Fachfrau über den Frühjahrsputz: Ordnung schafft Ruhe

29.4.2017, 21:00 Uhr
Fachfrau über den Frühjahrsputz: Ordnung schafft Ruhe

© Foto: André De Geare

Frau Hitz, haben Sie schon alles geschafft? Fenster gewienert? Böden geschrubbt? Schränke ausgemistet?

Hitz: Zum Teil ja. Ich hab’ mir neulich daheim das Büro vorgeknöpft, jeden Schub ausgeräumt und Unterlagen weggeworfen, die nicht archiviert werden müssen, aber ein Jahr unangetastet rumlagen. Danach hab’ ich jede Schublade gesaugt und gewischt. Was man allerdings üblicherweise unter Frühjahrsputz versteht, dass man eine Woche lang von früh bis abends das ganze Haus auf den Kopf stellt und dass einen ein schlechtes Gewissen plagt, solang’ man ihn vor sich herschiebt, das gibt es bei mir nicht. Ich nenne das Grundreinigung, und die verteile ich übers ganze Jahr.

 

Heißt das, Sie erteilen dem Frühjahrsputz eine Absage?

Hitz: Nein, das nicht. Ich finde, jeder muss selbst wissen, in welchem Turnus er daheim saubermacht. Man kann sich freilich fürs Großreinemachen im Frühjahr entscheiden, sollte sich aber nicht schlecht fühlen, weil die Fenster der Nachbarin schon blitzblank sind.

 

Ratgeber wie ,Simplify your life‘ behaupten: Wer Ordnung schafft, weist den Dingen ihren Platz zu, übernimmt ,die geistige Führung‘. Ist das so?

Hitz: Auf jeden Fall! Nehmen wir mal als kleines Beispiel das Schuhputzzeug. So etwas braucht einen festen Platz. Bei uns daheim hab’ ich außerdem die Bürstchen beschriftet, damit auch mein Mann und meine Kinder wissen, mit welcher Bürste farblose, dunkelbraune oder schwarze Schuhcreme aufgetragen wird. Wenn alle im Haus alles auf Anhieb finden, bringt das Ruhe und Sicherheit ins Familienleben. Beim Frühjahrsputz geht es deshalb immer erst mal darum, Ordnung zu schaffen . . .

. . .also die Klamotten vom Sofa zu klauben und so was?

Hitz: Das schon auch, aber es geht nicht nur um die sichtbare Ordnung, sondern vor allem um das, was im Spülenunterschrank los ist oder in der Küchenschublade. Ein Frühjahrsputz beginnt mit dem Aufräumen hinter den Kulissen. Man nimmt also jedes Ding in die Hand und muss entscheiden: Brauch ich das noch oder kann das weg? Brauch’ ich es hier oder vielleicht doch woanders? Weil man so viel denken und entscheiden muss, kann ich dabei nicht Radio hören. Ich muss mich da voll konzentrieren.

 

Das klingt nicht lustig . . .

Hitz (lacht): Ach was! Wichtig ist einfach, dass man sich keine Gewaltaktionen vornimmt, sondern die Arbeit am besten in Halbtage einteilt. Da schafft man was und wird nicht überrollt vom eigenen Chaos.

 

Apropos Chaos. Wie packt man einen Großputz denn am besten an? In welcher Reihenfolge geht man vor?

Hitz: Na ja, bei den Schränken geht man von der Tür aus reihum vor, bis man wieder zur Tür kommt. Grundsätzlich arbeitet man immer von innen nach außen, sonst müsste man ja Verstaubtes auf frisch gewischte Oberflächen stellen. Und von oben nach unten, denn Staub und Schmutz fallen ja bekanntlich zu Boden.

 

Braucht man Hochdruckreiniger, Saugroboter, elektrische Fenstersauger?

Hitz: Das kommt drauf an. Man kann sich von der Technik unterstützen lassen, sollte die Geräte aber erst einmal leihen und ausprobieren. Ich habe mal einen elektrischen Fensterputzer getestet und erst mitten in der Arbeit bemerkt, dass sich im unteren Bereich der Scheibe immer der Haltegriff und das Fensterbrett in die Quere kamen. Drehen ließ sich dieses Modell aber auch nicht. Also hab’ ich die Scheibe unten eben doch mit Abzieher und Lappen geputzt.

 

Putzen, hat mal eine Fürther Naturschützerin gesagt, sei ,pure Mechanik‘. Werden somit Putzmittel beziehungsweise wird die Chemie völlig überschätzt?

Hitz: Ohne Chemie geht’s nicht ganz. Denken Sie mal an die Kalkablagerungen in der Duschkabine. Wenn ich die nur mit Rubbeln wegkriegen will, zerstöre ich die Oberflächen, den Kunststoff, das Glas oder die Fliesen.

 

Was ist dann besser: Meister Proper oder Waschsoda?

Hitz: Schwer zu sagen, beide sind alkalische Reiniger wie übrigens auch das gute alte Ata. Und ob das eine umweltverträglicher ist als das andere, kann ich beim besten Willen nicht sagen.

 

Waschsoda gilt als wahre Wunderwaffe im Haushalt. Angeblich löst es Festgebackenes im Handumdrehen vom Herd, macht vergilbte Klobrillen wieder blütenweiß und lässt, wohl in Kombination mit Essigessenz, den Urinstein verschwinden. Stimmt das denn?

Hitz: Dass es Eingebranntes gut löst, das stimmt. Die vergilbte Klobrille kriegt aber auch Soda nicht wieder weiß. Und dem Urinstein sollte man mit purer Zitronensäure zu Leibe rücken. Viele WC-Reiniger enthalten Salzsäure, was meist nicht bei den Inhaltsstoffen erwähnt wird, sondern irgendwo anders auf der Verpackung. Salzsäure aber ist sehr flüchtig und setzt sich bevorzugt an Metallen ab. Achten Sie mal auf Roststellen am Heizkörper in Ihrer Toilette.

 

Was halten Sie überhaupt von selbstgemachten Putzmitteln?

Hitz: Davor warne ich eher. Man muss schon genau wissen, was man da tut. Denn wenn ich, wie Sie gerade gesagt haben, Soda mit Essigessenz mische, dann schäumt das auf jeden Fall eindrucksvoll. Aber letztlich ist die Brühe weder sauer noch alkalisch, sondern neutral.

 

Ich könnte also gleich blankes Wasser nehmen?

Hitz: Genau.

 

Eine ziemliche Plackerei ist ja immer das Schrubben von Fußböden. Haben Sie einen Tipp, wie man sich diese Arbeit ein wenig leichter machen kann?

Hitz: Da schwöre ich bei Parkett-, Laminat-, Vinyl- oder Fliesenböden auf Trapezwischer und Staubbindetücher, die das feuchte Wischen leicht verschmutzter Böden ersetzen. Dabei spannt man ein hauchdünnes Vliestuch auf das Wischgestell. Das Tuch zieht Schmutz und Staub elektrostatisch an. Man wirft es nach dem Gebrauch zwar weg, aber es landet dabei nur ganz wenig Material im Müll. Gegenüber dem Fegen mit dem Besen hat die Methode den Vorteil, dass man keinen Staub aufwirbelt, der sich dann wieder auf die Oberflächen im Raum und die Atemwege legt. Und man muss, anders als beim klassischen Putzen, nicht ständig Lappen auswringen und Eimer rumschleppen.

 

Manche Leute verbrennen ja vielleicht ganz gern einige Kalorien . . .

Hitz(lacht): Die können sich ja damit trösten, dass der Einsatz von Schrubber, Putzlappen und Kniekissen ab und zu trotzdem nötig ist.

 

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