Ein Querdenker an der Spitze des katholischen Dekanats

1.11.2011, 22:00 Uhr
Ein Querdenker an der Spitze des katholischen Dekanats

© Winckler

Die offizielle Amtseinführung auch von Kraus als stellvertretendem Dekan soll es zu einem späteren Zeitpunkt geben. Laut Hermany findet sie im Rahmen eines Festgottesdienstes mit anschließendem Stehempfang voraussichtlich am Sonntag, 20. November (Totensonntag) um 16 Uhr in St. Otto, Cadolzburg, statt. Fest steht: Der Bamberger Erzbischof Ludwig Schick hat Hermany zum neuen Leiter des Dekanats ernannt, nachdem sich die hiesige Pastoralkonferenz im Oktober mit „23 von 24 Stimmen“, wie Hermany auf Anfrage gutgelaunt erklärte, für ihn entschieden hatte. Einen Gegenkandidaten gab es nicht. Hermany lachend: „Irgendeiner musste es tun, und ich war der einzige Depp, der sich gemeldet hat.“ Als Dekan ist Hermany künftig oberster Repräsentant von mehr als 55000 Katholiken. Dennoch werde er, wie er selbst sagt, damit einen „Titel ohne Mittel“ tragen, denn für die zusätzliche Arbeit gebe es kaum mehr Geld.

Hermany, der am 11. November 55 wird, kam in der Nähe von Heidelberg zur Welt. Er war das Nesthäkchen in der Familie, der kleine Bruder zweier älterer Schwestern. Er lernte den Beruf des Hotelfachmanns, holte aber nach drei Jahren Praxis am Bamberger Theresianum sein Abitur nach und entschied sich dann, Theologie zu studieren und Priester zu werden. Fünf Jahre war er vor seinem Amtsantritt in Cadolzburg Pfarrer der Fürther Gemeinde St. Heinrich. Viele Menschen dort schätzten ihn wegen seiner direkten, offenen Art. 1998 verabschiedeten sie ihn mit Bravorufen, Tränen und Beifallsstürmen.

André Hermany gilt als kreativer Querdenker, der gern provoziert und mitunter aneckt. Für jede Menge Gesprächsstoff sorgte eine Todesanzeige für Jesus von Nazareth. Hermany hatte sie vor einigen Jahren am Karfreitag in den FN geschaltet, um auf den Gottesdienst aufmerksam zu machen. Mit Erfolg: Die Kirche war proppenvoll.

Keine Negativschlagzeilen

Wegen dem notorischen Priestermangel muss sich einer wie er um vier Pfarreien kümmern. Dabei bleibt Zeit auf der Strecke, manchmal auch die Gesundheit. Schon vor Jahren erlitt Hermany einen Hörsturz. Heute sagt er: „Man kann nur an einem Ort sein“, man müsse Abstriche machen. „Auch meine Mitbrüder werden Aufgaben übernehmen müssen.“ Und doch hat sich Fürths künftiger Dekan Großes vorgenommen. Er will weg von den Negativschlagzeilen um Pfarrer, die Millionen veruntreuen und Kinder missbrauchen. Denn die katholische Kirche habe ja auch eine „lebensfrohe Seite“.

 

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