Experte rät: Kein übertriebener Ehrgeiz im Garten

13.8.2016, 06:00 Uhr
Experte rät: Kein übertriebener Ehrgeiz im Garten

© Foto: Hans-Joachim Winckler

Herr Frenzke, wie oft werden Sie um Rat gefragt, wie man einen Garten altersgemäß gestaltet?

Lars Frenzke: Das ist ein ganz großes Thema. Viele Menschen haben große Grundstücke, die top gepflegt sind, aber sie können den Standard irgendwann nicht mehr halten. Ich habe bei etlichen Veranstaltungen im Landkreis über das Thema gesprochen. Meine wichtigste Botschaft: Die Umgestaltung fängt im Kopf an.

Können Sie das erläutern?

Frenzke: Man sollte sich hinsetzen und überlegen, wie viel Zeit man mit Gartenarbeit verbringt. Welche Arbeit macht Spaß? Was sind die lästigen Aufgaben? Schnell wird man feststellen, dass die anstrengenden Tätigkeiten, wie Rasenmähen, Jäten oder Hecken schneiden, auch die zeitintensiven sind. Und genau dort muss man anfangen.

Also einfach alles wuchern lassen?

Frenzke: Nein, das meine ich nicht. Aber man muss sich fragen, ob die Hecke wirklich einen Formschnitt braucht? Vielleicht könnte man eine frei wachsende, niedrige Hecke anpflanzen. Muss der Rasen unbedingt immer vier Zentimeter hoch sein? Kann man nicht zumindest einen Teil der Fläche als Wiese anlegen oder mit pflegeleichten Bodendeckern bepflanzen? Ist der Nutzgarten für eine alleinstehende Person nicht viel zu groß? Wie wäre es mit einem Hochbeet? Die Leute sind oft zu ehrgeizig. Da wird sich mehr Gedanken um die Außenwirkung gemacht als um die eigene Konstitution.

Das klingt jetzt nach kompletter Umgestaltung des Gartens. Ist das nicht sehr arbeits- und kostenintensiv?

Frenzke: Es muss ja nicht alles auf einmal passieren. Manche Lösung kann man gemeinsam mit einem Landschaftsgärtner entwickeln, außerdem gibt es viele Kleinigkeiten, die man selbst erledigen kann.

Was sind das für Kleinigkeiten?

Frenzke: Denken wir nur an die Ruheplätze im Garten. Früher hat man sich nach getaner Arbeit auf der Terrasse ausgeruht, jetzt sind Pausen zwischendurch auch schön. Also sollte man in der Nähe des Gemüsebeetes eine Bank aufstellen, auch ein Tisch in Arbeitshöhe ist dort nützlich. Oder die Bewässerung: An einer Regentonne sollte der Auslass so angebracht sein, dass man bequem eine Gießkanne darunter stellen kann. Das ist einfacher, als die Kanne in die Tonne einzutauchen und herauszuheben. Mit Tonkegeln kann man Pflanzen für mehrere Tage versorgen.

Es gibt auch allerlei Werkzeuge, die das Gärtner rückenschonender und leichter machen sollen.

Frenzke: Da kommt immer wieder der Rasenroboter ins Gespräch. Inzwischen gibt es ganz gute, die aber so programmiert werden müssen, dass sie nachts pausieren, sonst ist es eine Zumutung für die Nachbarschaft. Wichtig ist auch, sich Werkzeuge schleifen zu lassen. Mit einer stumpfen Heckenschere kann man sich die Handgelenke ruinieren. Nützlich ist ein Rollhocker, den man auch zum Knien verwenden kann.

Ab welchem Alter sollte man sich Gedanken über die Arbeitserleichterungen im Garten machen?

Frenzke: Ich denke ab etwa 50. Die Erfahrung zeigt jedoch, dass die meisten Menschen erst Überlegungen anstellen, wenn es fünf vor zwölf ist. Wenn eine Umgestaltung ansteht, ist das ein guter Anlass. Denken wir an neue Wege, sie sollten breit genug sein, um sie mit einem Rollator begehen zu können. Natürlich ist es wichtig, ein rutschfestes Material zu verwenden. Wenn Platz genug ist, ist eine Rampe besser als eine Treppe. Auch der Stromanschluss auf dem Grundstück ist ein Thema, denn je weniger Kabel verlegt werden müssen, desto geringer die Stolpergefahr.

Gibt es Beratungsmöglichkeiten für Gartenbesitzer?

Frenzke: Ich habe in Zusammenarbeit mit den Gartenbauvereinen Multiplikatoren ausgebildet, die auf Anfrage kostenlos zu den Gartenbesitzern kommen. Sie werden über mich oder die Seniorenbeauftragte Frau Körner vermittelt.

Lars Frenzke, Tel. (09 11) 97 73 16 16, E- Mail l-frenzke@lra-fue.bayern.de, oder Margit Körner, Tel. (09 11) 97 73 12 26, per E-Mail koordinationsstelle@lra-fue.bayern.de

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