Einzelhandel: Fürth muss sich nicht mehr verstecken

15.12.2017, 06:00 Uhr
Einzelhandel: Fürth muss sich nicht mehr verstecken

© Foto: Hans-Joachim Winckler

Die Ausgangslage: Das neue Einzelhandelskonzept zeigt nicht nur, wie es gegenwärtig um Fürth bestellt ist, sondern beantwortet auch die Frage, wo die Stadt noch Potenzial hat: Welche Geschäfte fehlen? Das erste und bis dato letzte Konzept ließ das Rathaus 2010 erstellen – auf der Basis von Daten aus dem Jahr 2009. Seitdem hat sich viel getan. Es wurde also höchste Zeit für mehr Aktualität. Übernommen hat das die Firma Cima aus München.

Wachsende Verkaufsflächen: Die Verkaufsfläche hat in Fürth stark zugelegt: um 50.000 auf 317 000 Quadratmeter. Das geht vor allem auf das Konto von Betrieben wie Höffner, Sconto oder Kibek in der Peripherie. Zwar verzeichnet die Innenstadt mit Neuer Mitte, Hornschuch-Center und dem runderneuerten Carré Fürther Freiheit ebenfalls ein großes Plus. Auf der anderen Seite aber fällt dort derzeit das City-Center mit allein rund 26 000 Quadratmetern weg.

Weniger Betriebe: Trotz der Neuen Mitte: Die Zahl der Betriebe ist im Vergleich zu 2009 in Fürth zurückgegangen. Hier zählt die Cima allein 14 Schlecker-Filialen auf, die wegen der Insolvenz schließen mussten.

Die Kaufkraft sinkt: Die Kaufkraft der Fürther hat sich verschlechtert – auf einen in Bayern leicht unterdurchschnittlichen Wert. Und das, obwohl die Zahl der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten von 2008 bis 2015 um 8,7 Prozent zugelegt hat. Die Rede ist hier übrigens von der "Einzelhandelsrelevanten Kaufkraft", also jener Kaufkraft, die abzüglich anderer Ausgaben am Ende fürs Shoppen bleibt. Eine Erklärung dafür, dass sie in Fürth sinkt, könnten laut Cima die stark steigenden Mieten sein, die den Menschen das Geld aus der Tasche ziehen – übrigens auch in Erlangen und Nürnberg.

Der Umsatz explodiert: Schlechte Aussichten also für den Handel? Nein. Es gibt einige Faktoren, die sich deutlich verbessert haben. So stieg der Gesamtumsatz des Fürther Einzelhandels zwischen 2006 und 2016 um satte 29 Prozent – von 727 Millionen auf 939 Millionen Euro. Das liegt zum einen daran, dass keine andere Stadt in der Metropolregion so stark gewachsen ist wie Fürth: 2009 hatte es noch 114.000 Einwohner, schon bald werden es über 130.000 sein. Zum anderen lockt Fürth mehr Menschen von außerhalb zum Einkaufen an. Aus dem westlichen Umland, aber auch – wenngleich in einem viel geringeren Maß – aus Erlangen und Nürnberg. Grund dafür laut Cima: die Neue Mitte.

Was braucht Fürth noch? Trotz der guten Entwicklung sieht die Cima Luft nach oben. Ein zusätzlicher Umsatz von 165 Millionen Euro im Jahr sei mit Blick auf das gesamte Stadtgebiet möglich, unter anderem für Branchen wie Bekleidung, Lebensmittel, Drogerie, Apotheken, Schuhe, Sportartikel und Elektronik. Mit Blick auf vergleichbare Städte fehlten eine Vielzahl bekannter Filialisten. Keinen weiteren Bedarf habe Fürth bei Möbeln oder Baumarktartikeln.

Das Fazit: Es sei nicht leicht, neben Nürnberg und Erlangen sowie der Konkurrenz des Onlinehandels zu bestehen, sagt Wirtschaftsreferent Horst Müller. Fürth sei aber auf einem guten Weg. Das neue Einzelhandelskonzept könne den Machern des City-Centers wertvolle Hinweise auf passende Mieter geben. Das revitalisierte Center, meint Müller, werde die Einkaufsstadt komplett machen. Das i-Tüpfelchen sei dann der neue Wochenmarkt.

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