Fotografie: Die Renaissance der Dunkelkammer

24.2.2018, 16:00 Uhr
Fotografie: Die Renaissance der Dunkelkammer

© Foto: Marion André

Ganze 15 Jahre lag die Dunkelkammer des Steiner Foto-, Film- und Videoclubs im Dornröschenschlaf, nachdem Anfang des neuen Jahrtausends die digitale Fotografie weltweit ihren rasanten Siegeszug angetreten hatte. Was einerseits durch schnelle Verfügbarkeit und neue Bearbeitungsmöglichkeiten ungeahnte Möglichkeiten erschloss, brachte in den Augen vieler Foto-Fans den Verlust eines perfektionierten Handwerks mit sich.

Friedrich Martschin, passionierter Analogfotograf und Kulturpreisträger der Stadt Stein, ist überzeugt, dass "mittlerweile eine kleine, etwas elitäre Renaissance der analogen Fotografie in Gang gekommen ist". 2010 hatte sich der damalige Vorsitzende des Steiner Fotoclubs entschieden, die alten Sachen nicht wegzuwerfen. Denn: Die Erfahrung zeige, dass überholte Massentechniken früher oder später in der Kunst landeten.

Mit Unterstützung der Stadt investierte er unzählige Arbeitsstunden in die Sanierung der Räumlichkeiten. Durch den enormen Preisverfall gelang es, sehr günstig hochwertige, halbprofessionelle Vergrößerer und Objektive zu erstehen. An sieben verschiedenen Geräten können jetzt Filmformate vom Kleinbild über Mittelformat bis zum 4 x 5 Inch Profiformat bearbeitet werden.

Chemikalien und Filme zu besorgen, so Martschin, sei übrigens "überhaupt kein Problem". In Italien etwa habe erst vor kurzem eine Fotofirma ein neues Werk eigens für Schwarzweiß-Filme gebaut. "Nicht, dass wir digital nicht könnten", betont der 79-Jährige, "da sind wir ganz groß mit dabei." Aber der Altmeister hat eben eine Schwäche für wohlüberlegte Bildauswahl und die gestalterische Umsetzung erlernten Wissens, bevor der Auslöser gedrückt wird.

14 Tage in Island, bis das Licht passt

Hinterher bearbeitet wird nicht. Das Bild muss vorher "fertig" sein, die Einstellungen müssen stimmen. Da heißt es dann schon einmal, 14 Tage vor einem Wasserfall in Island zu campieren, bis das Licht passt und der gewünschte Regenbogen erscheint.

Der Kauf einer Asahi Pentax-Spotmatic markierte 1970 für Friedrich Martschin den Beginn einer großen Leidenschaft. Seitdem ist der Autodidakt pausenlos in Sachen Fotografie unterwegs. Als gelernter Lehrer kann er dabei seinen Beruf sehr gut mit dem Hobby verbinden: seit 1976 an der Volkshochschule Stein als Dozent für Fotografie, als Lehrer in mehreren Schullabors, wie zum Beispiel an der Berufsschule und der Schickedanz-Schule in Fürth. Als 1980 der Steiner Foto-, Film- und Videoclub gegründet wurde, war er dabei und stand dem Verein zehn Jahre lang vor.

Werke aus 40 Jahren

Nun möchte er anlässlich der Wiedereröffnung des Labors mit einer Fotoausstellung den Besuchern die Vielseitigkeit und Möglichkeiten analoger Fotografie nahebringen. Werke und Experimente aus 40 Jahren werden zu sehen sein, darunter selbst hergestellte sogenannte Fotogramme, also "Fotografie ohne Kamera". Dahinter verbergen sich Experimente mit lichtempfindlichen Materialien wie bei William Henry Fox Talbot, einem Fotopionier des 19. Jahrhunderts, der später durch ein spezielles Verfahren die ersten Abzüge vom Negativ ermöglichte. Aber auch Portrait-Silhouetten, Bilder mit Motiven der Stadt Stein, Schülerarbeiten, analoge Diaprojektionen und vieles mehr.

Wer auf den Geschmack kommt, kann hier künftig das analoge Schwarzweiß-Handwerk in Wochenendseminaren erlernen. Ab Februar 2019 stehen Labor und Ausstattung Schülern der Volkshochschule Stein zur Verfügung. Zudem sollen Interessierte auf Anfrage die Räumlichkeiten vormittags nutzen können.

Eine kleine Renaissance der analogen Photographie: Fotoausstellung am Sonntag, 25. Februar, von 10 bis 18 Uhr in den Clubräumen des Steiner Fotoclubs, Mühlstraße 29, 90547 Stein, Informationen unter Tel. (09 11) 67 83 43.

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