Eine Zeitreise durch fünf Jahrzehnte Fürther Lindenhain

19.5.2009, 00:00 Uhr
Eine Zeitreise durch fünf Jahrzehnte Fürther Lindenhain

© Matthias Glaser

Mitte September 1958 als eine Art Kinder- und Jugendvolkshochschule mit Kursen und Gruppenangeboten gegründet, wandelte sich das Lindenhain zu einem offenen jugendkulturellen Ort, an dem beispielsweise die ersten Beat-Partys der Stadt über die Bühne gingen. Die damals als «Halbstarke» geschmähten Cliquen von Jugendlichen erkoren das Lindenhain zu ihrem Treffpunkt - nicht immer zur Freude der Anwohner.

Am 25. April 1963 kommentieren die Fürther Nachrichten: «. . . eine Stadt, die eine solche Altstadt wie Fürth hat, braucht auch ein solches Jugendhaus wie das am Lindenhain. Damit die Jung-Fürther, die jetzt dort aufwachsen, an ihre Heimatstadt später auch eine erfreulichere Erinnerung haben als die an enge Gassen und dunkle Hinterhöfe.»

In den 70er Jahren entstand rund um das Lindenhain mit der Kommiz-Initiative auch in Fürth eine Bewegung für ein selbstverwaltetes Jugendzentrum. Nach dieser Hochzeit der jugendkulturellen Selbstverwirklichung folgte eine Phase der Ernüchterung, der Zahn der Zeit nagte am einst sehr modernen Gebäude.

In den 80er Jahren wurde vieles versucht, um das Lindenhain wieder flott zu machen, doch erst mit der Schaffung des «Spielhauses Lindenhain», der Gründung der kommunalen Beschäftigungs- und Qualifizierungsgesellschaft «elan» in den 90er Jahren und der Generalsanierung 2006 gelang dies. Heute ist das Lindenhain das Domizil von «elan» und des Kinder- und Jugendhauses Catch-Up. Dank BiKuL, der jüngst gegründeten Bildungs- und Kulturgenossenschaft im Lindenhain, dienen die Halle und das Bistro als Stadtteiltreff.

All das ließ das älteste Jugendhaus der Region unter dem Motto «Lindenhain reloaded» Revue passieren. Zum Auftakt der zweitägigen Festlichkeiten gab es für die Gäste eine interessante künstlerische, musikalische und kulinarische Präsentation der wechselvollen Geschichte des Hauses an der Kapellenstraße.

Jedes Jahrzehnt wurde mit einer dazu passenden Bühnenshow eingeleitet: die 50er Jahre beispielsweise mit einer fetzigen Rock-’n’-Roll-Tanznummer, für die 60er standen Songs von Johnny Cash und Nancy Sinatra, in den 70ern gab’s Texte von Enzensberger und Meinhoff zu hören - bis hin zu Hip-Hop-Musik und einer Breakdance-Performance als Sinnbild der jüngsten Lindenhain-Ära.

Damit nicht genug: Zur jeweiligen Epoche reichten historisch kostümierte Helfer üppig belegte Platten mit den verschiedensten Leckereien. Wurst- und Käsespießchen folgten russische Eier und gefüllte Tomaten. Später spiegelte sich wachsende fremdländische Raffinesse auf der Speisekarte, als Holzspießchen mit Curryhuhn und gebratenem Fleisch, Hackbällchen und leckere Mini-Muffins aufgetragen wurden.

Zudem kamen Zeitzeugen zu Wort, die am Wohl und Wehe des Lindenhains ihren Anteil hatten. Mit Insider-Geschichten und Anekdoten beleuchteten sie die Vergangenheit des Jugendhauses auf ihre ganz eigene Weise.