Einzelhändler zwischen Hoffen und Bangen

13.2.2011, 10:00 Uhr
Einzelhändler zwischen Hoffen und Bangen

© Hans-Joachim Winckler

„Na, war’s wieder nix?“, begrüßt Maria Hohenleitner den Herrn, der soeben ihr Lotto-Geschäft in der Schwabacher Straße betritt. Der Mann seufzt, schüttelt den Kopf, zückt schmunzelnd den Geldbeutel und bezahlt einen neuen Lottoschein, das Versprechen auf neues Glück. Maria Hohenleitner spielt hin und wieder selbst, „aber eigentlich“, sagt sie, „bin ich keine Spielerin“. Ihr Geld will sich die 54-Jährige redlich verdienen, aber das ist nicht so leicht. Seit der „Real“-Markt im City-Center Ende 2006 dichtgemacht hat, gehe es mit dem Geschäft bergab. „Und jetzt schließt sogar die Frau Büttner-Krauß, und auch Ernsting’s Family geht raus.“

Wie berichtet, verabschiedet sich mit dem Fachgeschäft „Das Bad und mehr“ dieser Tage ein Traditionsbetrieb aus dem Fürther Einzelhandel. Inhaberin Petra Büttner-Krauß (49) fürchtet, in ihrem Alter und bei rückläufigen Umsätzen nicht durchhalten zu können, bis das City-Center aufgemöbelt und der neue Einkaufsschwerpunkt aus dem Boden gestampft ist. Die Sprecherin der Kreativen Einzelhändlerinnen orientiert sich um, sucht einen Job als Angestellte.

Maria Hohenleitner hofft jetzt erst einmal — und bangt. Die Vorstellung, die Modernisierung des City-Centers könnte im letzten Moment doch noch platzen, wäre für sie das Schlimmste. „Denn dann wären wir hier völlig abgehängt von dem Einkaufszentrum Rudolf-Breitscheid-Straße.“ Einen Supermarkt sehnt sich Hohenleitner wieder herbei, als Magnet für die Geschäfte ringsum und für viele ihrer Kunden, die jetzt mit dem Bus rausfahren aus der Innenstadt, um Lebensmittel zu kaufen.

Etagenweise renovieren

Nebenan bei „Blumen und Meer“ sehen sie das ähnlich. „Wenn die Leut’ hier ihr Fleisch, ihre Wurst und ihr Waschpulver kaufen können, dann nehmen’s automatisch ein paar Blümerl mit“, meint die Chefin. Unbedingt müsse ein neues City-Center her, bloß schließen dürfe es nicht für ein ganzes Jahr. „Das bricht uns alle das G’nack, denn dann kommt ja gar keine Laufkundschaft mehr.“ Sie verstehe nicht, „warum die das City-Center nicht etagenweise renovieren“.

Floristmeisterin Sabine Uhlmann arbeitet ums Eck bei „Villa Rosa“ und kauft sich bei der Konkurrenz nur eben eine seltene weiße Traubenhyazinthe für die Fensterbank daheim. „Es muss sich was tun“, bestätigt die 48-Jährige, „denn die Durststrecke, die haben wir ja jetzt auch schon.“

In Fürth, diagnostiziert mit Hermann Hörr (72), Inhaber von ER- Moden, einer, der schon den Bau des City-Centers vor 26 Jahren miterlebt hat, fehle es schlicht an der Kundschaft. Und das liege vor allem daran, dass die von der U-Bahn direkt nach Nürnberg transportiert werde und daran, dass es in Fürth keine kostenlosen Parkplätze gebe.

Trotzdem, glaubt Hörr, könnte auch ein „schönes, großes Kaufhaus“ mitten in der Stadt Abhilfe schaffen. Und halb im Spaß, halb im Ernst fügt er hinzu: „Schauen Sie sich die Ikea an und all diese Menschen dort im Restaurant. Wir müssten die Ikea von da draußen in die Stadt reinholen.“

Dabei wären Hörr und manche anderen Geschäftsleute schon froh, wenn Ernsting’s Family bliebe, mit 1500 Filialen eine der großen Textilketten Deutschlands. „Winter-Tschüss-Verkauf“ verkünden Plakate in den Schaufenstern, doch der Laden wirkt wie leergefegt. Also doch ein Fürth-Tschüss-Verkauf? Nein, nein, versichert ein Sprecher des Unternehmens auf Nachfrage der FN. „Es läuft nur der Mietvertrag aus, deshalb verlassen wir die Immobilie.“ Man halte Fürth aber für einen „nach wie vor sehr attraktiven Standort“ und suche jetzt nur noch „ein geeignetes Ladenlokal, am besten wieder in der Schwabacher Straße“.

 

Was erwarten Sie sich von den Plänen rund um die zwei Einkaufszentren in der Innenstadt? Nutzen Sie die Kommentierfunktion am Ende des Artikels.

Keine Kommentare