Ende einer Familientradition in Großhabersdorf

24.3.2015, 13:00 Uhr
Ende einer Familientradition in Großhabersdorf

© Foto: Greb

Der Ausverkauf und damit das Ende des Geschäftes sind schon seit geraumer Zeit an den Schaufenstern angekündigt. Dabei hätte der Laden eigentlich auch in der fünften Generation noch weiter bestehen können, denn Sohn Tobias Biegel ist als Orthopädieschuhmachermeister in die Fußstapfen seiner Vorfahren getreten.

Ein Handwerksbetrieb, in dem nicht nur modische Schuhe verkauft werden, sondern auch solide Werkstattarbeit, Fußpflege, Einlagen und Maßanfertigungen angeboten werden, wäre weiterhin denkbar.

Nach der Wiederwahl von Friedrich Biegel als Bürgermeister der Gemeinde Großhabersdorf im März 2014 wurde intensiv, aber erfolglos nach einem Nachfolger gesucht, der das Schuhgeschäft weiterführt. Sohn Tobias hat bei Adidas einen langfristig sicheren und auch abwechslungsreichen Job und wollte folglich nicht ins elterliche Geschäft einsteigen.

Der Hauptgrund liegt aber nach Ansicht von Inhaber Friedrich Biegel darin, dass die großen Schuhlieferanten pro Saison, also zweimal jährlich, einen Umsatz im Warenwert von 10 000 Euro fordern. Das bedeutet beispielsweise bei Adidas oder Nike einen Verkauf von mindestens 500 Paar Schuhen, deshalb habe man das Turnschuhgeschäft bereits aufgegeben. Bei Kinderschuhen sei die Situation ähnlich – die Einstellung zum „guten Schuh“ habe sich grundsätzlich geändert. So sei der Umsatz kontinuierlich zurückgegangen.

Aber auch viele Vorschriften und Nebenarbeiten wirken sich negativ auf den Geschäftsablauf aus, was nach intensiver Beratung im Familienkreis zu dieser Entscheidung führte.

So sperrt erneut ein traditionelles Einzelhandelsgeschäft zu, das 145 Jahre in Großhabersdorf bestand. Im Jahr 1870 hat Johann Biegel das Schuhgeschäft gegründet, zunächst als Nebenerwerb zur damals noch betriebenen Landwirtschaft. Im Jahr 1912 übernahm Friedrich Biegel das Geschäft, er war bis 1964 Geschäftsinhaber. Sein Nachfolger wurde Johann Thomas Biegel, genannt Fritz, der Vater des heutigen Bürgermeisters Friedrich Biegel.

Landwirt im Nebenerwerb

Bei ihm gewann die Schuhmacherei zunehmend an Bedeutung für den Unterhalt der Familie, und so wurde er zu einem der ersten Nebenerwerbslandwirte in der Gemeinde. Er bemühte sich schon damals zusammen mit seiner Tochter Elsbeth, ein aktuelles, vor allem modisches Sortiment anzubieten – auch um mit der Stadt konkurrieren zu können.

Seit 1982 führte Friedrich Biegel das Geschäft, und ihm bleibt nichts anderes mehr übrig, als das Schuhgeschäft nach vier Öffnungsterminen an Samstagen im März abzuwickeln. In Erinnerung bleibt dann nur noch das Logo „Schuhhaus Biegel – Qualität & Service vor Ort“.

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