Energiekosten sollen Kommunen weniger belasten

1.8.2014, 06:00 Uhr
Energiekosten sollen Kommunen weniger belasten

© Archivfoto: Berny Meyer

Alles geht auf eine Änderung im Jahr 2012 zurück: Vor zwei Jahren beschloss der Bayerische Gemeindetag, die Strompreise für seine Mitglieder nicht mehr mit den großen Anbietern wie E.on oder der N-Ergie auszuhandeln. Statt dieser sogenannten Rahmenvereinbarungen sollte mehr Wettbewerb die Kassen der Kommunen entlasten. Das neue Zauberwort heißt „Bündelausschreibung.“

Teilnehmen können Gemeinden, deren Vertrag mit einem alten Anbieter ausläuft. Als Partner des Gemeindetags übernimmt die Firma „Kubus Kommunalberatung“ die Ausschreibung. Und so funktioniert’s: Kubus bündelt mehrere Gemeinden in einem regionalen Paket, „das für möglichst viele Lieferanten interessant ist“, wie Geschäftsführer Hans-Werner Reimers sagt. Anbieter von Strom oder Gas können diese Pakete dann an einem bestimmten Termin auf elektronischem Weg ersteigern. Anders als bei einem Internet-Auktionshaus bekommt freilich nicht das höchste, sondern das niedrigste Gebot den Zuschlag.

Reimers betont, dass nicht jeder x-beliebige Lieferant mitmischen dürfe: „Wir prüfen die Unternehmen zuvor auf ihre Zuverlässigkeit.“ Ihm zufolge setzen sich bei zwei von drei Bieterwettstreiten kommunale Unternehmen durch – wie die Stadtwerke Augsburg. Zu deren Kunden zählen dank der jüngsten Bündelausschreibung für Gas künftig vier Gemeinden aus dem Landkreis – darunter Langenzenn (bislang infra Fürth) und Roßtal (N-Ergie). Laut einer Pressemitteilung des Bayerischen Gemeindetags werden die teilnehmenden Kommunen ihre Gaskosten im Durchschnitt um 20 Prozent drücken können.

Obermichelbach zählt ebenfalls zu den Wechselbereiten. Die Gemeinde benötigt Gas unter anderem für ihr Blockheizkraftwerk am Rathaus, das Wärme und Strom erzeugt. Laut Bürgermeister Herbert Jäger wird man den Brennstoff nur noch bis zum Jahresende von der infra beziehen. Als Neukunde bei den Augsburger Stadtwerken spare die Gemeinde künftig 6000 Euro im Jahr. „Das muss man ausnutzen“, sagt Jäger. Beim Strom, der aktuell noch von der N-Ergie kommt, erwartet er einen ähnlichen Betrag, allerdings ist hier die Ausschreibung noch nicht abgeschlossen.

An dieser haben sogar neun von 14 Landkreisgemeinden – von Ammerndorf bis Wilhermsdorf – sowie ein Schulverband teilgenommen. Das enorme Interesse an den Bündelausschreibungen ist laut Hans-Werner Reimers von Kubus dem großen Sparpotenzial zuzuschreiben. Mit „Hexerei“ habe das aber nichts zu tun. „Wir nutzen lediglich die Marktmechanismen.“

Bei der infra akzeptiert man diesen Wettbewerb – auch wenn es bedauerlich sei, dass auf diese Weise „langjährige Geschäftsbeziehungen“ wie mit Obermichelbach zu Ende gehen, sagt der stellvertretende Geschäftsführer Marcus Steurer. In existenzielle Nöte werde man dadurch nicht gebracht, schließlich seien es nur die Rathäuser, die wechseln, und nicht die Bürger. Vergleichbar sei das mit einem „kleinen Industrieunternehmen“, das als Kunde wegfalle. Allzu viel verlieren kann die infra ohnehin nicht. Mit Gas beliefere man nur eine handvoll Kommunen im Landkreis, mit Strom keine einzige. Das erledige bislang der dortige Netzbetreiber N-Ergie. Steurer zufolge hat die infra bereits bei Bündelausschreibungen in Bayern mitgeboten – noch ohne Erfolg. „Wir machen das nur sehr gezielt“, sagt er. Das „Paket“, auf das man biete, müsse schon von Größe und Liefermenge „zu uns passen“.

Theoretisch könnte sogar die Stadt Fürth ihrem Tochterunternehmen infra abspenstig werden und an einer Bündelausschreibung teilnehmen. So schnell werde das aber nicht passieren, sagt Steurer. „Wir haben mit der Stadt einen Vertrag, der noch einige Jahre läuft.“

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