Flughafenarchivar ist tot

10.12.2009, 00:00 Uhr
Flughafenarchivar ist tot

© Thomas Scherer

Die Leidenschaft für die Materie ist Roschmann gewissermaßen in die Wiege gelegt worden. Denn die ersten Jahre seines Lebens verbrachte er bei seiner Großmutter Käthe Brand, der legendären Wirtin des Atzenhofer Flugplatzcasinos. Die frühen Jahre zwischen Militärmaschinen, Mechanikern und Piloten haben ihn nachhaltig geprägt.

Roschmann war die Liebling der Flieger. Mal durfte er in ihre Uniform steigen, mal zog man ihn aus dem Fahrwerksschacht einer Heinkel He 11, wo er bei Spielen eingeschlafen war. Das 1971 abgebrannte Casino von «Mutti Brand» verströmte den Duft der weiten Welt. Im Gästebuch verewigten sich Größen wie Charles Lindbergh, Victor Hugo oder der Prinz von Griechenland und Dänemark. Mit großer Leidenschaft, Akribie und Ausdauer sammelte er alles, was an die Fürther Fliegerei erinnert: Fotos, Berichte, Dokumente und Requisiten – sowohl des alten Atzenhofer Fliegerhorsts wie des 1950 eröffneten Industrieflughafens auf der heutigen Hardhöhe, die früher Flughafensiedlung hieß.

An den bereits 1955 wieder geschlossenen Industrieflughafen erinnerte Roschmann mit einer Tafel, die am U-Bahn-Hausgang bei der Soldnerstraße aufgehängt wurde. Seinen Traum: eine Erinnerungsstätte für das Atzenhofer Flugplatzcasino einzurichten, konnte er nicht mehr verwirklichen. Entsprechende Pläne wurden durch die Bautätigkeit auf dem ehemaligen Kasernenareal zunichte gemacht. Kein Fürther war mit Leib und Seele derart der Luftfahrtgeschichte verbunden, wie Winfried Roschmann. Gestern wurde er in Fürth beerdigt.