Eine Fürther Kontorevolution sorgt für Aufsehen

26.11.2014, 06:00 Uhr
Eine Fürther Kontorevolution sorgt für Aufsehen

© Horst Linke

Diese Werbung ist nicht zu übersehen: Auf knalligem Rot prangt in weißen Lettern die Wortschöpfung „Zurückgeschenk“. Ein Firmenname ist nicht zu finden, lediglich ein QR-Code und die Internetadresse www.mehr-giro.de. Man muss kein Marketingexperte sein, um zu erkennen: Hier will jemand Neugier wecken. Seit einigen Tagen bewirbt die Sparkasse Fürth massiv ihr neues Girokonto. Die über 80 000 Bestandskunden erfuhren vor vier Wochen per Brief, dass ihr Konto zum Jahreswechsel auf das neue Modell umgestellt wird. Dessen Dreh- und Angelpunkt ist eine „Vorteilswelt“: Wer mit seiner Sparkassenkarte bezahlt, erhält bei 53 Geschäften und Gastro-Betrieben in Stadt und Landkreis sowie bei über 500 Online-Händlern einen Rabatt zurückvergütet – das Zurückgeschenk, wie es bei der Bank heißt.

Thomas Mück nennt das eine „Kontorevolution“. Spricht er davon, gerät der Marketingleiter der Sparkasse Fürth ins Schwärmen. In Deutschland, wo ihm zufolge Banken eher auf Bewährtes vertrauen, sei dieses Vorteilssystem, das Online-Händler und lokale Geschäfte einbezieht, einzigartig. Bald, da ist er sich sicher, wird die Presse bundesweit davon berichten.

Dass die Sparkasse in ihrer schönen neuen Kontowelt gleichzeitig die Gebühren deutlich erhöht hat, gefällt nicht jedem. Für die einfache Variante, das „Mehr.Giro vario“ fallen künftig monatlich 3,90 Euro an – statt bislang 3,33 Euro: ein Plus von fast 20 Prozent. Hinzu kommt: Für jede Last- oder Gutschrift, jede einzelne Online-Buchung werden fünf Cent fällig. Von „marktgerechten Konditionen“ ist in dem Brief der Sparkasse an ihre Kunden die Rede, doch das will ein erboster FN-Leser so nicht stehen lassen: „Der Markt sagt mir, dass diese Preisbedingungen schlecht sind.“ Bei Freunden und Bekannten, die ebenfalls zur Sparkassenkundschaft zählen, sei der Ärger darüber groß.

Wer nicht für jede einzelne Online-Buchung zahlen möchte, den verweist Marketingleiter Mück auf das „Mehr.Giro komfort“. Dessen Grundgebühr beträgt allerdings 5,90 Euro (zuvor: 4,44 Euro oder 5,55 Euro). Mück fände es jedoch bedauerlich, wenn das „revolutionäre“ Modell rein auf diesen Kostenpunkt reduziert wird. Sinn und Zweck der Vorteilswelt sei doch, dass die Einsparungen die Ausgaben am Ende überwiegen. Die Vorteilswelt gebe ganz bewusst Geld zurück – und nicht Bonuspunkte wie andere Rabattsysteme.

Sieben Prozent Rabatt gibt es bei den meisten Händlern, die allein für diese Mindereinnahmen aufkommen, im Gegenzug macht die Sparkasse auf verschiedenen Ebenen Werbung für sie. Mück rechnet vor: Wer bei einem Sportgeschäft in der Friedrichstraße Laufschuhe für 100 Euro kauft und mit Sparkassenkarte zahlt, bekommt am nächsten Tag sieben Euro rückvergütet. „Mit nur einem Einkauf!“ Aufs Jahr hochgerechnet, zahlt ein Kunde etwa 70 Euro für das „Mehr.Giro komfort“: Er müsste bei den Händlern der Vorteilswelt also Waren im Wert von 1000 Euro einkaufen, um die Gebühren komplett zu sparen. Realistisch?

Absolut, sagt Mück und verweist auf die große Zahl von beteiligten Händlern, die vor allem vor Ort noch wachsen soll. Er ist stolz darauf, dass sich neben Ketten wie Burger King viele Geschäfte aus der Fürther Innenstadt beteiligen. Der örtliche Einzelhandel sei sehr angetan und hoffe, dass dadurch mehr Menschen den Weg ins Zentrum finden.

Nicht jeder Kunde teilt diese Begeisterung: „Wo ich zu welchen Konditionen ein Produkt kaufe, sollte mir überlassen bleiben“, schreibt ein Fürther den FN. Den kritischen Stimmen zum Trotz ist die Resonanz auf die Vorteilswelt überwiegend positiv, beteuert Thomas Mück. Manche Kunden hätten aber Bedenken in Sachen Datenschutz. Mück beruhigt: „Die Daten sind sicher.“ Bei der Vorteilswelt arbeitet die Sparkasse mit dem Dienstleister card4you zusammen.

Das neue Gebührenmodell sei für viele sicher „ungewohnt“, räumt Mück ein, ist aber guter Dinge: „Wenn die erste Rückvergütung auf dem Konto eingeht, wird das für viele zum Aha-Erlebnis.“

38 Kommentare