Eine verschworene Gemeinschaft

29.7.2014, 11:00 Uhr
Eine verschworene Gemeinschaft

© Hans-Joachim Winckler

Bereits im zarten Kindesalter gründeten die sechs Sängerinnen Viola Blache und Marie Fenske, Sopran, Franziska Eberhardt und Marie Charlotte Seidel, Mezzosopran, sowie Felicitas und Helene Erben, Alt, gemanagt von der Leipziger Opernchorsängerin Jana-Maria Eberhardt, das Ensemble, das im Jahr 2009 mit einem Durchschnittsalter von 16 Jahren beim Internationalen Festival für Vokalmusik „a cappella“ in Leipzig den dritten Platz belegte.

Von Beginn an singen sie in der gleichen Besetzung, wohl auch ein Garant für A-cappella-Gesang auf höchstem Niveau. Von der Renaissance bis zum 21. Jahrhundert, von Geistlicher Musik über Pop und Jazz bis zum schlichten Volkslied in modernem Gewand reicht das Repertoire des Sextetts „Sjaella“ – entsprechend begeistert war der Beifall in der gut gefüllten Paulskirche.

Glockenklare Sopranstimmen vermischten sich mit dem Timbre von Mezzosopran und Alt zu Klangschönheit pur und faszinierender Homogenität, lupenreine Intonation auch bei den von Dissonanzen geprägten Sätzen des 21. Jahrhunderts.

Glänzende Sopräne

 

Geistliche Chormusik erklang im ersten Konzertteil, der mit dem „Salve Regina“ von Javier Busto eröffnet wurde und mit dem Fronleichnamshymnus „O salutaris hostia“ von Eriks Esenvalds endete. Hier glänzten die beiden Sopranstimmen über einem von Mezzosopran und Alt gelegten Klangteppich. Beeindruckend die Lieder „Suchet den Herren“ und „Hosanna“ des 1915 geborenen norwegischen Komponisten Knut Nystedt. Im „Hosanna“ kreiste die Musik fast nur um dieses Wort, ehe das erlösend wirkende „in excelsis“ das Werk im schwebenden Piano verklingen lässt.

Zwei Lieder aus der Renaissance kontrastierten im zweiten Teil mit Sätzen aus der Romantik und Moderne. Die Umstellung auf völlig andere Klangwelten gelang exzellent. In „Il est bel et bon“ von Pierre Passereau wurde der Gesang durch dezente Gesten unterstrichen, im Liebeslied „Come away, come sweet love“ von John Dowland faszinierte wieder die Klangschönheit des Ensembles.

Auch in zwei Terzetten in jeweils wechselnder Besetzung von Fanny Hensel und Max Reger wurde die gesangliche Qualität der Einzelstimmen deutlich hörbar. Das war romantischer Wohlklang, zart und geheimnisvoll ohne Sentimentalität. Im irischen Volkslied „Molly Ban“ in einem eigenen Arrangement wurde die rhythmische Grundlage gesummt, über der eine Solostimme erklang.

Ein toller Gag war das Lied „Bist du schon auf der Sonne gewesen?“ auf einen Text von Joachim Ringelnatz, ehe mit dem fast zelebrierten Abendlied „O du stille Zeit“ von Cesar Bresgen im Arrangement von Simon Wawer das Konzert wunderschön verklag. Dem folgte dann noch eine Zugabe mit Altsolo und imitierten Vogelstimmen.

Für Abwechslung sorgte auch die Choreographie des Sextetts, das ohne Dirigent fast alles auswendig vortrug: Von der Empore herab, im Altarraum mit dem Rücken zum Publikum und im Mittelgang erklangen die Lieder, die perfekten Einzelstimmen gepaart mit natürlichem Ausdruck in dezenter Mimik und Gestik ohne Showgehabe – ein musikalisches Erlebnis der Spitzenklasse in St. Paul.

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