Eislaufen ohne Eis: Fürther Verein plant Kunstbahn

22.6.2017, 11:00 Uhr
Eislaufen ohne Eis: Fürther Verein plant Kunstbahn

© Foto: Athina Tsimplostefanaki

"Es wird eine richtige Attraktion für Fürth", sagt Stefan Conrad. Er ist Vorsitzender der Tennisabteilung des TV Fürth 1860 und Hauptverantwortlicher für das Projekt Schlittschuhbahn. Zur Eröffnungsfeier am 28. Oktober bittet er auf das Tennisfeld drei, das ist der Platz direkt am Clubhaus. Moment mal, Tennis und winterlicher Kufensport? "Da sind zwei Dinge zusammengekommen, die eigentlich nicht zusammenpassen", beschreibt es Conrad.

Die Geschichte beginnt wie so häufig mit einem Problem. Insgesamt 15 Freiluftfelder stehen den Tennisspielern an der Coubertinstraße zur Verfügung, auf denen während der Sommermonate viel los ist. Im Winter dagegen kann nur auf zwei Hallenplätzen gespielt werden, die Anlage unter freiem Himmel bleibt verwaist. Das ist nicht nur schlecht für das Vereinsleben, sondern auch für die Gastronomie im Clubhaus. Was also tun, damit draußen zur kalten Jahreszeit mehr Leben einkehrt?

Verschiedene Ideen, etwa eine mobile Traglufthalle, wurden ersonnen und wieder verworfen. Bis schließlich ein Mitglied eine Schlittschuhbahn vorschlug und gleich noch Kontakte zu einer passenden Firma mitbrachte. Das Unternehmen Conterion Sports Systems aus dem niederbayerischen Neureichenau bietet verschiedene Außensportanlagen an, seit 2004 auch Eislaufbahnen ohne Eis.

Ja, richtig gelesen. Stattdessen kommen "synthetische Kunsteisplatten" zum Einsatz, sagt Conterion-Vertriebsleiter Claus Maier. Das sind Plastikplatten mit einem speziellen Härtegrad, nicht zu weich und nicht zu hart. Es geht um das leichte Einsinken der Kufe in den Kunststoff und damit den beim Schlittschuhlaufen notwendigen Grip.

Alles wie auf einer natürlichen Bahn also? "Zu 80 bis 90 Prozent kommt das Laufgefühl an echtes Eis ran", glaubt Conrad. Maier geht ins Detail: Besucher können "mit jedem Schlittschuh drauf", denn "der Kunststoff kann nicht beschädigt werden". Nur der Kufenschliff sei "einen kleinen Tick wichtiger." Große Unterschiede gebe es dagegen im Pflegeaufwand: Für die Kunsteisfläche werde kein Fachpersonal gebraucht. Lediglich einmal täglich müsse die Bahn mit einer "handelsüblichen Scheuer-Saug-Maschine" gereinigt werden, wie sie heutzutage in jedem Supermarkt zum Einsatz kommt. Zudem werde – im Gegensatz zu Kunsteisbahnen früherer Generationen – keine Gleitflüssigkeit mehr benötigt.

Eventagenturen, Gastronomiebetriebe, Eishockeyverein oder auch Städte wissen das und die Unabhängigkeit vom Wetter zu schätzen; sie zählen zu den "normalen" Conterion-Kunden. Und nun das Projekt in Fürth. "Ich glaube, es ist unsere erste Tennisabteilung", sagt Maier. Die Eislauffläche wurde zunächst für eine Saison vermietet. Für Conrad ein "erster Schritt", im Erfolgsfall wolle man langfristig planen.

Mit Flutlicht bis 22 Uhr

Vorerst aber laufen die Vorbereitungen für den Start im Herbst. Fest steht: Die Eisfläche wird 240 Quadratmeter groß, hinzu kommt eine zwölf Meter lange Eisstockbahn. Eine Flutlichtanlage ermöglicht Öffnungszeiten bis 22 Uhr. Schuhverleih- und Schleifmöglichkeiten wird es ebenfalls geben. Die Eintrittspreise werden voraussichtlich bei 4,50 Euro für Erwachsene sowie drei Euro für Studierende und Schüler liegen.

Egal ob Geburtstagsfeiern, Familientage, Partys zu Halloween, Nikolaus und Weihnachten, Disko-Abende oder Firmenevents: Wichtig sei allen Beteiligten, dass auf der Eisfläche "auch etwas passiert", wünscht sich Gerd Hildebrandt.

Er ist Geschäftsführer des Gesamtvereins und unterstützt die Tennisabteilung im Marketing sowie der Sponsoren- und Mitarbeitersuche. Denn nicht alle Tätigkeiten können ehrenamtlich gestemmt werden. Vorrangig sei die Eislaufbahn aber ein gemeinschaftliches Projekt. Conrad dazu: "Wir sind ein Verein – und kein Wirtschaftsunternehmen." Es gehe darum, Tennisabteilung und Gastronomie zu beleben.

Zu diesem Zweck passt die künstliche Eislaufbahn "wie der Deckel auf den Topf", schwärmt Conrad. Echtes Eis sei keine ernsthafte Option gewesen, des zunehmend unkalkulierbaren Winterwetters wegen. Auch bei Conterion ist die Nachfrage nach Kunsteisbahnen in den vergangenen Jahren gestiegen. "Das hat sicherlich mit dem Klimawandel zu tun", mutmaßt Maier, "denn konstante kalte Temperaturen gibt es fast nicht mehr." Gleichzeitig würden Kunsteisbahnen das Klima schonen. Schließlich kommen sie im Betrieb ohne Wasser und damit ohne Strom für Kühlanlagen aus.

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