Fair handeln, geht das?

25.12.2018, 16:00 Uhr
Fair handeln, geht das?

© Foto: Sigrun Häuser

500 Millionen Euro jährlich für fairen Kaffee, weitere Millionenbeträge für faire Bananen, Blumen, Kakao und Textilien: Die neuesten Zahlen zum fairen Handel in Deutschland stimmen optimistisch, auch wenn sie auf den Gesamtumsatz im Einzelhandel bezogen noch immer im einstelligen Prozentbereich liegen.

Professor Matthias Fifka von der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg ging in seinem Vortrag "Strategisches und werteorientiertes Management im Mittelstand" zunächst der Frage nach, ob Fairness und Gewinn überhaupt zusammenpassen. "Fair" sei gesetzlich nicht eindeutig definiert oder geregelt, so der Referent vor rund 120 Zuhörern. Selbst die Regeln der Zertifizierungsstellen wichen mitunter stark voneinander ab und verunsicherten dadurch zum Teil die Verbraucher. Zudem gebe es beim Begriff "fair" sehr große länder- und kulturspezifische Unterschiede.

Ein Ruck sei durch die Welt gegangen, als 2013 das Rana-Plaza-Gebäude in Bangladesch zusammengestürzt war, in dem sich mehrere Textilfabriken befanden, analysierte Fifka. Sehr viele Menschen kamen ums Leben, weil die Sicherheitsbedingungen unzureichend waren. Diese Katastrophe habe einen Gesinnungswandel bei vielen Verbrauchern ausgelöst.

Die Macht der Konsumenten

In der Folge hätten sich Bekleidungshersteller und Lieferanten verstärkt mit dem Thema sichere, faire Arbeitsbedingungen und Umweltschutz beschäftigen müssen. Fifka verdeutlichte, dass Verbraucher oft auf den Preis und die Qualität fixiert seien und soziale wie ökologische Werte vernachlässigten. Dabei liege die Macht in den Händen der Verbraucher, betonte der Referent. Denn würden sie mehr faire Produkte kaufen, müssten sich die Hersteller anpassen.

Landrat Matthias Dießl berichtete, dass der Landkreis Fürth der erste in der Metropolregion war, der die Zertifizierung "Fairer Landkreis" bekommen hat. Mittlerweile haben fünf Gemeinden diese Auszeichnung.

Exemplarisch stellten einige regionale Anbieter dar, wie sich der Handel und die Erzeugung fairer Produkte entwickeln können. Geschäftsführer Peter Riegelein von der gleichnamigen Cadolzbuger Confiserie etwa forderte dazu auf, das Thema faires Wirtschaften nicht auf die lange Bank zu schieben. Riegelein bezieht, wie berichtet, heute seinen gesamten Kakaobedarf von 18 000 Tonnen aus fairem Handel. Die Firma RK Textil, spezialisiert auf Drucke und Stickereien, verwendet nur Baumwolle aus fairem Handel. Kosmetik- und Stiftehersteller Faber-Castell gilt in seiner Branche als Vorreiter in Sachen Nachhaltigkeit. Die Firma Saueracker zeigte, wie ökologischer Bürobedarf aussieht. Farcap aus Fürth präsentierte faire Mode; der Eine-Welt-Laden der Jakobusgemeinde in Stein blickt bereits auf über 25 Jahre Verkauf von fairen Produkten zurück.

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