Faszination des Alters

26.10.2013, 16:00 Uhr
Faszination des Alters

© Fachstelle Seniorenarbeit

Die Senioren haben im letzten Jahrzehnt enorm an gesellschaftlicher Bedeutung gewonnen. Das riecht geradezu nach Arbeit für Sie, Frau Übelacker. Würden Sie heute diese Stelle noch einmal antreten?

Elke Übelacker: Jederzeit! Denn der Umgang mit älteren Menschen birgt unglaublich viel Entwicklungspotenzial. Und ich hatte immer genug Freiraum, um die Fachstelle zu gestalten. Es gab viel, was nur darauf wartete, umgesetzt zu werden. Der Seniorenrat hat sich von Anfang an sehr für mich eingesetzt und auch dafür gesorgt, dass meine Stelle 2005 auf 30 Wochenstunden aufgestockt wurde. Er ist quasi mein ehrenamtliches Team.

Wie hat sich die Seniorenarbeit in ihrer bisherigen Amtszeit verändert?

Übelacker: Vor zehn Jahren gab es noch gar keine richtige Seniorenarbeit. Man sprach damals eher von Altenhilfe. Heute arbeite ich in einer Fachstelle mit und für Senioren. Aber auch die Zeitspanne des Seniorenalters dehnt sich immer mehr aus. Sie umfasst inzwischen fast vier Jahrzehnte. Dementsprechend expandieren die Angebote für diese Altersgruppe – etwa im Kulturbereich. Inzwischen gibt es in Fürth jährlich rund 40 spezielle Kulturveranstaltungen für die Generation 60plus. Auch die Medien schenken ihr immer mehr Beachtung. Aktive Senioren engagieren sich zunehmend in der Gesellschaft, und die Berufstätigen erkennen dieses Potenzial. Nicht übersehen darf man die große Kaufkraft älterer Menschen.

Was kann in Fürth noch getan werden, um die Situation von Senioren zu verbessern?

Übelacker: Ich wünsche mir einen flächendeckenden Besuchsdienst für Einsame. Erste Ansätze gibt es bereits. Darüber hinaus sollten in allen Stadtteilen niederschwellige Beratungsstellen für Senioren wenigstens stundenweise zur Verfügung stehen. Auch muss der Seniorenleitfaden für Senioren mit Migrationshintergrund überarbeitet werden. Ich wünsche mir eine Fachkraft, die konzeptionell arbeitet. Auch eine Seniorenbetreuerin, die nach Erlanger Vorbild die Mieter von Wohnbaugesellschaften berät, wäre sicher hilfreich. Aber so wichtig Angebote für Senioren auch sind, wir brauchen in erster Linie eine generationengerechte Stadt. Ich wehre mich hier gegen das verbreitete Schubladendenken. Alte Menschen sollten so lange wie möglich in der Mitte der Gesellschaft bleiben. Das gelingt nur mit einer Mitbestimmungskultur, die alle Altersgruppen einbindet.

Schauen Sie nicht manchmal neidisch auf die Seniorenarbeit jenseits der Stadtgrenze?

Übelacker: Es gibt regelmäßige Treffen mit den Kollegen aus dem Landratsamt, aus Schwabach und punktuell auch aus Erlangen und Nürnberg. In den großen Nachbarstädten ist die Seniorenarbeit personell viel besser aufgestellt. Das lässt sich mit Fürth nicht vergleichen, aber ich kann mir doch Anregungen für Problemlösungen holen. In Fürth sind die Aufgaben nur mit großem persönlichen Engagement zu lösen. Finanziell gibt es keine Probleme.

Wo stoßen Sie an Grenzen?

Übelacker: Es sind so viele Dinge, die gleichzeitig erledigt werden müssen. Dazu kommen die Vorbereitung der Seniorenmesse und die Arbeit am Seniorenleitfaden. Als Netzwerkpartnerin bin ich auf zahlreichen Baustellen gefordert und der Teufel steckt oft im Detail. Ich arbeite schnell und effektiv, aber mir ist auch klar: In diesem Tempo kann es nicht weitergehen, ohne die Gesundheit aufs Spiel zu setzen.

Das klingt bedenklich.

Übelacker: Vor zehn Jahren habe ich als Einzelkämpferin begonnen. Die Beratungen haben enorm zugenommen. Heuer waren es bislang 550, im vergangenen Jahrzehnt 6500. Bei Krankheit habe ich immer noch keine Vertretung. Das ist in einer Stadt mit 28000 Menschen über 60 Jahren ein Problem. Ich muss nicht alles selbst machen und kann mir sehr gut auch ein Team vorstellen, das sich die Aufgaben der Seniorenarbeit teilt. Sehr wichtig ist in diesem Zusammenhang die Kooperation mit dem Seniorenrat, der mich in vielen Bereichen unterstützt.
 

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