Forum Stein: "Es ist noch Luft nach oben"

16.2.2018, 06:00 Uhr
"Es ist noch Luft nach oben", sagt Centermanager Michael Schüller über die Kundenfrequenz im Forum Stein. Er sucht nach Konzepten, die nicht überall zu finden sind.

© Berny Meyer "Es ist noch Luft nach oben", sagt Centermanager Michael Schüller über die Kundenfrequenz im Forum Stein. Er sucht nach Konzepten, die nicht überall zu finden sind.

Herr Schüller, vor Ihrem Wechsel nach Stein waren Sie viereinhalb Jahre in den Erlanger Arcaden aktiv. Was macht den Unterschied zwischen den Standorten aus?

Michael Schüller: Die Arcaden sind natürlich größer. Dadurch ist dort Platz für andere Geschäfte und Formate. Ansonsten ist der Unterschied nicht groß. In beiden Centern geht es um die Akzeptanz der Kunden.

Apropos Akzeptanz — das Einkaufsverhalten hat sich verändert. Viele Menschen kaufen ihre Produkte online. Sind Einkaufszentren überholt?

Schüller: Die Online-Riesen versuchen jetzt auch, im stationären Handel Fuß zu fassen, sie sehen darin also durchaus Potenzial. Das Einkaufszentrum ist heute mehr als ein Marktplatz, auf dem man schnell seine Einkäufe erledigt. Es ist eine Begegnungsstätte, dort geht man bummeln, trifft Bekannte auf einen Kaffee, kann mit der Familie etwas essen. Das ist etwas anderes, als allein zuhause am Computer zu bestellen. Einkaufen ist auch ein emotionales Erlebnis. Hier muss der stationäre Handel umdenken und Plätze für Menschen, die etwas erleben wollen, schaffen. Er braucht eine Start-up-Mentalität: festgefahrene Strukturen auflösen, auch mal etwas ausprobieren, etwas riskieren. Das Fehlgeschlagene muss man als Chance begreifen und das Erfolgreiche weiterentwickeln.

 Wie versuchen Sie, das Forum attraktiver zu machen?

Schüller: Wir bieten immer wieder kleine Aktionen an, das muss gar nicht immer das ganz große Event sein: mal eine Kinderbetreuung mit Basteln oder einen Treffpunkt für Hundebesitzer, mal ein Auftritt der Steiner Schlossgeister. Demnächst wird bei uns in Kooperation mit dem Kindergarten "Gräfin Ottilie" ein Basar stattfinden. Diesen richten wir gemeinsam mit dem Elternbeirat aus. Im Herbst planen wir, unseren Kunden einen Reifenwechsel anzubieten. Dieser wird in unserer Tiefgarage durchgeführt, während der Wartezeit können die Menschen bei uns ein Eis essen oder sich die Haare schneiden lassen. Solche Aktionen werden kontinuierlich stattfinden, das spricht sich herum, das erhöht die Akzeptanz.

Von der Steiner Hauptstraße aus ist das Forum fast versteckt. Es ist wegen des relativ großen Platzes davor trotz seiner Größe nicht gut erkennbar. Was lässt sich hier verbessern?

Schüller: Wir arbeiten daran. Es ist ein sehr großer Nachteil für uns, dass wir vom vorbeifahrenden Verkehr erst zu spät erkannt werden. Wir wollen die Sichtbeziehung zwischen der Straße und dem Forum stetig verbessern. Wir beginnen mit Fahnen und einer regelmäßig durchgeführten Verteilaktion.

Ursprünglich ging man davon aus, dass das Forum viele der Autofahrer anlocken würde, die tagtäglich in Stein im Stau stehen. Ist das gelungen?

Schüller: Im vergangenen Jahr ist die Kundenfrequenz um 5,7 Prozentpunkte gestiegen. Doch ich will nicht verschweigen, dass noch Luft nach oben ist. Wer im Stau steht, ist angespannt, hat schnell schlechte Laune. Da kommen wir und sagen: Ihr steht gar nicht im Stau, sondern gleich neben dem Super-Drive-in Forum Stein – entspannt euch bei uns und fahrt dann erst heim.

Michael Schüller ist Centermanager im Forum Stein.

Michael Schüller ist Centermanager im Forum Stein.

Woher kommen Ihre Kunden?

Schüller: Der Schwerpunkt kommt natürlich aus Stein. Danach folgen gleich Nürnberger aus Röthenbach und Eibach, Oberasbacher und Roßtaler. Was mich verwundert hat, es sind auch zahlreiche Fürther unter unseren Kunden.

Haben Sie bei den Fürthern nochmals nachgehakt, was ihnen so gut am Forum gefällt?

Schüller: Das ist der Personenkreis, der Einkaufen in der Innenstadt als lästig empfindet. Bei uns finden sie schnell einen Parkplatz, fahren nach oben in unsere Ladenpassage, machen den wöchentlichen Großeinkauf, nehmen vielleicht noch eine Jeans oder ein neues Elektronikgerät mit und fahren gut gelaunt nach Hause. Alles ganz entspannt.

Gerade in Stein gibt es immer wieder Zweifler, ob das Forum rentabel ist. Kritisiert wird der Leerstand von drei Läden oder der Sportartikelanbieter Hervis, bei dem nur online bestellt werden kann. Hartnäckig hält sich auch das Gerücht, der Elektronikfachmarkt Medimax hätte kaum mehr Mitarbeiter. Was antworten Sie darauf?

Schüller: Leerstand ist bis zu einem gewissen Maß sogar gesund. Denn so kann man rasch auf neue Konzepte und Moden reagieren. Im Forum fehlen derzeit bestimmte Angebote wie Kindermode oder Spielzeug, Dienstleister wie eine Reinigung oder ein Schlüsseldienst wären schön. Konzepte, die nicht überall ansässig sind, sollen bei uns Platz finden. Gegen Gerüchte kann man nicht viel ausrichten, aber Medimax hat mit Sicherheit ausreichend Mitarbeiter. Und Hervis hat uns ausgesucht, um einen Versuch zwischen online und stationärem Handel zu starten. Irgendwo muss man so etwas ja ausprobieren, und warum nicht in Stein?

Ein Riesenerfolg war im vergangenen Jahr die Seniorenmesse des Landkreises, die im Forum veranstaltet wurde. Was haben Sie in den Gesprächen mit den Besuchern erfahren?

Schüller: Die Veranstaltung darf gerne wiederkommen. Ich habe viel positive Resonanz von den Besuchern und den Ausstellern erhalten. Nur die Bezeichnung Seniorenmesse fand ich nicht so treffend, denn es ging um viele Themen, die alle Generationen angehen.

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