Engagierte Schüler: Vorlesestunde gegen Vorurteile

18.11.2018, 10:00 Uhr
Engagierte Schüler: Vorlesestunde gegen Vorurteile

© Foto: Marina Hochholzner

Wie jedes Jahr am dritten Freitag im November trommelten Die Zeit, die Stiftung Lesen und die Deutsche Bahn Stiftung Schüler aus ganz Deutschland zusammen, um gemeinsam ein Zeichen für das Vorlesen zu setzen. Zwar war von den Organisatoren diesmal das Motto "Natur und Umwelt" vorgegeben – die Schliemann-Schüler nutzten die Gelegenheit aber in eigener Sache.

Die Lehrer und Schüler trugen nicht etwa Literatur über Flora und Fauna zusammen, sondern verknüpften den Vorlesetag mit ihrem Einsatz gegen Diskriminierung: Wie viele andere Schulen auch gehört das HSG zum Netzwerk "Schule ohne Rassismus – Schule mit Courage".

Das Jüdische Museum, mit dem die Schule sowieso oft zusammenarbeitet, schien der ideale Ort dafür zu sein. "Der Hintergrund des Museums passt dabei natürlich sehr gut mit dem Thema unseres Lesestoffs zusammen", erklärt Deutschlehrer Claus Abel. Mit den Schülern habe er das Projekt sehr gerne gemacht, berichtet er, da sie alle in ihrem jungen Alter schon sehr engagiert sind.

Die Acht- und Neuntklässler trugen Passagen aus Werken wie "Damals war es Friedrich" und den "Känguru-Chroniken" vor. "Ich finde es gut, dass wir uns mit solchen Texten befassen", sagt Magda Rocholl, eine der Vorleserinnen an diesem Tag. "Gerade weil sie alle wahr sind, sind sie so schockierend. Schade, dass die Veranstaltung heute nur für die Schule ist, hören müssen das viel mehr Menschen."

Mehrere Klassen des Gymnasiums versammelten sich am Vormittag in der Museumsbücherei. Sowohl die Leser als auch die Zuhörer wechselten durch. Wer gerade Pause hatte, wurde mit einer Lehrkraft durch die Ausstellung geführt. "Ich lese zum Beispiel aus einem Buch vor, in dem Flüchtlinge zu Wort kommen", erzählt Achtklässler Dustin Auras.

"Das ist teilweise echt harter Tobak und gibt einem wirklich zu denken. Vorurteile sind wirklich schlimm." Die Bücher sind schwere Kost, stehen aber zum Teil auf dem Lehrplan. Den Rest hat Abel mit den Schülern zusammen für sie ausgesucht. Dass die Schule sich ihren eigenen Themenschwerpunkt ausgesucht hat, war für die Veranstalter kein Problem, im Gegenteil: "Das fanden sie sogar sehr gut", freut sich Abel.

Zwischendurch gab es immer wieder einige Auflockerung zur schweren Kost. So sorgten vor allem die "Känguru-Chroniken", in denen ein Mann sich seiner Vorurteile gegenüber Pinguinen bewusst wird, und Cem Özdemirs biografischer Bericht über Türken auf der Baustelle für Lacher zwischendurch.

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