Französische Azubis halfen in fränkischen Betrieben

25.9.2017, 21:00 Uhr
Französische Azubis halfen in fränkischen Betrieben

© Foto: Kreishandwerkerschaft

Drei Wochen verbrachten die jungen Franzosen in Stadt und Landkreis Fürth, um mit ihren deutschen Kollegen Sprachkenntnisse auszutauschen, in Betrieben zu arbeiten und Freundschaften zu schließen. Hauptorganisator war Thomas Mörtel, Geschäftsführer der Kreishandwerkerschaft (KHS) Fürth. Diese war zugleich auch der Kooperationspartner des Berufsschulzentrums "CFA Bâtiment Limoges". Angestoßen hatte das Austauschprojekt Rosmarie Kolb vom Deutsch-Französischen Freundeskreis in Oberasbach.

Zwei Jahre vorbereitet

Zwei Jahre hat die Vorbereitung des ersten Austauschs dieser Art gedauert, der mit einem einwöchigen Sprachkurs im Seminarraum der KHS an der Fürther Freiheit begann. Bei ihrem Aufenthalt in Franken wurden die 18- bis 20-jährigen Nachwuchshandwerker aus dem CFA Bâtiment Limoges von zwei Lehrkräften begleitet. An dem Austausch nahmen neben Schülern des Fürther Berufsschulzentrums 1 auch die vier deutschen "Tandem"-Partner der Franzosen teil: der angehende Maurer Sebastian Knörr, Schreinerazubi Pavlo Bilgoradskyy sowie die Zimmererlehrlinge Jakob Kolb und Katrin Auer. Sie half mit ihren guten Französischkenntnissen auch mal bei Verständnisproblemen. Mit Annie Gabsteiger aus Cadolzburg war der Gruppe zudem dauerhaft eine Sprachbegleiterin zur Seite gestellt.

Rosemarie Kolb beeindruckte es besonders, wie unkompliziert sich die jungen Leute trotz Sprachbarrieren im hiesigen Handwerksalltag zurechtfanden. Egal, ob es galt, Bretter an einem Turm zu tauschen, eine Abbruchräumung durchzuführen oder Dekoteile einer Ladeneinrichtung in Zirndorf zuzuschneiden: Die Gäste hätten sich wie selbstverständlich in ihrem Metier bewegt, lobte die Initiatorin. Überdies seien sie stets höflich und verlässlich gewesen, betonte die Frau des Obermeisters der Zimmerer-Innung Fürth, Hans Kolb.

Die Chance, zwei Wochen aktiv in fränkischen Betrieben mitzuarbeiten, boten die Schreinereien Claus Fleischmann und Max Boss in Fürth, der Ladenbau-Spezialist Virea Wurm GmbH in Zirndorf, das Bauunternehmen Georg & Fritz Knörr in Heilsbronn sowie die Zimmereien Manfred Hirsch in Langenzenn und Thomas Lederer in Flachslanden. Finanziell und ideell beteiligt an dem Projekt haben sich neben dem Hauptfinanzgeber, dem deutsch-französischen Sekretariat für den Austausch in der beruflichen Bildung in Saarbrücken, die Kreishandwerkerschaft Fürth, der Bezirk Mittelfranken als Partner der Region Limousin, die Stadt und der Landkreis Fürth, die Baustoff-Union in Nürnberg und die Münchener Verein Versicherungsgruppe.

Die Azubis aus dem Herzen Frankreichs waren mit ihren Chefs, Kollegen und "Tandem"-Partnern aber nicht nur in der Werkstatt und auf Baustellen unterwegs, sondern wohnten teils auch unter einem Dach mit ihnen. Andere Azubis waren bei Gastfamilien untergebracht.

Koffer 4.0

In der Fürther Kreishandwerkerschaft wurden die Teilnehmer des Austauschs begrüßt und mit Laptop-Taschen der Handwerkskampagne "Werkzeugkoffer 4.0" bedacht. Bürgermeister Markus Braun empfing die Gäste im Rathaus und Bezirkstagspräsident Richard Bartsch begrüßte sie im Bezirksrathaus in Ansbach. Zum Programm gehörten ferner Besuche in den Ausbildungszentren der HWK an der Nürnberger Sieboldstraße und im Maurer- und Zimmerer-Bildungszentrum Ansbach, bei den Fürther Schreinertagen und in der Berufsschule, in der Baustoff-Union und anderen beteiligten Betrieben.

Im Land jenseits des Rheins mal beruflich über den Tellerrand zu schauen, war aber nicht der einzige Anreiz des Austauschs. Um den Gästen die fränkische Kultur und Lebensart nahezubringen, besuchten die Auszubildenden — je nach Wohnort — die Kirchweihen in Ammerndorf, Cadolzburg, Oberasbach und Obermichelbach. Bei Bier und fränkischer Bratwurst wurden Freundschaften besiegelt.

Eine Besichtigung des Nürnberger Doku-Zentrums Reichsparteitagsgelände und des Freilandmuseums in Bad Windsheim rundeten Angebot ab. Zum Abschluss gab es noch ein Fest für Helfer und Teilnehmer. Von Nürnberg flogen die französischen Handwerker dann via Paris zurück ins Zentralmassiv. Schon Anfang 2018 dürfen sie sich auf ein Wiedersehen mit ihren neuen Kumpels freuen; dann organisiert die Kreishandwerkerschaft Fürth nämlich einen dreiwöchigen Gegenbesuch für maximal acht fränkische Teilnehmer.

Mörtel bewertet das Austauschprojekt schon jetzt als vollen Erfolg – vor allem dank der großen Motivation der Auszubildenden. Auch Kolb zeigt sich "absolut begeistert": Es habe sich gelohnt, dieses Experiment zu wagen. Denn es habe bewiesen, dass für Handwerker in der grenzüberschreitenden Kooperation nicht einmal die Sprache ein Hemmschuh sei. Diese erste Austausch-Generation sei der ideale "Türöffner" für die nächste.

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