Erntedankfestzug: Ochsenunfall sorgt für Diskussionen

11.10.2017, 06:00 Uhr
Erntedankfestzug: Ochsenunfall sorgt für Diskussionen

© Hans-Joachim Winckler

"Das zeigt, dass Tiere da nichts verloren haben, das schadet einfach Mensch und Tier", schreibt eine Frau. Eine andere pflichtet bei: "Purer Stress, kein Wunder, dass ein Tier durchgeht, wenn man es so quält." Andere halten dagegen, so wie dieser Leser: "Diese Tiere ziehen fast jede Woche so ein Gespann, die sind Jubel, Trubel, Heiterkeit gewohnt. Allerdings sind’s Lebewesen. Und die erschrecken halt mal oder haben einen schlechten Tag."

Die Beispiele belegen: Auf der Facebook-Seite der FN ist nach dem Zwischenfall beim Erntedankfestzug eine intensive Diskussion entbrannt. Kurz hinter dem Kohlenmarkt waren zwei Ochsen durchgegangen, eine Frau war schwer verletzt worden – erst vor der Ehrentribüne kamen sie mit dem sogenannten Gambrinus-Wagen im Schlepptau wieder zum Stehen.

Das Gespann wurde in der offiziellen Festzugfolge zwar formal dem "Bierführerverein 1892" zugeordnet, tatsächlich gehört der Wagen aber der Tucher Bräu. Die Ochsen stammen von Landwirt Erich Kißlinger aus dem Nürnberger Stadtteil Buch. Sie haben schon mehrere Festzüge bestritten – zuletzt Anfang Oktober auf dem Stuttgarter Wasen.

Was war der Auslöser?

"Uns tut das wahnsinnig leid", sagt Kai Eschenbacher, Marketingchef von Tucher. Ein Blumenstrauß sei auf dem Weg ins Krankenhaus, denn: Bei dem Zwischenfall stürzte eine von Kißlingers Töchtern, die als Gespannführerin im Einsatz war. Der Wagen rollte über ihr Bein. Die junge Frau sei inzwischen auf dem Weg der Besserung, heißt es. Zu Details der Verletzung oder des Unfall will sich Familie Kißlinger noch nicht äußern. Zunächst stehe ein Gespräch mit der Polizei an.

Dieses Amateurvideo zeigt, wie das Gespann losrast:

Vorerst unklar bleibt deshalb, ob die Sirene der vorausfahrenden "Grüner Feierwehr" die Tiere scheuen ließ oder womöglich ein Zuschauer die Schuld trägt, weil er über die Absperrung geklettert sein soll, wie andere behaupten. Auf seiner wilden Hatz überholte der Wagen mit den galoppierenden Ochsen nicht nur ein Pferdefuhrwerk, sondern auch eine Fußgruppe des Bierführervereins. "Da hätte viel mehr passieren können", sagt dessen Vorstand Karlheinz Dennstädt. "Unser Träger warf sogar die Vereinsfahne in die Menge, um noch auf die Seite zu kommen."

Bei der Tucher-Brauerei überlegt man nun, ob man den Wagen nächstes Jahr von Pferden statt von Ochsen ziehen lässt. Ob das tatsächlich der Weisheit letzter Schluss ist, vermag Marketingchef Eschenbacher aber nicht zu sagen.


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Nach Auskunft aus dem Rathaus steht es jedenfalls nicht zur Debatte, Tiere vom Festzug zu verbannen. "Die Gespanne gehören doch dazu, das wäre ein Verlust an Attraktivität." Denkbar sei aber, den Zug künftig so aufzustellen, dass "nichts Lautes" vor oder hinter den Tieren unterwegs sei.

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