Faber-Castell: Wo Grafit und Holz Schreibgeräte werden

18.4.2017, 06:00 Uhr
Faber-Castell: Wo Grafit und Holz Schreibgeräte werden

© Faber-Castell

Auch an seinem Ehrentag greifen Millionen Menschen eher beiläufig nach ihm. Benutzen ihn, legen ihn zur Seite, suchen und finden ihn, drehen ihn vielleicht zwischen den Fingern oder kauen gedankenverloren auf ihm herum. Das alles tun sie so selbstverständlich, wie es eben mit Dingen des täglichen Gebrauchs geschieht.

Mit dem "Tag des Bleistifts" wird ein Alltagsgegenstand ins Licht gerückt, der trotz allen technischen Fortschritts ein zentrales Basis-Instrument menschlicher Kommunikation, Kreativität und von Lernprozessen geblieben ist: Die "als Schreibgerät dienende Mine, die in einen Schaft eingebettet ist", wie es im Duden heißt, verkauft sich auch im digitalen Zeitalter milliardenfach in alle Welt. Allein Faber-Castell produziert rund zwei Milliarden holzgefasste Stifte jährlich.

Patent erhalten

Dass just der 30. März zum Tag des Bleistifts gekürt wurde, liegt laut der Homepage www.kuriose-feiertage.de daran, dass an diesem Datum im Jahr 1858 der Amerikaner Hymen L. Lipman ein US-Patent für einen Bleistift erhalten hat, an dessen Ende ein Radiergummi befestigt war. Seit wann der Tag des Bleistifts begangen wird und wer ihn ins Leben gerufen hat, ist aber unbekannt.

Der Gedenktag findet sich in guter Gesellschaft mit einem Tag des Radiergummis (15. April) und einem Tag des Kugelschreibers (10. Juni). Die Schreibwarenindustrie jedenfalls freut seine Existenz – und der Steiner Hersteller Faber-Castell nutzt die Gelegenheit, um darauf hinzuweisen, dass es "vor allem dem technischen und kaufmännischen Pioniergeist eines deutschen Unternehmers" zu verdanken sei – eben Lothar von Faber (1817-1896) – "dass der Bleistift bereits im vorvergangenen Jahrhundert die Welt erobern konnte".

Der Nachkomme in vierter Generation habe die bis dahin familiär geprägte Manufaktur im fränkischen Spitzgarten zu Stein zu einer globalen Marke entwickelt und so das Schreibutensil erst für Menschen aus allen Ländern und Schichten zugänglich gemacht. Denn damals waren gute Bleistifte noch im Ausland hergestellte, entsprechend teure und rare Produkte. Seinen Namen hat der Bleistift übrigens vom Bleierz, für das Grafit früher fälschlicherweise gehalten und mit dem zunächst geschrieben wurde.

Eine Marke etabliert

Die in der Region Nürnberg-Fürth produzierten Stifte galten dagegen im 19. Jahrhundert als minderwertig. Mit qualitativen Verbesserungen, der Erschließung internationaler Produktions- und Vertriebswege sowie der goldenen Kennzeichnung "A.W. Faber" sei es dem Unternehmer gelungen, die ersten Markenschreibgeräte überhaupt zu entwickeln, lässt die derzeit weltweit 8000 Mitarbeiter zählende Aktiengesellschaft wissen. Sie hat Produktionsstätten in neun Ländern, Vertriebsgesellschaften in 22 Ländern und Handelsvertretungen in 120 Ländern.

In Stein werden heute über 500 000 holzgefasste Stifte am Tag produziert. Wie viele davon Bleistifte sind, kann das Unternehmen nicht beziffern. Aber allein auf den legendären tannengrünen "Castell 9000", den 1905 Alexander Graf von Faber-Castell eingeführt hat, entfielen 40 000 Stück. Fast 20 Arbeitsschritte und zwei Wochen sind nötig, bis ein Bleistift fertig ist. Zunächst wird dafür aus Grafit, Ton und Wasser nach festen Rezepturen der Stoff für die Minen gerührt und gepresst, ehe diese getrocknet und gebrannt werden. Anschließend bekommen die Minen in sogenannten Bleistiftstraßen fast vollautomatisch ihre Ummantelung mit kleinen Brettchen aus zuvor monatelang gelagertem und getrocknetem Holz.

Als nach Eigendarstellung größter Produzent von holzgefassten Stiften benötigt Faber-Castell bis zu 150 000 Tonnen Holz jährlich. Dieses komme inzwischen ausschließlich aus nachhaltiger Forstwirtschaft, die nach dem System von FSC (der Nichtregierungsorganisation Forrest Stewardship Council, in etwa: Waldverantwortungsrat) zertifiziert ist.

Firmeneigene Wälder

Das Gros des von Faber-Castell verwendeten Holz stammt aus firmeneigenen Wäldern in Brasilien und Kolumbien, wie das von Caspar Faber 1761 gegründete Unternehmen stolz berichtet. Im Geschäftsjahr 2015/16 hat es mit 631 Millionen Euro Umsatz (plus zehn Prozent gegenüber dem Vorjahr) das "Best year ever" in seiner 256-jährigen Geschichte gefeiert.

Für geerntetes Holz würden konstant neue Bäume gepflanzt. Auf diesem Wege lasse man jede Stunde zirka 20 Kubikmeter Holz nachwachsen, so Faber-Castell. In absoluten Zahlen entspreche das über einer Million Setzlingen, die im Südosten Brasiliens jedes Jahr ausgebracht und aufgezogen werden. Nach etwa einer Dekade sind die Bäume so groß, dass sie gefällt und verarbeitet werden.

Das größte Werk des mittelfränkischen Schreibgeräteherstellers steht im brasilianischen São Carlos und hat eine Produktionskapazität von fast zwei Milliarden holzgefassten Stiften im Jahr. Vor nahezu drei Jahrzehnten hat der Stifte-Produzent in dem südamerikanischen Land begonnen, auf einer Fläche von zirka 10 000 Hektar Brachland Millionen Setzlinge der Sorte Pinus caribaea anpflanzen zu lassen. Diese Baumart eignet sich nach Firmenangaben besonders für den kargen und sandigen Boden der brasilianischen Savanne. Die Bäume wachsen unter diesen Bedingungen schnell und ideal.

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