Ein Ort im Abseits des ÖPNV

21.6.2016, 16:00 Uhr
Ein Ort im Abseits des ÖPNV

© Foto: Hans-Joachim Winckler

Es trifft nicht nur Senioren, die sich nicht mehr ans Steuer setzen wollen, sondern auch Schulkinder. Sie müssen sich auf den 126er verlassen, der zwischen Obermichelbach und Fürth auch durch Ritzmannshof fährt. Wenn die Zenn über die Ufer tritt, macht er allerdings einen Bogen um Ritzmannshof, wendet in Rothenberg und steuert über Vach das Atzenhofer Bürgerhaus an. Von hier aus ist aber selbst der Fußweg nach Ritzmannshof abgeschnitten, weil dazwischen die Zenn fließt.

Weshalb die Busse nicht mehr wie bis vor zwei Jahren die Flexdorfer Straße auf der Ritzmannshofer Seite der Zenn benutzen können, will nicht nur Angela Neubert nicht einleuchten, die als Mutter eines Schulkindes und Tochter betagter Eltern die Misere seit Jahren kennt. Schließlich wurde diese Strecke früher auch vom Schwerlastverkehr einer hier angesiedelten Fassadenputzfirma benutzt. Schwere Traktorgespanne verkehren noch immer darauf.

„Es ist frustrierend, wenn man versucht, eine Verbesserung anzuregen, stößt man immer nur auf Ablehnung“, fasst Angela Neubert die Erfahrungen mit ihren Bemühungen bei der Stadt Fürth und dem Landkreis zusammen. Für den Fürther Straßenverkehrsamtsleiter Hans-Joachim Gleißner sprechen die beengten Verhältnisse in der Flexdorfer Straße gegen einen Busverkehr. Wiederholt sei es früher in der Flexdorfer Ortsdurchfahrt zu Karambolagen gekommen. Dass es für Busse eng wird, bestätigt Alexander Stäbner von dem Obertrubacher Busunternehmen Schmetterling Reisen, das vor einem Jahr wegen eines günstigeren Angebots den Betrieb der Landkreislinie 126 vom bis dahin zuständigen Unternehmen OVF übertragen bekommen hat. Stäbner: „Unsere mit Klimaanlage ausgestatteten Busse sind schon etwas größer, als die früher hier eingesetzten.“

Nur Ablehnung auf Vorschläge

Ausweglos ist die Misere nach Ansicht des Unternehmenssprechers gleichwohl nicht. Schon vergangenes Jahr habe man das Landratsamt auf den Notstand bei Hochwasser aufmerksam gemacht und den Einsatz von neunsitzigen Kleinbussen auf der hochwasserfreien Flexdorfer Straße angeboten. Ein Vorschlag, der bislang jedoch aus Kostengründen ebenso abgelehnt worden sei, wie das Angebot eines Ruftaxis, das auf Anforderung verkehrt. Auch die Stadt Fürth mache keine Anstalten, etwas zum Beheben des Missstandes zu tun.

Angela Neubert nimmt es mit Galgenhumor: „Wir haben jetzt selbst Maßnahmen ergriffen und packen unserem Sohn statt des Pausenbrots bei Hochwasser immer ein Schlauchboot ein. Somit ist der Schulweg gesichert, wenn die Stadt Fürth das schon nicht geregelt bekommt.“

Die schlechte Verkehrsanbindung macht auch ihr selbst zu schaffen. Gerne würde sie abends mal ohne Auto in Fürth ausgehen, doch ein Nightliner ist für Ritzmannshof Fehlanzeige. Dabei fährt der sogar bis Wilhermsdorf. Und der Fußweg vom besser angebundenen Atzenhof aus ist bei Dunkelheit gefährlich. Auch mehrfache Bemühungen um einen Radweg hatten bisher keinen Erfolg.

 

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