Fast-Pensionär Jürgen Betz freut sich auf mehr Schlaf

25.12.2017, 10:00 Uhr
Fast-Pensionär Jürgen Betz freut sich auf mehr Schlaf

© Foto: Thomas Scherer

Kurze Denkpause am Telefon: "Es gibt dann keinen Urlaub mehr." Jürgen Betz sagt’s und sein schelmisches Grinsen ist selbst am Hörer förmlich zu erahnen. Doch Spaß beiseite. Drei Enkel im Alter zwischen drei und sieben Jahren werden keine Langeweile aufkommen lassen. Dazu der Sport, der Garten – und die Ehefrau. Die "To-do-Liste" mit allen möglichen Aufgaben – Betz spricht von einer Agenda – hat sie schon angelegt. Fest steht: "Ich falle nicht in ein Loch." Und wenn der Pensionär es so hält wie als junger Mann und tut, was man ihm sagt, dürfte eigentlich nichts schief gehen.

"Bou, geh’ zur Stadt"

"Bou, geh’ zur Stadt": Diesen Satz seines Vaters beherzigte der damals 16-Jährige, der eigentlich – wer möchte das schon in diesem Alter? – nicht den Wunsch hatte, Beamter zu werden. 1969 ging es in Nürnberg los. Er habe zum letzten Jahrgang gehört, der mit Mittlerer Reife in die gehobene Beamtenlaufbahn, die heutige Qualifikationsebene 3, einsteigen konnte, erzählt Betz. Nach fünfjähriger Ausbildung landete der junge Verwaltungssinspektor im Liegenschaftsamt, ehe er 1981 nach Oberasbach kam.

Schuld am Wechsel: Wilfried Stünzendörfer, bis zu seiner Pensionierung 2016 geschäftsleitender Beamter der zweitgrößten Landkreiskommune und mit Betz seit Schulzeiten befreundet. Zunächst lockte Oberasbach, sein Wohnort, ihn eigentlich nicht. "Mir gefiel es in Nürnberg", erinnert sich Betz. Doch die Stunde Fahrzeit, die sich so einsparen ließ, gab schließlich den Ausschlag. Über die Kämmerei ging es ins Ordnungsamt, dessen Leitung er 1986 übernahm, 1990 folgte in Personalunion die gleiche Funktion beim Standesamt.

Kein Schritt, den der gebürtige Nürnberger bereuen musste, denn: "Meine Arbeit hat mir immer Spaß gemacht", sagt Jürgen Betz. Ein Satz, dem man ihm abnimmt. Kollegialität im Amt war ihm wichtig, die gute Zusammenarbeit mit insgesamt drei Bürgermeistern und zuletzt einer Bürgermeisterin – und der Kontakt zu den Bürgern.

Doch war er als Chef im Ordnungsamt nicht oft der Buhmann für viele? Jürgen Betz überlegt nur ganz kurz. Nein, sagt er, aber eines habe sich gerade in den vergangenen Jahren verändert. Die Menschen nähmen Entscheidungen immer weniger hin.

Auch in Oberasbach gebe es inzwischen "18 000 Fachleute", die alles, was im Verkehrsrecht gemacht werde, in Frage stellten. Und beispielsweise nicht einsehen wollen, dass auf einer Hauptverkehrsstraße die Autos nicht auf Tempo 30 abgebremst werden können.

Halteverbote heiß diskutiert

Oberasbach hat das einmal probiert. Vor langer Zeit schon im Alt-Ort in der Bachstraße und der Albrecht-Dürer-Straße vor dem Gymnasium. Drei Mal forderte das Landratsamt die Stadt zur Rücknahme auf und kassierte die Maßnahme dann ein.

Auch Halteverbote werden heiß diskutiert. Viele Bürger hätten gerne ein Schild vor der eigenen Ausfahrt, doch das gibt die Straßenverkehrsordnung nicht her. Ein wenig anders ist die Situation derzeit in der neu ausgebauten Bahnhofstraße. Die Anwohner wollen ihre Autos vor dem Haus abstellen, die Stadt mit Parkverboten die Raser bremsen. Vom Ausgleich der Interessen spricht Betz, dass man die Situation beobachten müsse und nichts in Stein gemeißelt sei.

Ganz im Gegensatz zum restlichen Arbeitspensum, definitiv nur noch wenige Tage sind es. Und dann fällt dem Fast-Pensionär noch etwas ein, worauf er sich freut: "Morgens mal eine Stunde länger zu schlafen." Fast wie ein kleiner Urlaub, und das bald schon täglich.

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