Fingerakrobat ersetzt Orchester

21.8.2017, 18:00 Uhr
Fingerakrobat ersetzt  Orchester

© Foto: Romir

"Stühle! Wir brauchen mehr Stühle!" Der Bühnenraum im Erdgeschoss der Kofferfabrik droht aus allen Nähten zu platzen, als immer mehr Besucher an die Konzertkasse drängen. Kein Wunder, denn der Künstler des Abends ist in der Szene der Akustik-Gitarristen ein echter Star: der in Kärnten geborene Thomas Leeb.

Manche seiner Fans reisen ihm sogar durch ganz Europa hinterher – und auch an diesem Abend macht das Publikum aus Fürth nur einen Bruchteil aus. Dass Leeb trotzdem in diese relativ kleine Location gekommen ist und hier auch einen Workshop für Gitarristen gegeben hat, ist vor allem das Verdienst von Guy Palumbo. Der Amerikaner, der seit zwölf Jahren in Fürth lebt, ist langjähriger Fan von Leeb und regelmäßiger Besucher der "Guitar-Bootcamps"-Workshops, die Leeb jedes Jahr in Österreich abhält.

"He's the man! Ein echtes Schwergewicht!", schwärmt Palumbo, der den Abend mit eigenen Kostproben eröffnet: "Eine riesige Ehre für mich!". Palumbos Songs drehen sich vor allem um seine Familie, sind dynamisch und schaffen eine gute Stimmung.

Musikalische Fundstücke

Auch Thomas Leeb ist begeistert: "Ich war das letzte Mal vor zehn Jahren in dieser Gegend. Dabei spiele ich gern im Süden Deutschlands, weil mich hier jeder versteht. Morgen bin ich in Oldenburg – im Norden red‘ ich lieber gleich Englisch", meint er mit Anspielung auf seinen österreichischen Dialekt. Dabei ist Leeb ein Weltenbummler im besten Sinne: Ob Asien, Afrika oder seine Wahlheimat Amerika, überall hat er sich musikalische Fundstücke mitgenommen, die er zu einem erstaunlichen Ensemble zusammenfügt.

Wenn man die Augen schließt, hat man wirklich den Eindruck, dass hier ein ganzes Orchester auf der Bühne steht, so geschickt und schnell verbindet er Rhythmus, Akkorde und Melodien auf seinem Instrument. Es scheint, als würde jeder Finger eine ganz eigene musikalische Funktion erfüllen.

Neben Eigenkompositionen spielt Leeb auch Arrangements von Stücken seiner Helden, etwa Bob Marleys "Get up, stand up" oder "Comfortably Numb" von Pink Floyd. Für letzteres bekam er sogar Feedback von höchster Stelle: Floyd-Gitarrist David Gilmour persönlich lobte Leebs Akustik-Version des Songs. Dennoch gibt sich Leeb angenehm bodenständig und bescheiden: "Alle Lieder sind meine Kinder – auch die widerspenstigen."

Ein äußerst gelungener Abend, der hoffen lässt, dass es nicht wieder ein Jahrzehnt dauern wird, bis Leeb in der Region vorbeischaut.

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