Eine eigene Schule für die Kinder der Firma

16.2.2011, 22:00 Uhr
Eine eigene Schule für die Kinder der Firma

© André De Geare

Elisabeth Döbler-Scholl spricht voller Begeisterung vom Frieda-Lang-Haus. „So was Tolles! Wenn es das schon gegeben hätte, als meine Kinder klein waren, hätte mir das viel Zeit und Nerven gespart.“ Döbler-Scholl ist Abteilungsleiterin bei Mekra Lang und mitverantwortlich für die Projektgruppe Frieda- Lang-Haus. Benannt ist diese nach der Frau, die die Firma 1932 mit ihrem Mann Hans Lang gründete und vom ersten Tag an im Betrieb mitarbeitete, später auch als Mutter. Die gemeinnützige Frieda-Lang-Haus-gGmbH ist eine Tochter von Mekra Lang, die seit 2006 eine private Kindertagesstätte und seit Herbst 2009 eine private Grundschule nach der Pädagogik von Montessori betreibt.

Mekra Lang produziert im Jahr, so Geschäftsführer Hermann Lang, 13 Millionen Autospiegel an den Standorten Fürth und Ergersheim bei Bad Windsheim. In Stadeln beschäftigt der weltweit operierende Konzern 150 Mitarbeiter (Verwaltung, Spiegelglasfertigung), in Ergersheim arbeiten 1000 Beschäftigte (Entwicklung, weiterverarbeitende Produktion). Das sind so viele Menschen wie die Gemeinde Einwohner hat, wobei die Belegschaft laut Lang aus einem Umkreis von 50 Kilometern kommt. Kita und Schule unterhält Mekra Lang in Ergersheim. Lang erklärt das mit der ländlichen Struktur und dem Mangel an Betreuungsangeboten. In Fürth löse man die Probleme anders, denn hier, das habe eine interne Umfrage gezeigt, bestehe nicht diese Art von Bedarf.

Angefangen hat alles mit einem Brückentag 2005, erzählt Döbler-Scholl. Einige Frauen aus der Produktion wussten damals nicht, wohin mit ihren Kindern. Hermann Langs Cousine Susanne Lang, ebenfalls Geschäftsführerin und Mutter einer kleinen Tochter, habe kurzerhand eine gelernte Erzieherin, die am Fließband arbeitete, mit der Betreuung dieser Kinder beauftragt. „Wir haben ein paar Spielsachen zusammengetragen, ein Eck in der Kantine abgeteilt und so das akute Problem gelöst.“

Die tatkräftige Chefin habe daraus immer mehr gemacht. Büroräume wurden umfunktioniert, eine Kletterwand errichtet, eine Köchin angestellt... Heute, sagt Döbler-Scholl, werden auf dem Firmengelände 105 Kinder im Alter von sechs Monaten bis zwölf Jahren betreut. Die Eltern — zur Hälfte etwa „Mekraner“ — kostet das Gebühren, die sich laut Döbler-Scholl nach dem Einkommen richten und die in Härtefällen ein Förderverein übernimmt. Geöffnet ist, produktionsbedingt, von 5.30 Uhr bis 18 Uhr, auch in den Ferien und auch für die zurzeit 15 Schulkinder.

Döbler-Scholl hält den Weg, den ihre Chefin eingeschlagen hat, für segensreich. Denn: „Für manche unserer Frauen, gerade die Alleinerziehenden, wäre die Alternative HartzIV.“ Auch Hermann Lang steht hinter dem Betreuungsprojekt. Nicht nur, „weil wir sozial eingestellt sind“, sondern auch aus wirtschaftlichen Erwägungen. Denn: „Es ist immer schwierig und kostet Geld, wenn man langjährige und gut eingearbeitete Mitarbeiter verliert, ganz oder auf Jahre, nur weil sie Arbeit und Familie nicht unter einen Hut bringen.“ Das betreffe Fachkräfte ebenso wie Mitarbeiter in der Produktion. Jutta Küppers, Abteilungsleiterin im Fürther Jugendamt und Sprecherin des Fürther Bündnisses für Familien, ist sicher, dass es Betriebe gibt, die ihren Mitarbeitern zum Nutzen der Familie entgegenkommen, ohne dass dies öffentlich bekannt würde. Das Engagement von Mekra Lang aber nennt sie „absolut vorbildlich“.

Wie berichtet, wurde auch das Bündnis vom Familienministerium in Berlin ausgezeichnet, weil es seit 2009 dafür sorgt, dass Schulkinder in den Ferien betreut werden, heuer erstmals auch an Ostern. Die 20 Plätze pro Woche stehen vorrangig Kindern von Mitarbeitern der Firmen zur Verfügung, die bei dem Projekt mitmachen und je Sprössling die Hälfte der Kosten tragen. Das sind Uvex, Siemens, Ringfoto, Kurz und — Mekra Lang.