwiegermutter Marcia (aristokratisch böse: Claudia Herr) das junge Glück bedroht, zeigen die „Guten Geister“, wie man Beziehungen kittet. Geist Jack wird zum „Ghostwriter“ für Simon, seine Frau Susie sucht mit der werdenden Mutter nach dem passenden Namen für das Kleine.

Flott inszeniert

Der Reiz dieser von Brigitte Riemann flott und witzig inszenierten Komödie: Die ungeplante Wohngemeinschaft der beiden Paare entwickelt sich ja nicht in herkömmlichen Dialogen. Die Geister bleiben unsichtbar und unhörbar, die Kommunikation der vier läuft indirekt und mit vielen Missverständnissen. Bald weiß der Zuschauer nicht mehr, ob sich gerade das alte Geisterpaar beharkt oder das junge Menschenpaar turtelt. Ein Schutzengel (desillusioniert ob des stressigen Himmelsjobs: Astrid Weißmann-Weigel) sorgt dafür, dass das Nebeneinander von Gespenstern und Lebenden nicht im Chaos endet.

Die Autorin Pam Valentine hat ihr 2014 erstmals in Deutschland vom Hamburger Ohnsorg-Theater gespieltes Stück mit klugen Fragen zum Diesseits und Jenseits garniert. Die Regie der „Erholung 27“ verzichtet zum Glück auf Dialekt, Lokalkolorit oder aktuelle Bezüge – und lässt dafür diese philosophischen Gedanken pointiert, aber lässig zur Geltung kommen: Gibt es einen Gott, wenn er doch selten Gebete erhört? Gibt es im Himmel modische Boutiquen oder ist es dort eher fade? Und: Wie schaut vollkommenes Glück aus? Die „Guten Geister“ wissen zwar nicht die Antworten, aber sie stellen gute Fragen. Sehr sehenswert.

 Weitere Spukereien im Saal des BiKuL in Fürth, Kapellenstr. 47, am 11. /12. März um 19.30 Uhr und am 6. März um 15 Uhr sowie im Bürgersaal in Tuchenbach am 9. April um 19.30 Uhr. Am 16. April geistert die Bühne Erholung zugunsten der Asylgruppe Zirndorf durch den kleinen Saal der Paul-Metz-Halle in Zirndorf. Und am 30. April spuken sie zum letzten Mal im Badsaal in Schnaittach. Information unter www.buehneerholung.de. Karten für die Fürther Vorstellungen: bei den Fürther Nachrichten, Rudolf- Breitscheid-Str. 19 und unter Telefon (0911) 75 22 58 oder (09103) 79 77 33.

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