Ein Treppenhaus ohne Stromfresser

1.6.2012, 11:00 Uhr
Ein Treppenhaus ohne Stromfresser

© dpa

Franz Kellner (58) aus Stein hat in seiner Wohnung längst von Glühbirnen auf Energiesparlampen umgestellt. Was ihn störte: Draußen, im Treppenhaus, waren noch immer die alten Stromfresser im Einsatz. Der Rentner ist zwar nicht der Hausmeister, sondern nur normaler Mieter. Aber er wusste, was viele Leute nicht wissen: dass es nämlich für Durchgangsräume, wo das Licht oft ein- und ausgeschaltet wird, spezielle Energiesparlampen gibt.

Kellner setzte sich hin und begann zu rechnen. Bei sieben Mietparteien im Haus, überlegte er, werde die 60-Watt-Birne der Deckenleuchte im Erdgeschoss des Treppenhauses im Schnitt 20 Mal pro Tag angeschaltet. So oft brenne dann circa drei Minuten lang das Licht, insgesamt eine Stunde am Tag.

Kellners Rechnung sah also etwa so aus: 0,06 Kilowatt x 1 Stunde x 365 Tage – 21,9 kWh im Jahr. Bei einem Strompreis von vielleicht 0,20 Euro pro kWh kostet die einzelne 60-Watt-Birne im Betrieb also 4,38 Euro pro Jahr. Zum Vergleich: Eine 11-Watt-Energiesparlampe verbraucht 4,015 kWh Strom, sie so lange zu betreiben, kostet 0,80 Euro. Macht einen Unterschied von 3,58 Euro pro Jahr – bei einer einzigen Lampe.

Kellner überzeugte die Hausverwaltung davon, in allen öffentlich zugänglichen Bereichen wie Treppenhaus, Keller, Dachboden umzusatteln. Das ist nach und nach geschehen, auch in anderen Häusern der Wohnanlage. Michael Weschta, Geschäftsführer der zuständigen Immobilienverwaltung Wilhelm, ist zufrieden: Allein in Kellners Haus, sagt er, hätten sich die Stromkosten „fast halbiert“.

Kellner ist schon wieder einen Schritt weiter. Es gebe interessante neue Lampen, sagt er. „Die halten noch mehr aus als die bisherigen Modelle.“ Doch wegen der hohen Anschaffungskosten ist die Hausverwaltung zurückhaltend. Einen Stückpreis von fast 40 Euro, meint Weschta, müsse man ja erst mal wieder reinholen. Kellners neue Anregung soll in der Eigentümerversammlung debattiert werden.

Tina Kienzl, Umweltexpertin der Verbraucherzentrale Bayern, zum Einsatz von Energiesparlampen:

Energiesparlampen brauchen im Vergleich zu herkömmlichen Glühlampen bis zu 80 Prozent weniger Energie. Das Angebot an diesen Kompaktleuchtstofflampen ist sehr groß, doch nicht jede Lampe eignet sich für jeden Einsatz gleich gut. Ratsam ist es daher, sich bereits vor dem Kauf zu überlegen, wofür man die Energiesparlampe braucht. Ist sie für Flur oder Treppenhaus gedacht, wo sie häufig ein- und ausgeschaltet wird, kommt es auf eine hohe Schaltfestigkeit an. Auch eine kurze Anlaufzeit, das heißt ein schnelles Erreichen der Lichtleistung, ist für Orte entscheidend, an denen die Lampe nur kurz brennt. Weitere Kriterien sind zum Beispiel die Lichtfarbe (warme Töne für Wohnräume, kühlere Töne für Arbeitsräume), die Lebensdauer und die Dimmbarkeit.

Wichtig ist, Energiesparlampen nicht über den Hausmüll zu entsorgen, da sie geringe Mengen an Quecksilber enthalten. Sie können beim Wertstoffhof oder teilweise auch beim Handel abgegeben werden.

Mindestens so effizient wie Energiesparlampen sind LED (Leuchtdioden). Sie verfügen über eine sehr lange Lebensdauer und werden bisher vor allem für punktuelle und ergänzende Beleuchtung eingesetzt. Räume komplett auszuleuchten, schaffen sie noch nicht, und die Preise sind noch recht hoch. LED gelten aber als Technik der nahen Zukunft.

Übrigens: Ab 1. September 2011 dürfen keine 60-Watt-Glühlampen mehr in den Handel gebracht werden.

Das Umweltbundesamt (UBA) nimmt zu jüngsten Meldungen Stellung, wonach Energiesparlampen beim Betrieb krebserregende Stoffe freisetzen sollen. Laut UBA fallen die Konzentrationen, die in Innenräumen zu erwarten sind, aber vernachlässigbar niedrig aus. Die Behörde kommt zu dem Schluss: „Gesundheitsprobleme sind darum nicht zu befürchten.“

 

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