Ende der Stagnation

13.9.2014, 13:00 Uhr
Ende der Stagnation

© Foto: Mark Johnston

Die Vorfreude in Großhabersdorf ist inzwischen groß. Dank des rund 4,6 Hektar großen Baugebietes Fronberg soll es mit der stagnierenden Gemeindeentwicklung vorbei sein. Gut 60 Häuser haben dort Platz, 20 interessierte Häuslebauer stehen bereits auf der Vormerkliste, die im Rathaus geführt wird. Es sind Kinder alteingesessener Großhabersdorfer, aber auch künftige Neubürger, die in dem Ort im Bibertgrund leben möchten, sagt der Geschäftsleiter im Großhabersdorfer Rathaus Thomas Seischab. „Und das, ohne dass wir dafür in die Werbung gegangen sind“, betont er.

Die eigentliche Vermarktung der Bauplätze wird die VR Immo, die Immobilien-Abteilung der Volksbank-Raiffeisenbank, übernehmen. Die ersten Wohnhäuser werden dann ab dem Frühsommer 2015 hochgezogen, womit eine gut 25 Jahre währende Diskussion endet.

Schon seit Mitte der 1990er Jahre hat die Gemeinde im Bibertgrund ein Problem: Während um sie herum die Kommunen größere und kleinere Baugebiete für Einheimische und Neubürger ausweisen konnten, schien es in Großhabersdorf unmöglich, ein passendes Areal zu finden. Gemeindeeigene Fläche gab es kaum und zumeist scheiterte es daran, dass die privaten Grundstückseigentümer einfach nicht verkaufen wollten. Für den Ort bedeutete es nahezu den Entwicklungsstopp und damit einhergehend gegen den Trend im Landkreis Fürth einen leichten Bevölkerungsrückgang.

Bis sich der Gemeinderat im Jahr 2010 dazu durchrang, den früher immer wieder ins Gespräch gebrachten Fronberg zum Baugebiet im Nord-Westen des Ortes zu erklären. Schon 2003 war dies ins Auge gefasst worden, doch damals war man an der schwierigen Zufahrt gescheitert, ein Problem, das später gelöst werden konnte.

Als man endlich glaubte, das in Großhabersdorf Häuser für 60 Familien entstehen könnten, kamen neue Schwierigkeiten auf die Gemeinde zu. Ein Bürger, heute ist Ralf Süßbrich SPD-Gemeinderat, initiierte im Alleingang ein Bürgerbegehren. Dabei ging es ihm gar nicht darum, das Baugebiet zu verhindern, sondern um das Risiko, das die Gemeinde damit eingehen wollte. Sie plante nämlich, die Grundstücke von den Privatleuten zu kaufen, zu erschließen und dann wieder vermarkten zu lassen. Dafür hätte sie erheblich in Vorleistungen gehen müssen. Ein zu hohes Risiko beim Umgang mit öffentlichem Geld, meinte Süßbrich.

Diese Meinung teilten 967 Stimmberechtigte beim Bürgerentscheid und damit sagte eine knappe Mehrheit von 50,92 Prozent Nein zu den Plänen der Gemeinde.

Der Ausweg war das Einschalten eines Erschließungsträgers: die DSK (Deutsche Stadt- und Grundstücksentwicklungsgesellschaft). Sie kümmert sich um alles, was ein Baugebiet braucht – vom Wasseranschluss bis zu Straßen. Die Kosten dafür tragen die Grundstückseigentümer, genauso wie das anschließende Vermarktungsrisiko.

Anfang 2012 schien alles unter Dach und Fach. Doch dann tanzte ein Grundstückseigentümer aus der Reihe. Er wollte zwar verkaufen, aber den Vertrag mit der DSK nicht unterzeichnen. Seine zentrale Fläche, ohne die das Baugebiet Fronberg nicht realisierbar gewesen wäre, wollte er ausschließlich direkt an die Gemeinde abgeben.

Das war genau die Situation, zu der die Bürger im Entscheid 2010 Nein gesagt hatten. Zwar sind Gemeinden nur ein Jahr an ein solches Votum gebunden, aber die Kommune wollte sich nicht nachsagen lassen, gegen die Mehrheit ihrer Bürger zu handeln. Also initiierte sie im Sommer 2012 ein Ratsbegehren: Gefragt wurden die Bürger, ob ihre Kommune dieses eine Grundstück kaufen dürfe, um das Baugebiet zu realisieren.

Inzwischen hatten sich nach früheren Fronberg-Aufregungen die Großhabersdorfer Gemüter beruhigt und das Interessen am Ratsbegehren war nur gering. Sogar so gering, dass nicht einmal das nötige Quorum erreicht wurde und die Abstimmung damit ungültig war. Damit war der Ball wieder an den Gemeinderat zurückgespielt.

Im August 2012 entschieden sich die Gemeinderäte dafür, die fragliche Fläche, immerhin ein Drittel des künftigen Baugebiets, zu 13 Euro pro Quadratmeter zu erwerben, womit der Weg für die Planung frei war.

Die sind nun endlich abgeschlossen und am Dienstag, 16. September, setzt der erste Spatenstich ein Ende unter die lange Geschichte.

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