Zirndorf: Erste Asylbewerber übernachten in Zelten

12.10.2012, 09:00 Uhr
Zirndorf: Erste Asylbewerber übernachten in Zelten

© Roland Huber

Wie berichtet, platzt die ZAE seit längerem aus allen Nähten. Verschärft hat sich die Lage dadurch, dass die Zahl der Asylsuchenden (vor allem aus Serbien und Mazedonien) in den vergangenen Monaten drastisch gestiegen ist. In Spitzenzeiten wie der letzten September- und der ersten Oktoberwoche standen nach Angaben von ZAE-Leiter Werner Staritz nicht 70 bis 90 Personen vor der Tür, sondern 250 bzw. 238. Das Problem: Weil in Bayerns Städten und Landkreisen zu wenig Gemeinschaftsunterkünfte zur Verfügung stehen, können viele Menschen nicht „weiterverteilt“ werden. Es kommt zum Stau in Zirndorf. In der auf 500 Männer, Frauen und Kinder ausgelegten ZAE drängten sich laut Bezirksregierung zuletzt 675 Leute, der Bayerische Flüchtlingsrat sprach sogar von 800.

So dienen alle verfügbaren Räume der ZAE als Schlafsäle: Matratzen liegen nicht nur in der Cafeteria, dem muslimischen Gebetsraum sowie dem Andachts- und dem Unterrichtssaal der katholischen Kapelle. Nach Auskunft von Gemeindepädagoge Erwin Bartsch, Sprecher der Ehrenamtlichen, die sich unter dem Dach der evangelischen St.-Rochus-Gemeinde für die Flüchtlinge engagieren, wurde mit der Sakristei jetzt ein weiterer Raum umfunktioniert. Kopiergeräte, Overhead-Projektor, eine Schultafel und andere Materialien für Deutschkurse wurden in der Putzkammer verstaut („Die ist jetzt proppenvoll“), um noch mehr Platz für Matratzen zu schaffen. Sprachkurse bleiben wegen der akuten Platznot auf der Strecke.

Trotz allem mussten laut Bartsch von Freitag an die ersten Flüchtlinge in drei der sechs Mannschaftszelte des BRK untergebracht werden. Die Zelte sind „beheizt, wasserdicht, sie haben Holzböden und Licht“, sagt er. „Aber es gibt keinen Tisch, keinen Stuhl, keinen Schrank, nur Feldbetten.“

Für die Notdurft stehen Dixi-Klos auf dem Gelände, zum Waschen müssten die Neuankömmlinge in die Häuser gehen, wo sich zum Teil ohnehin schon vier Familien ein Bad teilen. Auch nicht schön sei das Motorengeräusch der Ölheizautomaten, die warme Luft ins Zeltinnere blasen. Bartsch meint: „Das ist, als ob neben Ihnen nachts immer wieder ein Automotor anspringt.“ ZAE-Chef Staritz hingegen findet das halb so wild: „So laut ist der Motor nicht“, urteilt er. Im Augenblick fungieren die Zelte, wie von Sozialministerin Christine Haderthauer angekündigt, als reine Transiträume. Staritz zufolge verbringen die Menschen hier maximal die ersten zwei Nächte nach ihrer Ankunft bzw. das erste Wochenende. Ob das so bleibt? Staritz möchte „keinerlei Prognose abgeben“.

Mit Verweis auf die erfahrungsgemäß ansteigenden Zugangszahlen gegen Jahresende befürchtet Erwin Bartsch, dass „die Zeltunterbringung erst mal zum Alltag in Zirndorf“ wird, dass womöglich mehr Zelte aufgebaut werden müssen. Staritz sagt dazu: „Ich möchte das vermeiden.“ Wie das gehen soll? „Wir können es nur mit einer verstärkten Weiterleitung der Asylbewerber versuchen.“ Noch gestern brachte der ZAE-Chef ein Schreiben an alle Bezirksregierungen in Bayern auf den Weg. Sein Inhalt: ein dringender Appell an Städte und Landkreise, bitte unverzüglich Flüchtlinge aufzunehmen.

Staritz hat „noch keine Info“, wann das Staatliche Bauamt Nürnberg beginnt, die angekündigten Wohncontainer mit circa 150 Plätzen zu errichten. Er sagt, er rechne „im Oktober noch nicht damit“. Für Erwin Bartsch steht kurz vor Winterbeginn auch deshalb fest: „Es ist noch keine Entspannung in Sicht.“

 

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