Eine ganz besondere Baustelle in und um St. Rochus

21.5.2016, 06:00 Uhr
Eine ganz besondere Baustelle in und um St. Rochus

© Athina Tsimplostefanaki

Herr Kaiser, was sind Sie momentan mehr – Bauherr oder Pfarrer?

Markus Kaiser: Pfarrer steht immer an erster Stelle. Andererseits bin ich seit 2008 in St. Rochus und seitdem baue ich mit dem sehr aktiven Kirchenvorstand: den ersten Bauabschnitt in der Kirche, einen Kindergartenneubau, eine Kindergartensanierung, die Sanierung des ersten Pfarrhauses und die Generalüberholung des Kirchplatzes.

Sind Sie inzwischen Bauexperte geworden?

Kaiser (schmunzelnd): Zumindest weiß ich, was schiefgehen kann.

Läuft in St. Rochus derzeit alles glatt?

Kaiser: Bislang schon. Wir sind voll im Zeitplan. Aber bei einem historischen Gebäude, immerhin sind die ältesten Bestandteile 900 Jahre alt, ist man vor Überraschungen nicht gefeit.

Was ist eigentlich der Grund für die aktuellen Arbeiten?

Kaiser: Die Statik im Dachgebälk stimmt nicht, und das gefährdet das ganze Gebäude. Die horizontalen Kräfte der Dachkonstruktion haben zu Rissen im tragenden Mauerwerk geführt. Außerdem steht schon lange die Restaurierung unserer Kunstgegenstände an.

Sind an den Statikproblemen frühere Sanierungen schuld?

Kaiser: Ganz genau weiß man das nicht, aber es wird angenommen, dass im 16. Jahrhundert Eingriffe im Dachbereich vorgenommen wurden, auch um ein Gewölbe einzuziehen. Die Fehler, die vor etlichen Jahrhunderten gemacht wurden, müssen wir also heute korrigieren.

Und das wird bestimmt teuer . . .

Kaiser: Oh ja. Derzeit wird für den aktuellen Bauabschnitt mit über 600 000 Euro gerechnet.

Was berücksichtigt die Summe ?

Kaiser: Außer dem Dach ist auch die Sanierung eines Teils des Fußbodens aus Solnhofener Platten vorgesehen. Hier müssen wir einzelne Fliesen austauschen. Die Wände und das Gewölbe bekommen einen hellen Anstrich. Bänke und Empore werden ausgebessert und die Kunstwerke wie Altar, Emporenbilder und Kanzel restauriert.

Wer bezahlt die Rechnungen?

Kaiser: Einen großen Teil übernimmt die Regierung von Mittelfranken, aber rund 200 000 Euro muss die Pfarrgemeinde mit Hilfe der Landeskirche aufbringen. Dies ist für die Restaurierung der Kunstwerke nötig. Hier sind wir stark auf Spenden angewiesen. Immerhin für den Altar haben wir schon Sponsoren, aber es gibt noch genug zu tun.

Gut geschützt ist die Kunst derzeit unter dicken Folien. Und wo ist der Taufstein?

Kaiser: Der musste in den Turm ausweichen. Wenn er zurückkommt, wird er nicht mehr fest auf dem Boden verankert, sondern auf ein mobiles Gestell montiert. So kann der Taufstein bei Konzerten verschoben werden, um Platz für das Orchester zu schaffen.

Derzeit können in der Kirche keine Gottesdienste stattfinden. Sie müssen in den Gemeindesaal ausweichen. Wie ist die Atmosphäre dort?

Kaiser: Eigentlich sehr gut. Die Gemeinde kommt sich sehr nah und geht lockerer miteinander um als im Kirchenbau. Für größere private Festlichkeiten wie Hochzeiten und Taufen gehen die Gemeindemitglieder derzeit lieber in andere Kirchengebäude. Konzerte unserer Chöre sind heuer unter anderem in der katholischen Kirche St. Josef zu hören.

Wenn die evangelischen Christen Zirndorfs im Frühjahr 2017 wieder in St. Rochus einziehen, werden sie ihre Kirche noch wiedererkennen?

Kaiser: Ich denke doch. Es wird heller und transparenter sein. Aber grundsätzlich ändert sich nicht viel.

Gibt es bis dahin die Möglichkeit, Blicke auf die Baustelle zu werfen?

Kaiser: Wir wollen Interessierte durchaus über den Stadt der Dinge informieren. Führungen gestalten sich jedoch aus Sicherheitsgründen schwierig.

Spenden unter dem Stichwort Kirchensanierung: Sparkasse Fürth, BIC: BYLADEM1SFU, IBAN: DE87 7625 0000 0000 0273 83

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