Enkeltrick: Rentnerpaar verliert viele Tausend Euro

8.7.2018, 09:06 Uhr
Enkeltrick: Rentnerpaar verliert viele Tausend Euro

© Foto: Horst Ossinger/dpa

Die Masche ist nicht neu, aber sie wirkt noch immer. "Rate mal, wer am Telefon ist?" oder "Hallo Oma, ich bin’s" – so beginnen die Gespräche meist. Dahinter steckt in der Regel ein ausgeklügeltes System, ein ganzes Team an Betrügern. Oft sitzt der Anrufer (auch wenn er perfekt Deutsch spricht) im Ausland und hat Komplizen vor Ort.

Ihre Strategie: Gezielt suchen die Kriminellen im Telefonbuch nach alt klingenden Vornamen. Ihnen kommt zugute, dass viele ältere Menschen ihre Verwandten nur sporadisch sehen. Meist geben sich die Anrufer als Enkel oder Nichten aus und täuschen finanzielle Schwierigkeiten vor. Sie erzählen von einem Unfall oder von einer günstigen Wohnung, die sie kaufen können, wenn sie gleich eine Anzahlung leisten. . .

Auch beim Langenzenner Betrugsfall ging es vermeintlich um Geld für einen Wohnungskauf. Die Frau gab sich nach Angaben der Polizei als Cousine aus und brachte die Seniorin "durch geschickte Gesprächsführung" dazu, ihr einen fünfstelligen Geldbetrag zu leihen. Mit ihrem Mann holte die Rentnerin das Geld bei der Bank ab und übergab es einer angeblichen Angestellten eines Notars, die in der Nähe wartete.

Auch das ist typisch: Die Anrufer erklären, dass sie selbst nicht kommen können. Oft wird deshalb mit den Opfern ein Kennwort vereinbart, das ein Bekannter nennen wird, wenn er als Bote das Geld abholt.

Im Langenzenner Fall wird die Geldabholerin wie folgt beschrieben: Sie war etwa 25 bis 30 Jahre alt, zirka 1,65 Meter groß, hatte schulterlange, schwarze Haare und war stark geschminkt, unter anderem mit knallrotem Lippenstift. Sie trug ein buntes Kleid oder einen Rock und eine schwarze Umhängetasche. Sie sah südländisch aus, sprach aber akzentfrei Deutsch.

Erst Mitte Juni fiel eine Fürtherin auf die Betrugsmasche herein, eine Anruferin hatte sich als Enkelin ausgegeben. Zur Geldübergabe kam ein Mann (etwa 40, 1,70 Meter groß, nordeuropäisches Aussehen, Bart). In Nürnberg verlor auf ähnliche Weise Ende Juni ein 88-Jähriger viel Geld.

Die Opfer werden nicht nur um die Ersparnisse von Jahrzehnten gebracht. Schlimm ist für viele auch das Gefühl, hereingelegt worden zu sein. Oft schämen sie sich, manche erzählen niemandem davon. Experten gehen davon aus, dass viele den Diebstahl gar nicht anzeigen.

Präventionsbus kommt

Neben dem Enkeltrick ist bei Betrügern aber auch eine andere Masche populär: Sie rufen als "Polizisten" an, sogar mit der Nummer 110. Um für die Tricks zu sensibilisieren, kommt die Polizei am Donnerstag, 12. Juli, von 11 bis 16 Uhr mit ihrem Präventionsbus in die Fürther Fußgängerzone (Ecke Moststraße). Die Beamten geben Tipps, wie man sich schützt, und zeigen auch, woran man einen echten Polizeiausweis erkennt.

Wichtige Regeln bei dubiosen Anrufen: Man sollte den Verwandten zurückrufen – unter der bekannten Nummer, nicht unter der, die der Anrufer nennt. Bei finanziellen Forderungen sollte man mit Angehörigen Rücksprache halten, bei Betrugsverdacht die Polizei informieren. Fremden "Vertrauenspersonen" sollte man nie Bargeld aushändigen.

Zeugenhinweise zu den jüngsten Fällen nimmt der Kriminaldauerdienst Mittelfranken unter Tel. (0911) 21 12 33 33 entgegen.

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