Ein Universum voller Wunder

16.4.2007, 00:00 Uhr

Wie er das alles schafft? Durch die Hilfe seiner Ahnen und Geister. Denn Twins ist das einzige überlebende Kind von sieben Zwillingspaaren, die seine Mutter zu Welt brachte. Nach dem Glauben seines Volkes, der Yoruba, leben seine toten Geschwister weiter, er trägt sie in sich und lebt ihre Leben. Prince ist ein «Abiku», ein Geisterkind, das sieben Mal geboren werden musste, bis es sich entschied, zu bleiben. Das drückt sein Name aus.

Und damit ist auch seine Malweise gut beschrieben. Was derzeit in der Galerie in der Promenade zu sehen ist, mag man kaum einem Künstler alleine zutrauen, eher einer Gruppe. Twins, der Mann ohne Bremse, malt tausenderlei Szenen aus dem nigerianischen Alltag, verschachtelt sie, füllt große Figuren mit kleinen. Seine Technik nennt er «Sculpture-Paintings», weil er dünne Lagen von bemaltem Holz aufeinander heftet und so eine plastische Wirkung erreicht.

Die Gesichter seiner Helden sehen aus wie tätowiert und sind durch das strahlende Weiß ihrer Augen unverkennbar. Da gibt es Schildkröten, die Menschen sein wollen, Untiere, die von Jägern gefangen werden, traditionelle Heiler und Masken, Bauern, magische Rituale und tausend Träume, Symbole, Ornamente.

Eine großartige Ausstellung, die man gesehen haben muss, wenn man nicht der ignoranten Haltung aufsitzen will, in Afrika gäbe es nur Kultobjekte oder Künstler, die nach verschütteten Wurzeln suchen. Twins ist beides: modern und in seinen Traditionen verhaftet, die er nie verlassen hat.

CLAUDIA SCHULLER