Ex-Profi bewirbt sich bei Bezirksligist ASV Fürth

18.11.2017, 16:00 Uhr
Ex-Profi bewirbt sich bei Bezirksligist ASV Fürth

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Eines Tages fand Wilhelm Satzinger eine E-Mail in seinem Postfach: Er heiße Mettin Copier, schrieb der Absender, sei Fußballer, ob er mal mittrainieren dürfe. Solche Anfragen kommen vor, Satzinger ist Trainer eines Bezirksligisten – ein Verein also, der für mittleren bis besseren Amateurfußball steht, der deshalb interessant ist für alle, die sich mal ausprobieren möchten.

Generell sage er bei solchen Anfragen schon ja, meint Satzinger, "oft trainieren die Spieler dann auch mit. 99 Prozent muss ich dann aber wieder heimschicken. Deshalb habe ich im Vorfeld immer gerne ein paar Infomationen: Wie alt, welche Position, wo bisher gespielt, so etwas eben." Satzinger antwortet also, wie er es immer tut, und bekommt auch bald eine weitere E-Mail: 28 Jahre sei er alt, könne Innenverteidiger oder auf der Sechs spielen, zuletzt habe er in Amerika gekickt – zuvor allerdings in den Niederlanden beim AZ Alkmaar.

Auch Satzinger weiß, wer der AZ Alkmaar ist, kein Bezirksligist wie sein ASV Fürth, sondern ein Erstliga-Verein mit Europapokal-Historie. Der Spieler schickt auch noch einen Link mit: Er führt zu Wikipedia, da lassen sich noch weitere Informationen finden. Etwa, dass Copier – Holländer mit österreichischem Pass – unter Louis van Gaal Profi wurde und Länderspieleinsätze hat, für die U 21 Österrreichs.

Nicht etwa Greuther Fürth?

"Zuerst hab’ ich mich schon gefragt, ob der sich den richtigen Verein rausgesucht hat. Ob der nicht eigentlich bei Greuther Fürth rauskommen wollte", sagt Satzinger. So ganz traute der Trainer-Routinier der Sache nicht: "Wann kommt sowas schon mal vor?" Zumindest mal ansehen kann man sich das mal, dachte sich Satzinger, und lud Copier zum Dienstagstraining ein.

"Das war auch die erste Frage, die ich gestellt habe. Ich bin mit ihm über den A-Platz gelaufen. Bist du hier richtig? Wir spielen Bezirksliga. Das ist Amateurfußball. Bei uns wird auch kein Geld gezahlt, hab’ ich gesagt", erinnert sich Satzinger. Geld? Das wolle er auch nicht, sagt Copier, er habe sich beruflich verändert, sei viel unterwegs, wohne aber in der Nähe des ASV-Sportgeländes. Deswegen, sagte er, sei das auch die erste Adresse für ihn.

Ex-Profi bewirbt sich bei Bezirksligist ASV Fürth

© Foto: Wolfgang Zink

Satzinger hat seinen Jungs bei dieser Trainingseinheit erstmal nichts berichtet von dem Neuen, hat nur gesagt: Hier ist einer, der möchte mal mitmachen. Copier hat sich vorgestellt, hat sich von jedem den Vornamen sagen lassen. "Mit dem ersten Ballkontakt hat man gemerkt: Der kommt aus einer anderen Welt. Er hat dirigiert, die Leute alle mit Namen angesprochen, ist vorangegangen – und das bei seiner allerersten Einheit hier." Satzinger hat, wie er es oft macht, zum Abschluss die A-Elf gegen die mit dem Neuen verstärkte B-Elf spielen lassen. 4:0 endete die Partie für die B-Elf, der Neue traf doppelt. "Trainer, wer ist denn das?", fragten die Spieler im Anschluss.

"Solche Charaktere haben uns in dieser Saison gefehlt", sagt Satzinger und meint damit: Leitwölfe, die vorangehen, die Mannschaft führen, "wir waren oft zu brav". Seit vier Einheiten ist der Neue jetzt dabei, der Spielantrag ist unterschrieben. Der Pass ist auch frei, liegt aber noch in Holland bei Alkmaar. "Das ist auch der Knackpunkt. Mit dem Bayerischen Fußballverband ist alles geklärt. Die Sache liegt jetzt beim holländischen Verband." Bedeutet: Wenn der den Fall schnell bearbeitet, ist Copier bereits am Wochenende spielberechtigt. Möglicherweise muss der ASV aber auch bis nach der Winterpause auf seinen Neuzugang warten.

Gebrauchen könnten ihn die Südstädter: Aktuell stehen sie nur knapp über dem Strich, ein Frühling mit Abstiegskampf droht. "Wir verlieren aber so oder so nicht die Nerven", verspricht Satzinger. Denn es gibt noch einen weiteren Zugang, zur Rückrunde wird die noch freie Planstelle im Tor besetzt: Manuel Döllfelder kommt vom SV Schwaig.

"Unsere bisherige Nummer eins Hannes Weyherter war zuletzt immer wieder beruflich im Ausland, das war ein großes Problem für uns", erzählt der Coach. Döllfelder trainiert seit Wochen beim ASV mit, kickt an den Wochenenden aber bei Schwaigs Zweiter in der Kreisklasse. "Er ist ein Torhüter, der mit seinen Qualitäten in einer ersten Mannschaft spielen muss", sagt Satzinger über den 26-Jährigen ehemaligen Keeper des TSV Buch und der SG Quelle Fürth.

Mit Copier, Döllfelder und dem Sommerneuzugang Daniel Geissler besitzt der ASV Fürth auf jeden Fall genug Qualität für den Klassenerhalt. "Wir sind auch guter Dinge, dass wir das schaffen", sagt Satzinger.

Am Sonntag tritt der ASV Fürth (14.) beim Tabellenvorletzten ASV Pegnitz an, Anstoß 14 Uhr.

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