Eine Brücke in die Steiner Kindheit

7.6.2017, 11:00 Uhr
Eine Brücke in die Steiner Kindheit

© Foto: Thomas Scherer

Werner Knaupp schuf das große Werk aus farbig lackiertem Eisen 1986 in der Werkstatt von Schmiedemeister Hans Hahn in Winkelhaid als abschließende Arbeit einer Reihe von Stahlplastiken. 1987 war es im Münchener Lenbachhaus ausgestellt.

Der Professor für Malerei an der Akademie der Bildenden Künste in Nürnberg nutzt mit seinem straff geschwungenen Bogen zunächst eine geometrische Grundform, dann jedoch lädt er sie auf, zerlegt sie, ohne sie zu brechen. Ausführlich hat er die Eigenschaften des Stahls erprobt, seine Festigkeit, Härte, Dehnbarkeit, Korrosionsbeständigkeit. Die "Große Hülle" verbindet Gefühle der Last und Schwere mit dem Thema Leichtigkeit, erforscht die Beziehung von Maß und Gewicht sowie den Kontrast von verdichteter Masse und Leere beziehungsweise von konkreter und imaginärer Form. Linie und Masse werden sorgsam verglichen. Die gebogene Bahn ist einerseits eine krumme Linie, andererseits scheint sie sich zu bewegen, zu schwingen, sich in den Raum zu öffnen.

Die technoide Plastik steht für sich selbst, ist bewusst nicht figürlich gestaltet und spürt ganz der Energie des Eisens nach. Trotzdem kann natürlich jedermann seinen Assoziationen freien Lauf lassen, von einem Bogen des Lebens bis hin zur verbindenden Brücke. Dass Knaupp mit Eisen arbeitete, lag an seiner Faszination für Feuer und die Verwandlungen, die es bewirkt. Dieses Interesse führte ihn bereits auf Vulkane hinauf, nach Indien, wo er der Verbrennung von Leichen beiwohnte, sowie ins Nürnberger Krematorium. Die Bilder, die er nach diesen Eindrücken schuf, wurden berühmt. Eine Fortsetzung fanden sie in den Eisenskulpturen, die ihrerseits im Feuer ihre Gestalt annahmen.

Knaupp freut sich besonders über den Standort: "Ich habe vielfältige Bezüge zur Stadt Stein, denn ich bin dort aufgewachsen. Im Laufe der Jahre gab es Ausstellungen meiner Werke, ich habe ein Farbkonzept für Faber-Castell entwickelt und vieles mehr. Genau in dem Park, den jetzt meine Skulptur schmückt, haben wir als Kinder gespielt und die Welt entdeckt, das ist ein sehr schönes Gefühl."

Gemeinsam mit Bürgermeister Kurt Krömer hatte er sich auf die Suche nach dem perfekten Ort gemacht, bis die Entscheidung auf den Stadtpark gegenüber der ehemaligen Krügel Wohnwelt fiel. So ist der künstlerische Blickpunkt auch von der Straße aus sichtbar und kann dem neuen Wohnviertel, das hier entsteht, als Mittelpunkt dienen.

Vorher jedoch war viel zu tun. Die "Große Hülle", die jahrelang in Knaupps Atelier stand, musste überarbeitet, für draußen wetterfest sowie sicher vor Vandalismus gemacht werden. Dies wurde mit aufwändiger Hilfe zweier Schmiedemeister bewerkstelligt. Nun zeigen sich interessante Licht- und Schattenspiele auf dem Orange. Und für den 81-jährigen Knaupp schließt sich ein Kreis: "Ich bin sehr glücklich über das Ergebnis."

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