Franz U. Janetzkos Kunst der betonharten Ironie

24.8.2017, 17:00 Uhr
Franz U. Janetzkos Kunst der betonharten Ironie

© Foto: Hans Winckler

Über Franz Ulrich Janetzko ist, auch an dieser Stelle, seit Jahrhunderten alles gesagt und geschrieben. 65 ist er seit Ende Dezember 2016 und ein Leuchtturm in einer an Glühwürmchen reichen Szene seit zwei Dekaden, wenn nicht länger. Damals griff Thomas Foerster zum ersten Mal zu, und es ist keineswegs despektierlich gemeint, wenn man 2017 feststellt: Falsch macht er mit der Wahl, die erneut auf Janetzko fiel, nichts.

Ein Ironiker und Hintersinns-Fachmann ist der gebürtige Erfurter; das weiß der Kunstgänger im Großraum, so wie Kinder wissen, dass abends der Sandmann vorbeischaut. Die Foerstermühle versammelt in diesem Sommer Janetzko-Arbeiten seit den neunziger Jahren aufwärts, das Allermeiste ist alles andere als eine Erstbegegnung — wenngleich, so viel Nähkästchen-Plauderei sei erlaubt, die Kollegin in Foersters Anwaltskanzlei den im Flur in einer Ecke deponierten Besen kurzerhand dann lieber doch in einen lichtscheueren Raum befördern wollte. Bis sie merkte, dass so betonschwer kein echter Gebrauchsbesen sein kann.

Das große "Dennoch" an dieser Schau: Fast alles kennt man und glaubt es zu kennen, doch nichts ermüdet oder langweilt. Janetzko, der sich seit längerem vom Faible für Holz ein wenig ab- und dem Beton zugewandt hat, beweist ein Händchen für Zeitlosigkeit und Aktualität zugleich. Ein Gang durch den Garten, wo das Interessanteste versammelt ist, ist wie ein neues Kennenlernen diverser Klassiker. Die Zipfelmützen, der Reichsapfel mit Krone, das "Hexenkessel" genannte Stadion, das sich auf den zweiten Blick als hundsprofane Vogeltränke entpuppt: Der betonierte Hintersinn der sehr gern auf — meist die Antike zitierenden — Säulen drapierten Arbeiten stößt 2017 in eine neue Dimension von Relevanz vor.

Macht und Machtinsignien zu ironisieren, das war stets eine der Lieblingsbeschäftigungen des in der Theaterstraße schaffenden Künstlers; aber wie groß ist das Aha-Erlebnis für jene Betrachter, die mit Janetzkos Kunst noch nie in Berührung kamen — und für jene, die beim Blick auf Potentatendarsteller zwischen Ankara, Moskau und Washington eh nicht mehr anders können, als sich in gallige Ironie zu retten. Keine Ahnung, wie oft Janetzkos "Tempel" mit seinen absurd zusammengezwänkten zwölf Säulen und dem roten Schornstein bereits in Galerien der Region — den 2. Preis des NN-Kunstpreises heimste er 2003 ein — zu sehen war. Ungetrübt treffsicher ist die karikierende Pointe jedoch allemal. Bei den im Nichts endenden Beton-Treppen ist es Janetzko selbst, der 2017 die aktuelle Assoziation spendiert. An das wippende Freiheits- und Einheitsdenkmal auf der Berliner Schlossfreiheit — erst beschlossen, dann versenkt, dann wieder beschlossen — muss er denken; er findet es "ziemlich sinnlos".

Und wo wir schon beim Thema Beton sind: Eine Meinung zum Erhard-Zentrum hat er natürlich ebenfalls, eine sehr deutliche. Aber das ist eine andere Geschichte.

ZSiehe "Fürther Kunststücke" auf dieser Seite.

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