Fast ein Jubiläum

24.6.2008, 00:00 Uhr
Fast ein Jubiläum

© Foto: Horst Linke

Der 80. Geburtstag war 2007. «Aber ich hatte einfach keine Zeit, etwas Vernünftiges auf die Beine zu stellen.« Theaterchef und Regisseur Klaus Hoffmann mag keine halben Sachen, drum ist jetzt einfach 2008 das Jubeljahr. Und außerdem, Fürth wurde ja 1000, wer hätte denn in diesem Trubel nach der Bühne Erholung gekräht.

Und gleich noch ein Jubiläum, wo wir schon dabei sind: Als Hoffmann sechs Lenze zählte - 1957 war das, also vor beinah 50 Jahren - ging er erstmals auf die Theaterbretter. Ein Foto zeigt ihn mit pompösem Zwergen-Rauschebart, die Eltern sind auch mit dabei. «Kinder, wie die Zeit vergeht«, seufzt Hoffmann.

Auf den Namen des Weihnachtsstückes von damals kommt er partout nicht mehr. Macht nichts. Es wird eine jener Produktionen gewesen sein, mit denen sich die «Erholung« seit 1927 und mit Vorliebe im «Weißengarten« in die Herzen der Fürther spielte: Etwas fürs Herz, Schwänke, Märchen, Schenkelklopfer wie «Willys Frau«, «Familie Leinöl«, «Glockengruß von Breslau«.

Am 11. Juni 1927 hatten fünf Damen und Herren den tollkühnen Entschluss gefasst, einen «Dramatischen Verein« zu gründen. Man kegelte, machte Ausflüge, spielte Theater - strikt unpolitisch übrigens, denn so steht es in der Satzung. Vor einer mehrjährigen Zwangspause im Dritten Reich schützte sie das nicht.

Ernst Gnad war der Mann der ersten Stunde. In den fünfziger Jahren kamen Hellmut und Elisabeth Hoffmann an Bord, Klaus Hoffmanns Eltern. 1950, dem Jahr des Neustarts im evangelischen Gemeindehaus in der Pfisterstraße, erfolgt der Beitritt zum «Volksspielkunstverband Bayern«. Rudi Roth macht den Vorsitz, Hoffmann senior folgt 1976. Doch ausgerechnet zum 50. Geburtstag steht die «Erholung« vor dem Aus. Theaterspielen scheint so beliebt zu sein wie Treppeputzen. Doch Hoffmann macht den Laden flott. Seit 1991 denkt und lenkt der Junior, der den Verlockungen einer Theaterkarriere trotz früher Rauschebart-Erfahrungen widerstand, lieber Bauzeichner lernte und nach fünf Jahren als Polizist eine Textilfirma in Cadolzburg aufbaute.

Rund 50 Mitglieder hat der Verein derzeit, der Älteste ist über 90. «Es gibt Nachwuchsprobleme, aber die haben alle«, sagt der Chef, der mit seiner Familie in Tuchenbach lebt. Umso wichtiger sei es, offen zu werden für modernere Theater-Tendenzen und für die freie Szene. Hoffmann: «Ich kann nicht immer nur dieselbe Tür-auf-Tür-zu-Dramaturgie machen«. Ustinovs tiefsinnige Komödie ist Ausweis dieser Bemühungen, Aufführungsserien mit Schwarzlichttheater («Das hat uns zu einer Familie zusammengeschweißt«) und szenische Auftritte bei Stadtführungen im Dienste der Tourist-Information sind es auch. Gute Ratschläge erteilt seit einigen Monaten Regie-Profi Christian Schidlowsky («Die Kleinbürgerhochzeit«) im Vereins- und Probendomizil Kulturforum. Hoffmann: «Ich versuche, nicht die fränkisch-lustige Nische zu belegen. Wenn die Erholung spielt, ist sie bemüht, das Optimale zu geben. Der Zuschauer soll wissen, wir liefern gute Arbeit ab und machen immer mal wieder was anderes.« Aber wie hieß jetzt gleich wieder dieses Weihnachtsstück 1957?MATTHIAS BOLL

Infos über Probenzeiten, Termine, etc.: www.buehneerholung.de