Feldwege als breite Schneisen

29.10.2018, 13:00 Uhr
Feldwege als breite Schneisen

© Foto: Holger Hollemann/dpa

Eine Flurerneuerung an sich ist ein Prozess, der sich über Jahre hinzieht. Danach jedoch, wenn etwa ein landwirtschaftlicher Weg erneuert wurde, passiert es nicht selten, dass Laien das Werk betrachten und ihnen dabei verwundert der Mund offen stehen bleibt. Denn: "Es kann sein, dass die Fahrbahnbreite teilweise von zwei auf acht Meter umgebaut wird", sagt Ernst Lüdtke, Projektleiter Land- und Dorfentwicklung im Amt für Ländliche Entwicklung (ALE) Mittelfranken. "Damit rüsten wir uns für Anforderungen der Zukunft."

In Roßtal könnte es zukünftig einige offene Münder geben, denn dort werden von der Ansbacher Behörde gleich zwei Flurerneuerungsverfahren bearbeitet. Seit 2009 läuft das Verfahren Buttendorf, das auch die Ortsteile Neuses und Stöckach betrifft sowie die teils zu Zirndorf gehörende Gemarkung Weinzierlein – jedoch nur den Roßtal zugeordneten Bereich. Das Verfahrensgebiet der Flurneuordnung Weitersdorf umfasst auch Kastenreuth, Oedenreuth, Trettendorf und Wimpashof sowie einzelne angrenzende Flurlagen in den Gemarkungen Roßtal, Großweismannsdorf und Leichendorf (Zirndorf).

Das Weitersdorfer Verfahren begann 2014 und war Thema in der jüngsten Sitzung der Roßtaler Gemeinderäte. Markus Dohrer, Sachgebietsleiter Land- und Dorfentwicklung im ALE, präsentierte den aktuellen Verfahrensstand, eine Abstimmung fand im Gremium jedoch nicht statt. "Wird es auch nicht", informierte Dohrer. Denn für Entscheidungen bei Flurerneuerungen sind eigens gebildete Teilnehmergemeinschaften zuständig.

Deren Vorsitz hat der zuständige ALE-Bearbeiter inne, in Weitersdorf ist das Dohrer, in Buttendorf Lüdtke. Auch Bürgermeister Johann Völkl sitzt im jeweiligen Vorstand. Bei den übrigen Teilnehmern handelt es sich um die Eigentümer der betroffenen Flurstücke. Über Maßnahmen der Dorferneuerung, die in beiden Verfahren inbegriffen sind, werden die Gemeinderäte jedoch – natürlich – zu gegebener Zeit abstimmen.

Im Weitersdorfer Verfahren, so berichtete Dohrer in der Marktgemeinderatssitzung, werden die Investitionen in der Flur einen Umfang von voraussichtlich 1,9 Millionen Euro haben. Dafür sollen acht Kilometer Grünwege, sieben Kilometer Schotterwege, 350 Meter Asphaltwege und 170 Meter Pflasterwege gebaut werden – teils auf bestehenden Trassen, teils auf neuen. Der Fördersatz liege bei 82,2 Prozent, den Bonus für das Integrierte ländliche Entwicklungskonzept, kurz ILEK, inbegriffen.

Lüdtke kündigt für das Verfahren Buttendorf den Bau von knapp 17 Kilometern Grünweg an, fast neun Kilometer Schotterweg, 1,7 Kilometer Pflaster- und Rasengitterweg, 1,5 Kilometer Asphalt sowie 2,6 Kilometer so genannter Befahrbarmachungen. 1,418 Millionen Euro werden diese schätzungsweise kosten. Auch der Hochwasserschutz wird im Verfahren Buttendorf angegangen, neben Flächenrückhaltungen ist auch technischer Schutz geplant.

Kein starrer Plan

"Man darf sich die Erneuerungsverfahren aber nicht als fixen Plan vorstellen, der gleich durchgeführt wird", so Dohrer. Bis 2022 sollen im Weitersdorfer Fall zunächst die Flurstücke neu geordnet werden, so dass ein Grundeigentümer mit beispielsweise acht Äckern und drei Wiesen nur noch mit einem zusammengefassten Acker und einer Wiese im Grundbuch steht. Dann erst sollen die Wege angegangen werden.

Warum überhaupt eine Flurneuordnung? Lüdtke weist darauf hin, dass landwirtschaftliche Maschinen immer größer werden. Dank sogenannter rückwärtiger Erschließungswege sollen Landwirte nicht erst auf Hauptstraßen fahren müssen, sondern direkt über Flurweg zu ihren Feldern gelangen.

So, aber auch durch Umfahrungen, soll der landwirtschaftliche Verkehr, so weit möglich, aus den Ortschaften herausgehalten werden. Zumal es durch die noch zu beschließenden Dorferneuerungsmaßnahmen sein kann, dass die großen Maschinen gar nicht mehr durch alle Straßen passen.

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