Elegante Männergruppe

24.1.2015, 17:32 Uhr
Elegante Männergruppe

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Romeo Franz hat Spaß. Die Geige im Arm, blickt er sich im gut besetzten Kellersaal des Babylon-Kinos um und meint: „Schön, dass so viele von meiner Familie gekommen sind.“

Der Start ins Jahr des rührigen Fürther Jazzvereins hat tatsächlich etwas sehr Familiäres. Intimer Rahmen, prima aufgelegte Musiker und ein Sinti-Jazz-Repertoire, das einen unweigerlich in französische Salons des vergangenen Jahrhunderts zu beamen scheint.

Django Reinhardt schaut hier ebenso vorbei wie Caterina Valente oder Franz’ eigener Lehrer, der große Geiger Schnuckenack Reinhardt. Im Gegensatz zu manchen selbsternannten „Balkan“-Musikern ist das alles bei Franz aber keine Masche. Der deutsche Sinto aus Kaiserslautern versteht sich als einer der Botschafter seiner Kultur. Schon lange ist er aktiv in Verbänden der Sinti und Roma und seit 2011 auch bei den Grünen. „Meine Familie verlor sechs Angehörige in den Konzentrationslagern der Nazis, das führte mich dazu, mich zu engagieren.“

An diesem Abend steht aber nicht die Politik im Mittelpunkt, sondern die Musik, wenn auch mit dem einen oder anderem Brückenschlag. So übersetzt Franz den Text eines Sinti-Volksliedes ins Deutsche: „Es geht um einen Mann mit zehn Kindern, der von seiner Frau verlassen wird. Er wünscht sie sich zurück, aber dann auch nicht. Ich hab’ das mal in meiner Männergruppe besprochen, und wir konnten uns auf keine Deutung einigen“, sagt Franz lachend.

Musikalisch gibt’s nichts zu kritteln: Sowohl der kurzfristig am Kontrabass eingesprungene Max Stadler von „Alex’ Jazzhaufen“ als auch Pianist Aaron Weiss sind anerkannte Größen, die Franz nicht nur zuspielen, sondern starke eigene Akzente setzen. Und Gitarrist Joe Bawelino ist ohnehin eine Marke für sich. „Unvergleichlich, unerreichbar und wunderschön“ nennt Franz sein Spiel und betont, „dass in seinem Vertrag steht, dass ich jedes Mal sagen muss, dass er einer der besten Jazzgitarristen Europas ist“. Lachend schüttelt Bawelino den Kopf. Aber trotzdem treffen diese Attribute zu , abgesehen von „wunderschön“ vielleicht, was natürlich Geschmackssache ist. Mit seinen Soli reißt Bawelino jedenfalls das Publikum zu Begeisterungsstürmen hin.

Auch für die Gäste hat Romeo Franz ein Lob im Ärmel: „Ich freue mich, dass ein so zahlreiches und qualitativ hochwertiges Publikum gekommen ist.“ Und wirklich: Es sind Leute, die sehr genau zuhören und die in der Pause nicht übers Wetter reden, sondern über die Leistungen der Musiker.

Großartiger Junior

Besonders gelobt wird dabei der Überraschungsgast des Abends: Sunny Franz. Das ist der gerade mal 13-jährige Sohn von Romeo, der ebenfalls Geige spielt und nun den Vater auf einer Tournee begleitet. Und zwar als vollwertiger Musiker, der souverän den Platz in der Mitte einnimmt, während Romeo sich für eine Handvoll Songs ins Publikum setzt. Sein Spiel steht dem des Vaters an Intensivität und Eleganz in nichts nach. Ein starker Auftakt ins Jazz-Jahr, das das Babylon in Kürze fortsetzt: Am 12. Februar gibt es eine offene Session mit Marion Bachi, am 24. Februar tritt das „Lenhardt 4“-Quartett auf. Beginn ist jeweils um 20 Uhr.

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