Flauschiges Bindeglied

7.11.2007, 00:00 Uhr
Flauschiges Bindeglied

© Winckler

Sie ist zugleich ein Symbol dafür, dass ein Miteinander zwischen europäisch-christlicher und morgenländisch-islamischer Kultur möglich ist, und das in einer Zeit, in der die bange Frage durchaus erlaubt ist, ob nicht der prophezeite «Zusammenprall der Kulturen» unmittelbar bevorsteht.

Das am Sonntag im Gottesdienst und in einem nachmittäglichen Festakt vorgestellte bewundernswerte Zeugnis traditioneller persischer Teppichknüpfkunst vereint «Schlüssel und Schwert» - das Emblem der Poppenreuther Kirchengemeinde - sowie die Symbole der vier Evangelisten mit orientalischen Paradiesornamenten. Geknüpft wurde die Brücke zudem im Iran durch Vermittlung des Fürther Teppichhauses Bonakdar von der Manufaktur Miri nach eingehenden Studien «vor Ort».

Um Kritikern zuvorzukommen: Die alte Brücke ist durch jahrzehntelangen Gebrauch abgenutzt. Auch war es schon immer ein berechtigtes Anliegen gläubiger Menschen, Gottes Lob auch durch Kunst im sakralen Raum zu verwirklichen. Zu einem Brückenschlag geriet schließlich auch der Festakt, den die Kirchengemeinde zusammen mit der Bayerisch-Iranischen Gesellschaft veranstaltete. Christian Schmidt-Scheer als Hausherr erläuterte zusammen mit Reza Bonakdar den Werdegang des Teppichs und die in ihm verkörperte Bildsymbolik.

Fürths OB Thomas Jung wertete das Ereignis als weiteren Beweis von Toleranz und gegenseitigem Verstehen, wofür es in Fürth eine durchaus gefestigte Tradition gebe. Auf einen Brückenschlag und damit einen praktizierten friedlichen Dialog zwischen orientalischer Dichtkunst und europäisch geprägter Musik verwies Peter Balszuweit, Vorstandsmitglied der Bayerisch-Iranischen Gesellschaft.

Schließlich folgte dem Augen- auch der angekündigte Ohrenschmaus: Der in Deutschland lebende Rezitator Reza Maschajechi trug Lyrik des im 13. Jahrhundert wirkenden Sufi-Mystikers Celaleddin Rumi vor, mit der dieser die Liebe, vor allem die Liebe zu Gott, als Kern des Universums preist. Die Gedichte, teils im O-Ton, teils in deutscher Übersetzung vorgetragen, beeindruckten die Zuhörer sowohl durch ihren Gehalt als auch durch den unaufdringlichen, aber die Kernaussage treffenden Vortrag. Das Dohnàny-Streichtrio mit Annette Schäfer, Gunter Teuffel und Tibor Bényi besetzte als hochkarätiges Kammerensemble sozusagen das europäische Brückenufer. Die intensiv und facettenreich vorgetragenen Werke von J. S. Bach, Mozart und Beethoven waren kein Gegensatz, sondern im fließenden Zusammenspiel mit der Rezitation eine stimmungsvolle Ergänzung der Lyrik. Und dies alles macht ein Teppich möglich. WERNER ROSSMANITH