Figurentheater in Fürth: Diabolische und schweinische Geschichten

6.5.2015, 11:05 Uhr
Figurentheater in Fürth: Diabolische und schweinische Geschichten

© Foto: Jesko Döring

Das Programm 2015 umfasst nicht nur Produktionen aus Figuren-, Bild- und Objekttheater, sondern lotet mit Tanz, Videoexperimenten und Performances auch die Grenzen zu anderen Theater- und Kunstformen aus. Fürth startet am 8. Mai um 20 Uhr mit einem der traditionsreichsten Figurentheater-Ensembles Deutschlands. Das Puppentheater Magdeburg kommt mit seiner Neuinszenierung von Heinrich Manns „Der Untertan“. Der Roman-Klassiker wird hier zu Ausflug in die „deutsche Seele“, bei dem vier diabolische Buffone durch die Lebensgeschichte der Mann’schen Hauptfigur Diederich Heßling spazieren und dessen Aufstieg zum ultimativen Untertan befeuern.

Preisgekrönt ist das Stück „F. Zawrel – Erbbiologisch und sozial minderwertig“ des Schuberttheaters Wien (16. Mai, 19.30 Uhr). Puppenspieler, Regisseur, und Figurenbauer Nikolaus Habjan erzählt die Lebensgeschichte Friedrich Zawrels nach, der die Folter und Qualen der NS-Kinderversuchsanstalt „Spiegelgrund“ überlebte. In anderer Formation, mit dem Schauspielhaus Graz, bringt Habjan Albert Camus „Das Missverständnis“ auf die Stadttheater-Bühne (14. Mai, 19.30 Uhr) und wagt einen Blick in die Abgründe der menschlichen Existenz.

Nichts für schwache Nerven sind das schwarzhumorig-böse Stück „Heiße Wammer“ des Berliner Weiten Theaters (Kufo, 10. Mai, 20 Uhr) und die alptraumhafte „Elchjagd“, zu der die Nürnberger Puppenspieler von Thalias Kompagnons blasen (Kufo, 12. Mai, 20 Uhr). Apokalyptisch wird es mit der New Yorker Künstlerin, Regisseurin und Puppenspielerin Robin Frohardt in „The Pigeoning“ (Kufo, 9. Mai, 20 Uhr), wenn der ordnungsfanatische Protagonist Frank im Central Park eine Taubenverschwörung gegen die Weltbevölkerung wittert. Festival-Stammgast Neville Tranter und sein Stuffed Puppet Theatre befassen sich 2015 ebenfalls mit einem Untergang – allerdings dem eines Megastars. In „The King“ (Kufo, 13. Mai, 19.30 und 21.30 Uhr) verfolgen sie den „Downfall of a Superstar“ in journalistische Klatschspalten, öffentliche Missgunst und Drogensumpf.

Ein TV-bekanntes Comedy-Format ist erstmals beim Festival vertreten: „Das volle Programm“ verspricht Michael Hatzius mit „Die Echse und Freunde“ (Kufo, 15. Mai, 20 Uhr). Das giftgrüne Viech ist so altklug wie arrogant, hat aber dennoch eine große Fangemeinde. Hat das Zigarren qualmende Urtier sein Feld geräumt, erobern tags drauf die animalischen Hauptfiguren des Theaters Zitadelle aus Berlin die Bühne (Kufo, kleiner Saal, 16. Mai, 22 Uhr). Frau Kuh, Herr Wolf, Frau Katze und Herr Spatz machen sich als „Die Berliner Stadtmusikanten II“ zu einem Gastspiel nach Fürth auf und fragen sich selbst und die Zuschauer: „Sag mal, geht’s noch?“

Tierisch wird es dieses Jahr auch im Kinder- und Familienprogramm des Festivals: Das Puppentheater Magdeburg begibt sich mit „Teddy Brumm“ auf eine abenteuerliche Suche nach der Freundschaft (Kufo, kleiner Saal, 10. Mai, 15 Uhr), und das Ensemble Materialtheater feiert mit dem „Mädchen im Löwenkäfig“ die gemeinschaftliche Rettung eines echten Zirkusses, mit Akrobaten, Clowns, einer Hexe und allerhand Getier (Kufo, 14. Mai, 16 Uhr). Mit dem Theater Urknall springen „Drei Schweine“ saulustig auf die Bühne, gefolgt von einem eher vertrottelten als bösen Wolf (Kufo, 17. Mai, 15 Uhr).

Zum Finale präsentiert das Festival im Stadttheater eine vielgelobte Inszenierung des kleinen Kulunka Teatro aus Spanien. In „André und Dorine“ widmet sich das Ensemble einfühlsam und humorvoll dem Kampf eines älteren Paares gegen Alzheimer (17. Mai, 19.30 Uhr).

Ausführliche Informationen sind dem kostenlosen Programmheft und der Website www.figurentheaterfestival.de zu entnehmen. Das Programmheft liegt in allen Vorverkaufsstellen, in öffentlichen Einrichtungen, Kulturzentren und Theatern aus. Karten für alle Festival-Programmpunkte gibt es im FN-Ticket-Point (Rudolf-Breitscheid-Straße 19, Tel. 77 98 70).

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