Elterntaxi: Ärger über Polizeikontrollen vor Grundschulen

27.9.2018, 05:45 Uhr
Elterntaxi: Ärger über Polizeikontrollen vor Grundschulen

© Foto: Patrick Pleul/dpa

Verärgert hat sich ein Leser an die Fürther Nachrichten gewandt: Jeden Morgen bringt er auf dem Weg zur Arbeit das eine Kind in den Kindergarten und das zweite zur Schule in Unterfarrnbach. Und jeden Morgen stehen dort zur Zeit Streifenpolizisten und schreiben Strafzettel. Der Grund: Die Eltern parken in der Feuerwehrzufahrt.

"Natürlich herrscht dort absolutes Halteverbot", weiß er. "Doch wir haben keine andere Möglichkeit." Die wenigen Stellflächen der Schule seien immer von Gästen des gegenüberliegenden Hotels besetzt. Deswegen stünden die Eltern im Halteverbot — "aber nur für ein schnelles Bussi und fürs Tschüss-Sagen". Die kurze Zeit der Verabschiedung reicht aber für ein Knöllchen.

Das sorgt für Unverständnis bei manchen Eltern: Ihnen wäre es lieber, die Polizisten würden an der gefährlichen Hauptstraße ein Stück weiter den Schülern heil auf die andere Seite helfen, anstatt den Verkehr an der Schule zu kontrollieren. Dafür hätten die Inspektionen aber kein Personal übrig, habe man ihn wissen lassen, die Schulwegkontrolle habe Priorität. Jetzt fragen er und viele andere betroffene Eltern sich: Stimmt das?

"Das ist sehr anstrengend für die Beamten"

Tatsächlich wurden die Kontrollen von höchster Stelle, vom Innenministerium, angeordnet. Eltern haben ganz unterschiedliche Gründe, ihre Kinder persönlich an der Schule abzusetzen. Damit tun sie ihrem Nachwuchs aber keinen Gefallen, wie Studien belegen. Die sogenannten "Elterntaxis" bergen viel mehr Gefahren als der tägliche Schulweg. Dafür soll momentan auch eine Kampagne an Schulen im Freistaat sensibilisieren.

"Das Problem ist, dass die Kleinen oftmals durch die parkenden Autos hindurchlaufen müssen und dann übersehen werden", erklärt Mark Kohl, stellvertretender Leiter der Fürther Polizeiinspektion. Die Beamten in Stadt und Landkreis nehmen deshalb in den ersten drei Wochen nach Schulbeginn die Grundschulen in den Fokus. "Das ist sehr anstrengend für die Beamten", sagt Jürgen Steiger, Verkehrssachbearbeiter der Zirndorfer Polizei. Viele Eltern blockieren nicht nur Fahrrad- und Fußwege sowie Buszufahrten, sondern stellen sich ins absolute Halteverbot — wie eben in Feuerwehrzufahrten. "Sie zeigen selten Verständnis, wenn wir sie darauf ansprechen", so Steiger. Nur wenige würden sich überhaupt die Zeit nehmen, sich von den Beamten belehren zu lassen.

"Dabei sind wir ohnehin schon sehr nachsichtig mit den Eltern", betont auch Kohl. "Oftmals belassen wir es bei Ermahnungen." Wenn sich die Eltern aber ins absolute Halteverbot stellen oder die Beamten bemerken, dass die Sicherheitsgurte nicht angelegt sind, sei man konsequent. "Schließlich sind das schwere Verstöße gegen die Verkehrsordnung." Die Eltern müssen in solchen Fällen mit Geldstrafen oder einem Punkt rechnen.

"Das ist es uns wert"

In der Stadt überprüft die Fürther Polizei zusammen mit der Verkehrspolizei, dem Kommunalen Ordnungsdienst und dem Verkehrsüberwachungsdienst insgesamt 16 Grundschulen. Das sei zwar mit einem hohen personellen Aufwand verbunden, das sei es den Beamten aber wert. Immerhin geht es laut Kohl um den "Schutz der schwächsten Verkehrsteilnehmer", der Kinder. Dass die Bedenken nicht grundlos sind und durch das Schulwegparken viel passieren kann, zeigte sich bereits in der Vergangenheit: So kam es etwa 2017 in der Stadt zu fünf Schulwegunfällen, vor den diesjährigen Sommerferien ereigneten sich drei. Dabei wurden zwei Kinder teils schwer verletzt.

Auch verhinderten die Elterntaxis, dass die Schüler lernen, sich auf den Straßen zurechtzufinden. "Vor allem Kinder, die morgens gebracht werden, nachmittags aber alleine nach Hause kommen müssen, sind dann mit dem Verkehr überfordert." In der Innenstadt fahren die Schulkinder noch mit dem Bus oder der U-Bahn, berichtet er. In den Vororten wie Unterfarrnbach hingegen werden immer mehr direkt an die Schule gebracht.

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