Flixbus: „Wir wollen Menschen weg vom Auto bringen“

16.8.2016, 06:00 Uhr
Flixbus: „Wir wollen Menschen weg vom Auto bringen“

© Kirchmayer

Herr Schwämmlein, im vergangenen Frühjahr hat Flixbus eine Linie über Fürth nach Berlin ins Angebot genommen. Wie ist die Nachfrage?

Schwämmlein: Die Linie wird sehr gut angenommen. Wir wollen damit testen, wie gut Fürth als Haltepunkt neben unserem großen Knoten Nürnberg im Ballungsraum funktioniert. Am Ende des Jahres werden wir das Ergebnis analysieren und dann sehen, ob wir das Angebot weiter ausbauen werden.

Wie sieht es mit dem Landkreis Fürth aus? Ihre Eltern leben ja in Langenzenn. Gibt es Pläne, hier die größeren Städte ins Netz aufzunehmen?

Schwämmlein: Wir gehen ja mittlerweile gezielt auch in Mittelstädte, in der Region etwa nach Ansbach oder Schwabach. Den Landkreis Fürth fahren wir derzeit nicht an. Wir wollen immer einen Schritt nach dem anderen gehen. Leider ist Langenzenn oder eine andere Gemeinde im Fürther Landkreis noch nicht dabei. Wenn wir im kommenden Frühjahr den neuen Linienplan vorstellen, kann das aber durchaus sein.

Sie leben in München, wo neben Berlin das Flixbus-Hauptquartier liegt. Sind Sie selbst häufig mit Ihren Bussen unterwegs?

Schwämmlein: Grundsätzlich schon. Wenn ich meine Eltern besuche, nehme ich den Bus von München nach Nürnberg. Auch für Urlaubsreisen fahre ich gerne Bus.

Wie erklären Sie sich den Erfolg von Flixbus?

Schwämmlein: Ich denke, es sind viele kleine Dinge, die am Ende zu einem großen Ganzen zusammenkommen. Erstens finden die Kunden bei uns günstige Alternativen zu Bahn und Auto. Zweitens stellt unser Kooperationsmodell mit mittelständischen Busunternehmern etwas Besonderes dar. Es ermöglicht uns, relativ schnell zu wachsen – in diesem Jahr erwarten wir 30 Millionen Fahrgäste – ohne selbst Busse erwerben zu müssen. Und drittens haben wir ein tolles Team. Neben Berlin und München arbeiten in Paris, Mailand und Zagreb inzwischen fast 1000 Menschen für uns.

Ihre Mutter sitzt für die Grünen im Fürther Kreistag, auch Sie hatten bereits ein Mandat dort für die Partei, die sich aber vor allem für die Bahn stark macht. Gibt es da manchmal Diskussionen?

Schwämmlein: Nein, wir sehen den Erfolg der Buslinien beide sehr positiv. Eines der Ziele ist es ja, Menschen weg vom Auto und in öffentliche Verkehrsmittel zu bringen. Und bei einer guten Auslastung kann ein Bus eine bessere CO2-Bilanz aufweisen als ein Zug.

André Schwämmlein

André Schwämmlein

Wie kam es überhaupt dazu, dass Sie Mitgründer von Flixbus wurden?

Schwämmlein: Ich kenne meine beiden Partner Jochen Engert und Daniel Krauss zum Teil seit der Schulzeit. Nach dem Studium waren wir als Wirtschaftsberater tätig, haben uns aber schon während dieser Zeit Gedanken über eigene Geschäftsideen gemacht. Die Liberalisierung des deutschen Busverkehrs gab dann den Ausschlag.

Drei Geschäftsführer mit fränkischen Wurzeln – wie haben Sie Ihre Aufgabenfelder aufgeteilt?

Schwämmlein: Daniel ist für die IT zuständig, Jochen für die Finanzierung und das Controlling und ich für das operative Geschäft.

Dann können Sie uns ja bestimmt auch sagen, ob Ihre Kunden nach der Übernahme von Postbus mit Preiserhöhungen rechnen müssen. Schließlich war Flixbus bereits vorher Marktführer . . .

Schwämmlein: Das wurden wir auch schon gefragt, als wir 2015 mit MeinFernbus fusioniert haben. Unsere Fahrpreise blieben damals trotzdem stabil, denn wir müssen den Kunden ein Angebot machen, das sie gut finden. Sonst wählen sie andere Verkehrsmittel wie die Bahn oder das Auto. Dank eines attraktiven Liniennetzes gelingt es uns, erfolgreich und profitabel zu sein.

 

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