Fifa-Korruption: Undurchsichtig und uninteressant

30.5.2015, 16:15 Uhr
Fifa-Korruption: Undurchsichtig und uninteressant

© afp/Coffrini

Die Fürther Fußballfans haben sich rar gemacht. Einfach war die abgelaufene Spielzeit wahrlich nicht, nur mit viel Dusel tritt das Kleeblatt auch künftig in der zweiten Liga an. Wer an diesem durchwachsenen Freitagnachmittag durch die Straßen läuft, trifft kaum jemanden, der über Fußball reden will. Eine Meinung zu den Korruptionsvorwürfen bei der Fifa? „Das interessiert mich nicht“, ist die häufigste Antwort.

Günther Dotzauer steht in seinem Imbiss-Stand am Dreiherren-Brunnen und wartet auf neue Kundschaft. Es sei im Weltverband doch „seit Jahren Usus, dass riesige Summen verschoben werden“, sagt er. „Da ist es eine ganz normale Reaktion, dass jetzt mal durchgegriffen wird.“ Warum ausgerechnet die USA federführend die Aufklärung vorantreiben wollen, ist für Dotzauer naheliegend: „Die haben selbst so viel Dreck am Stecken und müssen jetzt als Weltpolizei von ihren eigenen Problemen ablenken.“ Er persönlich habe, privat wie beruflich, jedenfalls noch keine Berührungspunkte mit Bestechung gehabt, sagt er, „und letztendlich muss doch auch jeder für sich selbst das Richtige tun“.

Shoppen statt Fußball

Fußball? Da sei eher sein Sohn der richtige Ansprechpartner, findet Christian Mrosewski, der gerade die Schuhe in einem Schaufenster in der Maxstraße begutachtet. Die Medienberichte zum Thema hat er freilich verfolgt „Es ist ja schon länger bekannt, dass es das gibt, es wurden doch auch schon Schiedsrichter bestochen.“ Und auch abseits des Sports, findet Mrosewski, komme es immer wieder vor, dass nicht alles komplett sauber abläuft – „in der Politik oder bei Baufirmen zum Beispiel“. Jahrelang habe er für ein großes Unternehmen gearbeitet und da so einige Ungereimtheiten mitbekommen, mit denen sich mancher in einem schwierigen Feld Vorteile verschaffen wollte.

Einen Vorteil hat auch Jan Schröder gegenüber vielen Menschen an jenem Nachmittag: „Ich habe Urlaub und will einfach das schöne Wetter genießen.“ Ärgerlich seien die Korruptionsvorwürfe schon, aber nichts weltbewegend Neues. In seinem Bekanntenkreis komme Käuflichkeit ab und an zur Sprache, vor allem wenn es um Reisen in weiter entfernte Länder geht. Schröder ist aber überzeugt, dass auch in Deutschland oft nicht alles mit rechten Dingen zugeht, besonders im Fußball und bei den Banken. Und auch an seinem freien Tag treibt ihn die Problematik um: Ein neues Buch will er sich besorgen, erzählt er. „Darin soll es auch genau um diese Dinge gehen. Wie uns die Industrie täuschen will zum Beispiel.“ Es scheint, als sei das oftmals undurchsichtige Thema anfällig für bestimmte Theorien, die derzeit immer häufiger ausgesprochen werden.

Wenige Meter weiter: Ein junger Mensch, flotten Schrittes in Richtung Hauptbahnhof unterwegs – doch auch ihm ist der Eklat weitgehend fremd: „Damit kenne ich mich wirklich überhaupt nicht aus“, sagt Pierre Köppe. Seinen Freundeskreis treibe der Skandal rund um die Fifa kaum um, ganz selten sei das einmal Gesprächsstoff gewesen. So und so sei das ein schwieriges Thema, „man kann das immer schwer beweisen“.

Fußball und die Feindschaft zwischen Club und Kleeblatt sind für Doris Kühnel aus Nürnberg weit weg. Gemeinsam mit einer Freundin ist sie nach Fürth gekommen, um sich die Neue Mitte anzuschauen. „Der Hammer“ sei das, was sie da in den vergangenen Tagen gehört hat. „Man hat sich natürlich schon immer gefragt, warum ausgerechnet Russland und Katar den Zuschlag für die Weltmeisterschaften bekommen haben“, erinnert sich die 68-Jährige, die sich allerdings wundert, warum erst jetzt allmählich Licht ins Dunkel kommt.

Als Beamtin hat sie im Arbeitsleben nie etwas angeboten bekommen, beteuert sie, „ich glaube, dass das eher in Ländern wie Griechenland oder Italien geläufig ist“. Genug gequatscht, jetzt geht es weiter ins neue Einkaufsparadies. Es gibt schließlich wichtigere Dinge als den Fußball und seine Skandale. Finden zumindest die Fürther.

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