Flüchtlinge: Großer Andrang beim Info-Termin in Veitsbronn

18.9.2015, 08:48 Uhr
Flüchtlinge: Großer Andrang beim Info-Termin in Veitsbronn

© Foto: Markus Kohler

320 Sitzplätze reichten nicht: Rund 800 Menschen strömten in die Halle, um sich von Bürgermeister Marco Kistner, Vertretern der Regierung von Mittelfranken, der Polizei und des Landratsamtes über die geplante Unterbringung der Flüchtlinge im Gebäude des ehemaligen Seniorenheims in der Puschendorfer Straße informieren zu lassen. Jürgen Wagner, geschäftsleitender Beamter der Gemeinde, der die Moderation der Veranstaltung übernahm, forderte deshalb „zum Zusammenrutschen“ auf, „nur gemeinsam werden wir das Thema meistern“.

Beeindruckt zeigte sich der Bürgermeister. Er habe mit einem guten Besuch gerechnet, „aber nicht mit einem solchen Ansturm“. Dabei demonstrierten die Veitsbronner im Laufe des Abends, dass es mit Blick auf die künftige Situation wohl in geringerem Ausmaße Sorgen waren, die sie in die Zenngrundhalle geführt hatten, sondern in erster Linie Interesse und große Hilfsbereitschaft: 120 Menschen trugen sich spontan in die ausliegenden Listen ein und dokumentierten so ihren Wunsch, sich in einem noch zu gründenden Helferkreis zu engagieren. Dieses Gremium bzw. dessen Arbeit soll Gemeinde-Jugendpfleger Igor Ninic leiten und koordinieren. Das erste Treffen findet am Montag, 21. September, um 20 Uhr in der Zenngrundhalle statt.

„Nach bestem Wissen und Gewissen“, versicherte der Bürgermeister habe die Gemeinde die Veitsbronner bisher informiert, das werde auch künftig geschehen. Dass im Ort nun aber eine Dependance der ZAE anstatt wie zuvor kommuniziert ein Übergangswohnheim etabliert wird, diese Nachricht habe das Rathaus erst am Montagabend erreicht.

In Zirndorf registriert

Demnach hätten ursprünglich sogenannte Kontingentflüchtlinge in das ehemalige Seniorenheim einziehen sollen. Diese Gruppe von Menschen kommt auf Einladung des Innenministeriums nach Deutschland. Die Flüchtlinge werden nach bestimmten Kriterien in Lagern im Libanon oder in der Türkei ausgewählt. Sie brauchen keinen Asylantrag zu stellen, sondern erhalten sofort eine Aufenthaltszusage, dürfen arbeiten, sich eine Wohnung suchen und haben dadurch die Möglichkeit, sich vor Ort zu integrieren. Durch die Nutzungsänderung kommen jetzt jedoch zunächst Asylbewerber nach Veitsbronn. Die Flüchtlinge werden in Zirndorf registriert, medizinisch untersucht und durchlaufen ein Asylverfahren. In Veitsbronn sollen sie nur wenige Wochen bleiben und werden dann weiterverteilt.

Diese Nachricht zu verkünden, überließ Kistner dem Vertreter der Regierung von Mittelfranken. Robert Busse, Sachgebietsleiter Flüchtlingsunterbringung, verwies auf den enormen Zustrom nach Deutschland. 23 Dependancen und Notunterkünfte betreibe die Regierung in Mittelfranken, für 6720 Menschen stünden dort aber nur 5898 Plätze bereit. Auch in Zirndorf seien die Zugangszahlen „exorbitant“. Deshalb habe man überlegt, kurzfristig Veitsbronn als Dependance zu nutzen. Sechs bis zwölf Monate seien „als Zeitraum realistisch“.

Es gibt keinen Anlass "zu lügen"

Ein Bürger befürchtete, dass das Seniorenheim - der Mietvertrag für die Immobilie läuft auf zehn Jahre - dauerhaft ZAE-Dependance bleiben könnte. Denn womöglich bestünde künftig über die vier in Mittelfranken vorhandenen Übergangsheime hinaus kein Bedarf mehr. Die Regierung, sagte er, solle „mit offenen Karten spielen“. Es gebe keinen Anlass „zu lügen“, formulierte es Busse lax. Die Quote an Kontingentflüchtlingen sei bei weitem nicht abgearbeitet. Vorhersagen auf zehn Jahre könnten aber nicht getroffen werden.

Viele Beiträge drehten sich um die Themen Sicherheit, Ansprechpartner, Kosten und Integration. Dass der überwiegende Anteil der Besucher den Flüchtlingen unvoreingenommen gegenübersteht, zeigte die Reaktion auf die Anfrage eines Bürgers: Wer den Asylbewerbern deutsche Gesetze und Werte vermittle und ihnen erkläre, dass man keine Frauen angrapsche? Diese Wortmeldung erntete laute Buhrufe und die Erwiderung einer Bürgerin, solche Äußerungen schürten nur Angst. Der neue Helferkreis werde die Flüchtlinge aufklären, meinte Igor Ninic. Zu dessen Gründung am Montag, sagte er an die Adresse des Fragestellers gewandt „lade ich Sie gerne ein“.

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