Eine geordnete Welt: Schichtungen zeigen die Dinge klar

25.6.2016, 20:03 Uhr
Eine geordnete Welt: Schichtungen zeigen die Dinge klar

© Foto: Tim Händel

Der Betrachter sieht Boden, Wasser und Luft übereinander in Ebenen angeordnet. Das Erdreich kann zum Beispiel graublau und mit Pigmenten gemischt sein, der Lebensbereich darüber ist blaugrün, oben schließt ein grüner Himmelsstreifen das Bild ab. Oder unten befindet sich blaues Wasser, dann folgt eine weite graue Fläche, die rechts glatt ist, links aber mit Sand eine raue, reliefartige Textur aufweist.

Kombiniert wird dieses stilisierte Naturbild mit kleinen, eingestreuten Formen, die mal quadratisch, mal länglich gestaltet sind. Sie könnten für Menschen, Tiere, Gebäude oder alles Lebendige stehen. Durch die harmonische, sanfte Farbgebung strahlen die Arbeiten Wärme aus. Pongratz hat ihre Objekte sehr stark verdichtet, ihre Formen erwachsen inneren Bildern, nehmen in einem von der Natur unabhängigen Schaffensprozess Gestalt an. Und doch haben diese klaren, durchkomponierten Formen etwas von natürlichem Wachstum an sich. Der Weg, auf dem Pongratz das erreicht, ist absichtlich nicht mehr nachvollziehbar. Was man in der Sparkasse besichtigen kann, das sind Bilder des Moments und nicht der Zeitlosigkeit. Es geht nicht mehr um Schöpfung, sondern um den Malakt, die Herstellung. Die Schichten in der Malerei von Pongratz sind zunächst einmal technisch definiert.

Damit ist die Ebene nicht absolute und endgültige Fläche, sondern Fortsetzung der Schicht darunter, aus der sie erwächst. Das unterscheidet Pongratz vom Minimalismus. Auf Sand folgt Glätte, auf Pigmente dicker aufgetragene Farbe. Dabei geht die Künstlerin eben nicht nur so vor, dass sie alles aufreiht und stapelt, um das Werk in der Addition entstehen zu lassen. Ihre Malerei ist mehr, sie zeigt ein Entwickeln aus dem Humus dessen, was jeweils zugrunde liegt.

Manchmal scheint es gar, als ob die nächsthöhere Schicht durch das Weglassen, die Subtraktion der Pigmente und Struktur gebenden Substanzen entstanden ist. Lässt man das Körnige des Bodens weg, hat man schon den Himmel. Faszinierend, wie einfach die Dinge manchmal sein können und wie viel Klarheit es bringt, wenn man die Welt ordnet.

„Landschaften“ von Almina Pongratz, zu sehen bis zum 15.7. in der Sparkasse Fürth, Kundenhalle, Maxstr. 32

Verwandte Themen


Keine Kommentare