Fantasy-Autorin Gaby Wohlrab recherchiert ins letzte Detail

7.11.2014, 13:00 Uhr
Fantasy-Autorin Gaby Wohlrab recherchiert ins letzte Detail

© Foto: Rempe

„Ich hatte schon immer viele Geschichten in meinem Kopf und war sehr gut in Deutsch“, erinnert sich Gaby Wohlrab. „Die Lehrer entschuldigten sich, wenn ich mal eine Zwei bekam.“ Was verheißungsvoll begann, hatte Folgen. Als junge Mutter erzählte sie ihren beiden Töchtern „aus dem Bauch heraus“ erdachte Fortsetzungen zu deren Lieblingsbüchern. Irgendwann beschloss sie, einen Krimi zu schreiben. „Aber dann sah ich völlig aus dem Nichts eine Szene vor mir und der erste Satz von ,Eldorin‘ war plötzlich da.“

Wohlrab begann zu schreiben. Einen Roman aus dem Elfenreich. Heute sagt sie: „Es war ziemlich dumm, ohne Konzept loszulegen.“ Doch sie ließ nicht locker, ordnete ihre Ideen, strukturierte die Abenteuer ihrer Protagonisten, bis sie zufrieden war. Die Enttäuschung kam mit der Suche nach einem Verlag und hing nicht zuletzt mit einer Klemmschiene zusammen: „Mit so einem besonders engen Exemplar habe ich je ein, zwei Kapitel meines Manuskripts zusammengefasst und an verschiedene große Häuser geschickt.“

Nach einer Reihe von Ablehnungen war sie um die Erkenntnis reicher, dass ihr Werk meist ungelesen zurückgesandt wurde: „Das sah man an der unberührten Klemmschiene.“ Aufgeben kam für die 51-Jährige nicht in Frage. Zumal ihr Testleser und Fachleute großes Talent, Sprachvermögen und einen fesselnden Stil bescheinigt hätten. Die Fürtherin wagte einen mutigen Schritt. Sie nahm die Sache selbst in die Hand und gründete den Vier Raben Verlag.

Was dann auf sie zukam, war Arbeit. Sehr viel Arbeit. Dazu gehörte auch die Gestaltung des Titels. Das Motiv, ein Bild ihrer Helden Maya und Larin, hat sie selbst gemalt. Eine Leidenschaft, die die Kommunikationsdesignerin aus Studientagen bewahrt hat. Vorbild für das Porträt des Waisenmädchens Maya ist Wohlrabs jüngere Tochter. „Die Ältere hat vorsichtig angemeldet, dass sie auch zu sehen sein möchte“, sagt die Autorin und verrät: „Auf dem zweiten Cover ist sie als Nixe verewigt.“

Jagd nach Füllwörtern

Die intensive Arbeit und ihre Hartnäckigkeit führten zum Ziel. Irgendwann hielt sie das Werk als gebundenes Buch mit 514 Seiten in den Händen. Zuvor hatte sie „Eldorin“ als E-Book bei Amazon veröffentlicht.

Was für einen Aufwand es bedeutet, selbst Verleger zu sein, weiß die Schriftstellerin inzwischen. Schließlich muss sie sich um jedes Detail selbst kümmern. Angefangen vom Feilen der Texte („Ich suche die Schönheit der Sprache“) bis zur Korrektur. In diesem Punkt wenigstens gab es für sie Unterstützung von einer Bekannten. Gaby Wohlrab gibt zu: „Ich bin äußerst penibel.“ Gezielt gehe sie auf die Jagd nach Füllwörtern und sei jedem Kommafehler auf der Spur. Sehr viel Einsatz steckt in der Werbung für „Eldorin“, sie muss sich ja im Alleingang darum bemühen, ihr Buch bekannt zu machen.

Daneben ist sie mit den letzten Kapiteln des zweiten Bandes beschäftigt. Eine Aufgabe, in die sie völlig eintauchen kann. Nächtliche Schreiborgien, sagt sie lachend, sind bei ihr durchaus möglich. Schläft sie dann doch, entdeckt sie nicht selten am nächsten Morgen Zettel mit Notizen, die sich leider oft als unleserlich entpuppen. Diesmal startete Wohlrab allerdings anders als zuvor mit sehr viel Planung und Überlegung in die kreative Phase. Genaue Kapiteleinteilungen erleichtern ihr die Aufgabe.

Am Herzen liegt ihr, dass selbst Kleinigkeiten stimmen. Deshalb hat sie unter anderem einen Feuerwehrmann ausführlich ausgefragt, um herauszufinden, was passiert, wenn ein Drache feurig faucht. Sie hat sich über Schwertkämpfe schlau gemacht und darüber, wie viel Licht der Schein des Vollmondes spendet. „So etwas ist mir wahnsinnig wichtig.“

Vom stundenlangen Schreiben erholt sie sich gerne in ihrem Garten. „Da bin ich manchmal so in Gedanken, dass ich nicht erstaunt wäre, wenn plötzlich jemand mit spitzen Ohren auftauchen würde.“ Mit den Geschöpfen ihrer Fantasie sei sie so vertraut, dass sie genau weiß, wer wie handelt oder antwortet. Vor Überraschungen, sagt Wohlrab, ist sie aber nie sicher. Auf ihrer Homepage gesteht sie: „Manchmal, wenn ich ahnungslos die Kühlschranktür öffne, weil ich gerade eine romantische Szene entwerfe, platzt mir ein bösartiger Oger entgegen, der in diesem Buch gar nicht zu suchen hat . . .“

Sie wird den Kerl irgendwo in ihrer Geschichte unterbringen. Daran zweifeln ihre Leser, die gespannt auf den zweiten Band „Eldorin – Der Erbe des Königreichs“ warten, nicht. Gaby Wohlrab verspricht: „Es wird heiß hergehen und viel passieren.“

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