Eine Terz für Kinder

24.5.2011, 13:30 Uhr
Eine Terz für Kinder

© Horst Linke

Vielleicht war „Hänsel und Gretel“ das erste handfeste Stück Musiktheater für junge und ganz junge Leute. Ein paar Tage, genauer: 117 Jahre sind seit der Uraufführung ins Land gegangen. Zeit, neu nachzudenken. Anno 2011 bleibt die Frage: Gibt es Theater für Kinder, bei dem Musik — und es muss keineswegs Oper sein — eine zentrale Rolle spielt? Antwort: hier und da ja. Aber viel zu wenig.

Die Kölner Oper hat dank Elke Heidenreichs PR-trächtigem Anschub eine sehr erfolgreiche Reihe etabliert, das Dortmunder Haus, das Oldenburger. Im süddeutschen Raum aber werden es nun die Fürther vom Stadttheater und die Nürnberger vom Theater Pfütze sein, die mit „Die junge MET“ zum Erstschlag ausholen — MET wie „Metropolregion“. Keine kinderfreundlichen Bearbeitungen bekannter Stücke soll es geben, sondern völlig neue Kompositionen mit neuen Libretti eigens für die frisch umworbene Klientel. „Ein Meilenstein“, schwärmt Intendant Werner Müller schon jetzt.

Die Anspielung auf den New Yorker Opernkoloss soll übrigens, meint der musikalische Pfütze-Leiter Martin Zels, „keine Messlatte, aber ein künstlerisch interessanter Hinweis“ sein. Es sei, fügt Stadttheater-Dramaturg Matthias Heilmann hinzu, ein „Irrglaube“, wonach nur das Sprechtheater die Eintrittskarte für kleine Mitmenschen in die Theaterwelt sei. „Wir sind überzeugt, dass Musiktheater Kinder ansprechen kann.“ Seine Komplexität bilde die komplexe Welt der Kleinen hervorragend ab. Jürgen Decke, Künstlerischer Chef der Pfütze-Crew: „Kindertheater ist mehr als nur bunt und haudruff.“

Das will „Die junge MET“ zunächst in drei Spielzeiten, beginnend ab der kommenden, und an drei Schauplätzen — Stadttheater, Kufo, Sebalder Höfe — beweisen. Auf „Ente, Tod und Tulpe“ (ab sechs Jahren) nach Wolf Erlbruchs herzbewegendem Kinderbuch (24. September) und Paul Maars „Der beste Koch der Welt“ (3. Dezember) steigen die Fürther am 3. März zur Uraufführung von „Der starke Wanja“ (ab acht Jahren) ins Boot. Peter Fulda schreibt die Musik, Horst Hawemann das Libretto nach dem Preußler-Klassiker. Auf die Premiere soll ein kleines Festival mit Kindertheater-Produktionen anderer Häuser folgen.

Finanziell möglich macht „Die junge MET“ die Nürnberger Emanuel Stiftung. CSU-Politikerin Dagmar Wöhrl, Vorsitzende des Stiftungsrates, will mit dem „Emanuel-Taler“ aus einem noch zu gründenden Fonds sozial schwachen Familien kostenlose Theaterbesuche ermöglichen. Im Fokus stehen außerdem die theaterpädagogische Nachbearbeitung der Stücke in der Schule und die Auswahl sogenannter Brennpunktschulen, die die Produktion vom Beginn an bis zur Premiere begleiten.